Doch für den Moment reichte es, dass ich hier war, weit weg von Tom, in einem Land voller wilder, freier Magie.
Rosier ging neben mir, und obwohl er mich nicht direkt ansah, spürte ich seine Anwesenheit deutlich. Es war, als ob er meine Gedanken lesen könnte, aber er drängte nicht. Er ließ mir den Raum, den ich brauchte, genau wie damals, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Damals war ich ebenfalls auf der Suche nach Antworten gewesen, nach einem Platz, an dem ich mich sicher fühlen konnte. Und auch jetzt suchte ich nach etwas Ähnlichem. Doch dieses Mal ging es nicht nur darum, einen Ort zu finden. Es ging darum, mich selbst zu finden.
„Die Drachen sind meistens in den höheren Lagen des Reservats," sagte Rosier plötzlich, durchbrach das Schweigen mit einer leisen, fast nachdenklichen Stimme. „Sie halten sich gerne in der Nähe der Berge auf, wo die Luft klarer ist und sie mehr Raum haben, um zu fliegen."
Ich nickte, obwohl ich nicht sicher war, was ich darauf sagen sollte. Die Stille zwischen uns war nicht unangenehm, aber sie trug eine Schwere, die ich nicht ganz greifen konnte. Es war, als ob wir beide wussten, dass es etwas gab, über das wir reden mussten, aber keiner von uns bereit war, es anzusprechen.
„Ich habe früher immer gedacht, dass Drachen gefährlich sind," sagte ich schließlich, ohne genau zu wissen, warum ich dieses Thema wählte. Vielleicht war es einfacher, über die Drachen zu sprechen als über alles andere, das unausgesprochen zwischen uns hing. „Aber jetzt, wo ich hier bin, sehen sie eher... majestätisch aus. Als hätten sie eine eigene Art von Magie, die wir nicht verstehen können."
Rosier nickte, sein Blick folgte meinem, während wir uns dem Rand eines Abhangs näherten, von dem aus man einen weiten Blick auf das Reservat hatte. „Ja, das stimmt. Drachen haben eine andere Art von Macht. Sie sind wild, unkontrollierbar. Aber gerade das macht sie so faszinierend. Sie folgen ihren eigenen Regeln, leben in ihrer eigenen Welt."
Seine Worte hallten in mir wider, und ich fragte mich, ob er wirklich nur von den Drachen sprach oder ob er auch mich meinte. War ich nicht auch auf der Suche nach meiner eigenen Freiheit, nach einem Leben, das ich nach meinen eigenen Regeln führen konnte?
„Ich weiß nicht, ob ich je so frei sein kann wie die Drachen," sagte ich leise, fast mehr zu mir selbst als zu Rosier. „Aber ich möchte es zumindest versuchen."
Rosier sah mich an, und in seinem Blick lag etwas, das mich tröstete, ohne dass er ein weiteres Wort sagen musste. Er verstand. Vielleicht verstand er sogar mehr, als ich ihm jemals erklären könnte.
Wir setzten unseren Weg fort, und bald sah ich in der Ferne das Drachengehege, ein weitläufiges Areal, das von einer massiven, magischen Barriere umgeben war. Die Barriere flimmerte leicht in der Luft, kaum sichtbar, doch ich konnte die Kraft spüren, die von ihr ausging. Dahinter erstreckte sich ein felsiger Hang, der steil nach oben führte und ich konnte die dunklen, mächtigen Silhouetten der Drachen erkennen, die sich in der Nähe des Kamms bewegten. Sie flogen mit einer Anmut, die mich für einen Moment den Atem anhalten ließ. Es war ein atemberaubender Anblick.
„Da sind sie," sagte Rosier, und ich hörte den Stolz in seiner Stimme. „Es sind nicht viele, aber die, die wir hier haben, sind etwas ganz Besonderes."
Ich beobachtete die Drachen, wie sie sich elegant durch die Luft bewegten, als wären sie eins mit dem Himmel und den Bergen. Ihre Flügel spannten sich weit auf, und ihre Körper glitten mühelos durch die Luft, als würden sie die Schwerkraft selbst herausfordern.
„Ich habe sie noch nie so nah gesehen," murmelte ich, mehr von dem Anblick gefangen als von meinen eigenen Gedanken. „Es ist... unglaublich."
Rosier trat näher zu mir, und ich konnte seine Wärme spüren, obwohl er mich nicht berührte. „Sie haben diese Wirkung auf die meisten Menschen. Die Drachen erinnern uns daran, wie klein wir in dieser Welt eigentlich sind."
Seine Worte ließen mich innehalten. Er hatte recht. Alles, was ich durchgemacht hatte, alles, woran ich in den letzten Monaten so festgehalten hatte, schien im Vergleich zu der ungezähmten Wildheit dieser Kreaturen und dieser Landschaft unbedeutend. Tom und all die Dunkelheit, die er mit sich gebracht hatte, waren plötzlich weit weg, wie ein Schatten, der langsam verblasste.
Doch obwohl ich diesen Moment der Freiheit spürte, war da immer noch etwas, das mich zurückhielt. Eine leise, drängende Stimme in meinem Inneren, die mich daran erinnerte, dass ich mich noch nicht vollständig von meiner Vergangenheit gelöst hatte. So sehr ich es wollte, so sehr ich mich auch bemühte, frei zu sein – Tom war immer noch ein Teil von mir. Seine Dunkelheit hatte sich tief in mein Herz gefressen, und es würde Zeit brauchen, um das alles loszulassen.
„Rosier," begann ich zögernd, ohne den Blick von den Drachen abzuwenden. „Ich weiß, dass ich dir noch viel erklären muss. Über Tom, über das, was passiert ist... und warum ich hier bin."
Er schwieg einen Moment, und als er schließlich sprach, war seine Stimme sanft. „Du musst mir nichts weiter erklären, Kate. Nicht jetzt. Ich verstehe, dass es Zeit braucht. Und ich bin bereit zu warten, so lange du brauchst."
Ich spürte, wie sich mein Herz vor Erleichterung entspannte. Seine Worte gaben mir die Freiheit, die ich so sehr gesucht hatte. Freiheit, mich selbst zu finden, ohne den Druck, sofort alles erklären zu müssen. Rosier verstand das – mehr als jeder andere. Er wusste, dass es Dinge gab, die man erst verarbeiten musste, bevor man darüber sprechen konnte.
„Danke," sagte ich leise, meine Stimme brüchig. „Das bedeutet mir mehr, als du denkst."
Wir standen noch eine Weile da, stumm nebeneinander, während wir die Drachen beobachteten. Ihre Freiheit spiegelte sich in jeder ihrer Bewegungen wider, und ich fragte mich, ob ich eines Tages auch so frei sein könnte wie sie – wild, ungezähmt und vollkommen unabhängig.
DU LIEST GERADE
Falling for the dark - Tom Riddle Fanfiction
FanfictionTom Riddle Fanfiction Fortsetzung des Buches "Falling for the past"! ---------------------------- Nach einem scheinbar nicht enden wollenden langen Jahr treffen Katherine und Tom endlich wieder aufeinander! Jedoch haben sich ihre Leben verändert und...