- Katherine -
"Geh! Geh, wenn du willst!", sagte er leise. "Aber vergiss nicht, ein Teil von dir gehört mir. Für immer."
Wie gebannt stand ich da und starrte den schwarzhaarigen Lockenkopf vor mir an, wie er sich unbedacht hinter den Schreibtisch setzte und sich wieder den Pergamenten zuwendete, als wäre nie etwas geschehen.
Meine Hände zitterten vor Wut und ich ballte sie zu Fäusten.
So ein verdammtes Arschloch! Ich hasse ihn!
Ich atmete tief durch und lockerte meine Fäuste wieder, bis ich schließlich Absatz kehrt machte und mit schnellen Schritten den Raum verließ.
Mein Herz schlug noch immer wild, als ich die Tür zu Toms Arbeitszimmer hinter mir ins Schloss fallen ließ. Der Raum schien mir zu klein, zu dunkel, als könnte er mich mit all der bedrückenden Macht, die von Tom ausging, erdrücken. Doch als ich auf den Flur hinaustrat, fühlte es sich an, als könnte ich endlich wieder atmen. Der Gang war still, unheimlich still. Es war, als würde dieses Haus, das mich so lange festgehalten hatte, meinen Aufbruch spüren.
Meine Füße trugen mich fast automatisch zu meinem Zimmer. Ich schob die Tür auf und betrat den Raum, den ich viel zu lange als Zuflucht gesehen hatte. Doch jetzt, mit den Augen einer Frau, die sich endlich befreien wollte, wirkte alles hier fremd. Es war nicht mehr mein Zuhause – vielleicht war es das nie.
Ohne nachzudenken, begann ich, meine Sachen zu packen. Jede Bewegung war hastig, fast panisch, als würde mich die Angst verfolgen, Tom könnte plötzlich hereinstürmen und mich erneut in dieses Netz aus Angst und Kontrolle verstricken. Meine große Reisetasche lag offen auf dem Bett und ich stopfte wahllos Kleidung hinein. Ein paar Bücher, eine Handvoll anderer Dinge, die mir über die letzten Monate hinweg ein wenig Normalität gegeben hatten und so viele Klamotten, wie dort noch Platz hatten. Meinen Zauberstab behielt ich lieber griffbereit bei mir.
Mein Atem ging schneller, während ich weiterpackte, doch ich hielt mich an einem Gedanken fest:
Ich würde entkommen.
Ich würde endlich frei sein.Als ich die Tasche schloss und diese mithilfe des Trageriemens schulterte, warf ich einen letzten Blick in den Spiegel. Mein Gesicht war bleich, die Augen gerötet, aber in meinem Blick lag eine Entschlossenheit, die ich in mir nicht mehr für möglich gehalten hätte. Zum ersten Mal seit langem sah ich nicht mehr das Opfer, das ich geworden war, sondern die Kämpferin, die ich sein musste.
Ich öffnete das Fenster und blickte hinaus auf die Felder, die das Anwesen umgaben. Dieser Ort war schön, aber er hatte sich immer wie ein Käfig angefühlt. Heute war es anders. Heute fühlte ich mich zum ersten Mal nicht mehr gefangen. Das Zimmer hinter mir, die Vergangenheit, schloss ich mit einem leisen Klick der Tür endgültig ab.
Kaum war ich aus der Haustür hinausgetreten und spürte die kühle Winterluft auf meiner Haut, hielt ich einen Moment inne. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, ein Ausdruck reiner Erleichterung. Es fühlte sich unwirklich an – dieser Moment, in dem ich wusste, dass ich es geschafft hatte, dass ich ihm endlich entkommen war. Ein kurzer Moment der Freiheit. Ich schloss die Augen und ließ die frische Luft in meine Lungen strömen, als könnte sie mich von all den Erinnerungen reinigen, die mich in diesen Mauern erstickt hatten. Für diesen einen Moment, hier draußen, war ich einfach nur ich. Kein Teil von ihm. Keine Marionette in seiner grausamen Inszenierung. Nur Katherine.
Doch ich wusste, dass die Gefahr noch nicht vorüber war. Ich drehte mich um und blickte ein letztes Mal zurück. Der Himmel über mir zog sich langsam zu, dunkle Wolken krochen über die Landschaft, und ein kalter Wind zerrte an meinem Mantel. Es war, als ob der Ort selbst spüren würde, dass ich ging, dass etwas Endgültiges passierte.
„Genug", murmelte ich zu mir selbst und hielt meinen Zauberstab fest in der Hand. Der Plan war klar: London, dann weiter durch das Flohnetzwerk nach Rumänien. Weit weg von hier. Weit weg von Tom.
Ich disapparierte und landete mitten in einer Seitenstraße in London, nur wenige Schritte vom Tropfenden Kessel entfernt. Die kühle Luft beruhigte meine Nerven, aber mein Herz raste noch immer. Mein Kopf war voller Gedanken: Tom, der mir drohte, mich zu töten, nur weil er Angst hatte, ich könnte ihn verlassen. Seine Entschuldigung, die doch keine echte war. Seine Kontrolle, seine Dunkelheit. Und dann die Erkenntnis, dass ich nur wegen seiner Horkruxe für ihn von Bedeutung sein könnte. Aber jetzt war ich frei. Zumindest für den Moment.
Ich zog meinen Mantel enger um mich und ging schnellen Schrittes in Richtung des Pubs. Niemand schien Notiz von mir zu nehmen, aber das war gut so. Ich wollte auch nicht auffallen. Je unauffälliger ich blieb, desto sicherer war ich.
Im Inneren des Tropfenden Kessels umfing mich sofort die wohlige Wärme des Pubs. Die vertraute Mischung aus Butterbier, Rauch und gebratenem Essen lag in der Luft. Doch heute Nacht wollte ich nicht hier sitzen und einen warmen Trank genießen oder mich in den Gesprächen der anderen Hexen und Zauberer verlieren. Ich brauchte Ruhe. Ich brauchte einen Plan.
Ich ging direkt zur Theke, wo Tom, der Wirt, mich freundlich anlächelte. "Katherine! Es ist viel zu lange her!"
„Hallo Tom, schön dich zu sehen", erwiderte ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Der Wirt war immer freundlich und zuvorkommend zu mir gewesen, als ich hier wohnte. "Ich habe es etwas eilig und brauche ein Zimmer für die Nacht, bitte", sagte ich bestimmend, schnitt ihm damit die Möglichkeit ab, mit mir noch weiter zu plaudern und legte dabei ein paar Münzen auf den Tresen.
„Natürlich", antwortete er und überreichte mir einen Schlüssel. „Zimmer fünf."
Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg die knarrende Treppe hinauf. Zimmer fünf lag am Ende des Flurs, und als ich es betrat, umfing mich eine angenehme Stille. Es war nicht groß, aber sauber, mit einem einfachen Bett, einem kleinen Schreibtisch und einem Fenster, das zur Straße hinausblickte. Der Raum fühlte sich sicher an, weit entfernt von Toms finsterer Welt, und ich ließ mich mit einem Seufzer auf das Bett fallen.
Während ich an die Decke starrte, zogen die Ereignisse des Tages noch einmal an mir vorbei. Toms Augen, die vor Wut und Verzweiflung glitzerten. Seine Stimme, die erst sanft, dann bedrohlich wurde, als er merkte, dass ich ihm entgleiten wollte. Und schließlich der Moment, in dem ich die Wahrheit ausgesprochen hatte.
Der Gedanke schmerzte. So viele Male hatte ich versucht, hinter die Maske zu blicken, die er immer trug. Hatte versucht, den jungen Tom Riddle zu sehen, den ich vielleicht noch retten könnte. Doch heute, als ich ihn so wütend und besessen vor mir stehen sah, war mir klar geworden, dass der Tom, den ich kannte, längst verschwunden war. Ich war nur noch ein Teil seines finsteren Plans, ein Teil seiner Seele, der ihm Macht verlieh. Und das war alles, was ich für ihn bedeutete.
Die Wut, die in mir aufstieg, ließ mich den Griff des Bettrahmens fest umklammern. Ich wollte nicht mehr seine Marionette sein. Ich wollte mein eigenes Leben zurück. Und um das zu tun, musste ich so weit weg von ihm wie möglich.
Rumänien.
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Falling for the dark - Tom Riddle Fanfiction
Hayran KurguTom Riddle Fanfiction Fortsetzung des Buches "Falling for the past"! ---------------------------- Nach einem scheinbar nicht enden wollenden langen Jahr treffen Katherine und Tom endlich wieder aufeinander! Jedoch haben sich ihre Leben verändert und...