Kapitel 18

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Die Wut, die in mir aufstieg, ließ mich den Griff des Bettrahmens fest umklammern. Ich wollte nicht mehr seine Marionette sein. Ich wollte mein eigenes Leben zurück. Und um das zu tun, musste ich so weit weg von ihm wie möglich.

Rumänien.



Rosier hatte mir erzählt, wie wild und frei es dort war. Wie die Drachen in den Bergen lebten, frei von den Zwängen der Menschenwelt. Und wie er dort eine Art Freiheit gefunden hatte, die ich mir nicht mehr vorstellen konnte. Er hatte mich eingeladen, ihn zu besuchen, und jetzt wusste ich, dass das meine Chance war. Weg von Tom, weg von seinem Einfluss. Ich könnte ein neues Leben beginnen.

Doch es gab eine kleine Stimme in mir, die zögerte. Die Angst, dass Tom mich finden würde. Dass er mich nie wirklich gehen lassen würde. Doch dann erinnerte ich mich an das Lächeln, das mein Gesicht erhellt hatte, als ich vor seinem Haus stand. Zum ersten Mal seit Wochen hatte ich das Gefühl von Freiheit gespürt. Und dieses Gefühl wollte ich wiederhaben.

Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war der Himmel grau, und ein feiner Nieselregen prasselte gegen das Fenster. Doch ich fühlte mich leichter, erfrischt. Ich sprang aus dem Bett, zog meine Sachen an und schnappte mir meine Tasche. Es war Zeit, London zu verlassen. Zeit, mein neues Leben zu beginnen.

Unten im Pub herrschte reges Treiben. Der Duft von Frühstücksgerichten lag in der Luft, und ich überlegte kurz, ob ich etwas essen sollte, aber der Gedanke, hier sitzen zu bleiben, während der Tag begann, fühlte sich falsch an. Ich musste weiter, bevor ich es mir anders überlegte. Ich knallte den Zimmerschlüssel auf den Tresen, bedankte mich in windeseile beim Wirt und raste in die entgegengesetzte Richtung. Am Kamin des Pubs blieb ich ruckartig stehen und sah das glitzernde Flohpulver, das in einer Schale bereitlag, an. 

Sollte ich diesen Schritt wirklich wagen? Das könnte alles verändern...

Ich schüttelte diesen Gedanken so schnell ab, wie er kam. Mein Ziel stand fest: Rumänien, Drachenreservat. Ich trat in den Kamin, warf das Pulver in die Flammen, die sofort grün aufloderten, und rief laut: „Drachenreservat, Rumänien!"

Das vertraute Gefühl des Flohnetzwerks umhüllte mich und für einen Moment drehte sich alles um mich herum. Es war wie ein Strudel, der mich durch Raum und Zeit schleuderte, bis ich schließlich festen Boden unter den Füßen hatte und mich in einer völlig neuen Umgebung wiederfand.

Als ich aus dem sich im Freien befindenden Kamin hinaus trat, umfing mich die klare, kühle Luft der Karpaten. Vor mir erstreckte sich das Drachenreservat, ein weitläufiges, raues Gelände, das von hohen Bergen und dichten Wäldern umrahmt war. Die Luft roch nach Feuer und Magie und in der Ferne hörte ich das ferne Brüllen eines Drachen.

Es war atemberaubend.

Ich zog meine Tasche fester an mich. Hier war alles anders als in London oder bei Tom. Es war wild, frei, ungezähmt. Ein Ort, voller neuer Möglichkeiten. Der Gedanke daran erfüllte mich mit einer Mischung aus Nervosität und Aufregung.

Ich stand am Rande des Drachenreservats und ließ meinen Blick weiter über das Gelände schweifen. Der Wind zerrte an meinem Mantel, während ich die kühle Luft tief in meine Lungen zog. Einige weit entfernte Menschen trugen Säcke zu einer kleinen Hölzernen Hütte, doch Rosier konnte ich nicht unter ihnen ausmachen. Um mich herum ragten hohe Felsen auf, zwischen denen vereinzelt Drachen in der Ferne zu erkennen waren. Ihr Brüllen hallte durch die Berge.

Ich ging einen schmalen Pfad entlang, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Jeder Schritt ließ die Nervosität in mir wachsen. 

Was, wenn ich ihn nicht fand? Was, wenn Tom mich doch aufgespürt hatte? 

Falling for the dark - Tom Riddle FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt