Kapitel 21

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Tag für Tag beschlich mich schließlich immer mehr das Gefühl unerwünscht zu sein...


Jeder Tag verging in einer seltsamen Routine. Rosier und ich verbrachten viel Zeit miteinander, doch die unausgesprochenen Worte, die unaufgelöste Spannung zwischen uns, machten es zunehmend schwerer, sich wirklich wohl zu fühlen. Immer, wenn wir uns ein wenig näherkamen – sei es durch einen längeren Blick, eine beiläufige Berührung oder einen kurzen Moment des Lachens – zog sich Rosier zurück, so abrupt und ruckartig, dass es fast schmerzhaft war. Es war, als wäre er auf der Flucht, als fürchte er, dass etwas Unausweichliches passieren würde, wenn er nicht rechtzeitig einen Schritt zurück machte.

Und ich? Ich fühlte mich zunehmend verwirrt und Fehl am Platz. Ein Teil von mir verstand sein Zögern, denn ich selbst war in meiner eigenen Welt gefangen, einer Welt, die von Tom überschattet wurde. Ich war mir nicht mehr sicher, welche Gefühle ich gegenüber Tom empfand. Ich konnte es nicht leugnen, dass ich noch einige positive Emotionen empfand, dennoch überwiegten die Negativen. Es war mir einfach unmöglich seinen Einfluss, selbst jetzt, so weit weg von ihm, abzuschütteln.

Rosier schien die Veränderung in mir zu bemerken, aber er sagte nichts. Stattdessen verhielt er sich genauso wie zuvor – aufmerksam, aber distanziert. Es frustrierte mich zunehmend, dass er sich jedes Mal zurückzog, sobald wir uns näherkamen. Da war eine Verbindung zwischen uns, das konnte ich spüren, aber er blockierte sie, als hätte er Angst, dass etwas Unkontrollierbares geschehen könnte, wenn er sie zuließ.

Der Abend war bereits angebrochen, nachdem Rosier die Schutzbarriere überprüft hatte und ich ihm bei seiner sorgfältigen und detaillierten Arbeit schweigend zusah. Als wir danach zusammen draußen am Rand des Reservats saßen und den Sonnenuntergang beobachteten, war die Spannung zwischen uns besonders greifbar. Wir hatten kaum gesprochen, nur hin und wieder ein paar Worte gewechselt. Es war, als ob uns beiden die Worte fehlten, als ob wir beide wüssten, dass ein Gespräch, das tiefer ging, mehr als nur Worte enthüllen würde.

„Rosier," begann ich schließlich, und meine Stimme klang unsicherer, als ich es wollte. Er sah mich an, und seine Augen ruhten für einen Moment auf meinem Gesicht, bevor er seinen Blick wieder abwandte.

„Was ist?" fragte er, seine Stimme ruhig, aber mit einem Unterton, der mich wissen ließ, dass er vielleicht genau wusste, worauf ich hinauswollte.

Ich zögerte, suchte nach den richtigen Worten. „Warum... warum ziehst du dich immer zurück?" Es war eine einfache Frage, aber die Antwort schien alles andere als einfach zu sein.

Rosier sah für einen Moment in die Ferne, als würde er seine Gedanken ordnen. Dann sprach er, seine Stimme leise, fast als würde er mit sich selbst sprechen. „Es ist nicht so einfach, Kate."

„Was ist nicht einfach?" Ich merkte, wie meine Finger sich nervös ineinander verschränkten. „Ich verstehe es nicht. Ich dachte, vielleicht könnten wir..."

Er unterbrach mich, schüttelte den Kopf, als wolle er mich aufhalten, bevor ich etwas sagte, das die Situation komplizierter machen würde. „Es gibt Dinge in meinem Leben, die ich nicht einfach abschütteln kann. Ich..." Er hielt inne, suchte nach den richtigen Worten. „Ich habe Dinge getan, die ich bereue, und ich weiß nicht, ob ich jemals in der Lage sein werde, mich davon zu befreien."

„Rosier, du bist nicht allein damit," sagte ich sanft und legte meine Hand auf seine. Zu meiner Überraschung zog er seine Hand nicht sofort weg, sondern ließ sie für einen Moment dort liegen, bevor er sie dann doch langsam zurückzog.

„Du verstehst es nicht, Kate," sagte er und sah mir endlich direkt in die Augen. „Ich habe mich in dunkle Dinge verstrickt. Dinge, die ich nicht mehr ändern kann. Du...Du hast am eigenen Leib erfahren, wie das Unterfangen des-", kurz atmete er tief durch und wappnete sich für seine nächsten Worte, "des dunklen Lords sein kann. Alles verzehrend. Es nimmt dein ganzes Leben ein. Und ich..." Er brach ab, und seine Stimme wurde heiser. „Ich will dich da nicht noch weiter mit hineinziehen."

Seine Worte trafen mich, und für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich spürte, dass er etwas mit mir teilte, das ihn schwer belastete, aber gleichzeitig schien es, als wolle er mich auf Distanz halten, um mich zu schützen. Es erinnerte mich schmerzlich an die Art, wie Tom mich in seiner Welt gefangen gehalten hatte – aber Rosier war anders. Er versuchte, mich zu schützen, während Tom mich kontrolliert hatte.

„Rosier," sagte ich schließlich leise. „Ich bin nicht mehr die, die ich war. Ich verstehe, was es bedeutet, in einer dunklen Welt gefangen zu sein. Aber ich will mich nicht länger davon bestimmen lassen."

Er sah mich lange an, und ich konnte die Zerrissenheit in seinem Blick sehen. Dann nickte er langsam, aber ich wusste, dass er noch nicht bereit war, sich vollständig zu öffnen.

Wir wandten uns beide voneinander ab und legten dieses sensible Thema auf Eis. Vorerst. Zumindest für meinen Teil.

Gemeinsam blickten wir in vollkommener Ruhe dem orangefarbenen Lichtermeer entgegen.







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Soooo meine lieben Riddle-Fans,

letztes Kapitel für heute.

Aber keine Sorge, morgen geht es weiter.

Bis dahin, einen schönen Abend!

the last pure ♡

Falling for the dark - Tom Riddle FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt