Kapitel 16

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Seine Augen verengten sich und er trat näher an mich heran, bis ich seinen warmen Atem auf mir spüren konnte. "Oh liebe Katherine...aber das bist du! Du gehörst mir. Ob du es zugeben willst oder nicht, du bist ein Teil von mir."



Ich wich vor ihm zurück, das Blut rauschte in meinen Ohren. Die Wahrheit, die ich seit Wochen verdrängt hatte, schwang nun die Türen zu meinem Bewusstsein auf und nahm dort ihren Platz ein. "Das...das ist es, oder?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und es wirkte, als würde sich eine unsichtbare Wand zwischen uns aufbauen. "Ich bin nur hier, weil ich dein Horkrux bin. Du hältst mich hier fest, weil ich ein Teil deiner verdammten Seele bin und mehr nicht..."

Seine Augen blitzten für einen kurzen Moment rot auf, wie es damals bei unserem Duell in Hogwarts geschah, als meine Wort in ihm einschlugen. Für einen Moment glaubte ich, er würde explodieren und mich mit seiner Magie zerschmettern. Aber auf einen Schlag beruhigte sich seine Haltung - äußerlich zumindest.

"Das ist lächerlich", antwortete er schließlich, aber ich hörte die Spannung in seiner Stimme. "Du bist nicht nur ein Horkrux. Du bist...mehr."

"Mehr?" Ich lachte wieder bitter auf. "Nein. Das ist alles, was ich für dich bin. Ein Teil deiner Seele. Ein Stück Macht, das du kontrollieren willst, das du brauchst um am Leben zu bleiben. Das ist es, warum du mich hier festhältst."

Er trat einen weiteren Schritt auf mich zu, seine Augen noch dunkler als zuvor und die Luft um uns herum schien vor unterdrückter Magie zu flimmern. "Hör auf", zischte er, "Hör auf, das zu sagen!"

"Warum?" Meine Stimme zitterte, aber ich gab nicht nach. "Weil es wahr ist? Weil du ohne mich schwächer wärst? Weil du mich nicht freilassen kannst, ohne zu riskieren, alles zu verlieren?"

Sein Atem beschleunigte sich und plötzlich griff er nach meinem Handgelenk, hielt es fest, aber nicht fest genug, um mir weh zu tun. Seine Augen bohrten sich in meine und ich sah die Wut und Verzweiflung darin, die ich auch durch das unsichtbare Band zwischen uns spüren konnte. "Ich werde dich nicht verlieren, Katherine", sagte er leise, aber in seiner Stimme lag ein Versprechen, das einer Drohung glich. "Nicht an Rosier, nicht an irgendjemanden. Du bist bei mir. Für immer!"

Mein Herz schlug wie wild und nach einem kurzem Moment der Benommenheit riss ich mich von ihm los. "Das ist pure Besessenheit, Tom. Kein Mitgefühl, kein Verständnis, keine Freundschaft, keine-", für einen kurzen Moment rang ich mit mir selbst, ob ich das nächste Wort überhaupt aussprechen sollte. "...keine Liebe. Nur Besessenheit."

Er trat einen Schritt zurück, seine Lippen verzogen sich zu einem kalten, gefährlichen Lächeln. "Liebe und Besessenheit...was ist der Unterschied, Katherine?" Seine Stimme war ein leises Flüstern, aber sie hallte in mir wider wie ein Schlag. Ich blickte ihm in die Augen, spürte, wie die Kluft zwischen uns immer größer wurde, wie der Abgrund uns beide zu verschlingen drohte. "Ich kann das nicht mehr", flüsterte ich schließlich, bis meine Stimme brach. "Ich werde mich nicht in deinem Schatten verlieren."

Tom sagte nichts dazu, starrte mich mit einem leeren Blick an und für einen endlosen Moment glaubte ich, dass er etwas tun würde...etwas unvorstellbares. Doch dann wendete er sich abrupt ab, als hätte er die Kontrolle wiedererlangt.

"Geh! Geh, wenn du willst!", sagte er leise. "Aber vergiss nicht, ein Teil von dir gehört mir. Für immer."

Wie gebannt stand ich da und starrte den schwarzhaarigen Lockenkopf vor mir an, wie er sich unbedacht hinter den Schreibtisch setzte und sich wieder den Pergamenten zuwendete, als wäre nie etwas geschehen.

Meine Hände zitterten vor Wut und ich ballte sie zu Fäusten.

So ein verdammtes Arschloch! Ich hasse ihn!

Ich atmete tief durch und lockerte meine Fäuste wieder, bis ich schließlich Absatz kehrt machte und mit schnellen Schritten den Raum verließ.

Zum ersten Mal seit Wochen wusste ich, was ich tun musste.









- TOM -

Ich spürte, wie sich der Raum um mich herum mit einer unnatürlichen Kälte füllte, nachdem Katherine verschwunden war. Die umher wirbelnde Luft, als sie apparierte, hallte noch in meinen Ohren wider. Einen Moment lang stand ich einfach nur da, starrte auf den leeren Platz, an dem sie eben noch gestanden hatte. Meine Finger zuckten unkontrolliert. Wut und Frustration kochten in mir hoch, wie ein Sturm, der drohte, jeden Moment loszubrechen.

Wie hatte es so weit kommen können?

Ich hatte es gespürt. Schon während ihrer Isolation nach unserem damaligen Streit war es, als würde sie mich mit einer neuen Klarheit betrachten. Und nun, nach einem weiteren unbeabsichtigten hitzigen Streit, war sie tatsächlich gegangen. Ohne Zögern. Ohne sich noch einmal umzudrehen. Es war unvorstellbar für mich. Niemand entkam mir. Und schon gar nicht sie.

Wütend biss ich die Zähne zusammen und ballte meine Hände zu Fäusten, während ich ziellos durch den Raum schritt. Der Ärger in mir fühlte sich wie ein brennendes Feuer, das ich nicht löschen konnte, an. Ihre Worte klangen immer noch in meinem Kopf wider, wie scharfe Dolche, die mich an meiner empfindlichsten Stelle getroffen hatten: 'Ich bin nur hier, weil ich dein Horkrux bin.'

Natürlich hatte ich das nicht beabsichtigt, so hatte ich es mir nicht vorgestellt. Katherine war mehr als nur ein Horkrux für mich. Sie war... wichtig. Wichtiger, als ich es mir selbst eingestehen wollte. Und das war das Problem. Jedes Mal, wenn ich mich selbst dabei ertappte, wie ich mehr für sie empfand, als für jeden anderen, spürte ich diese Welle von Schwäche. Ich hasste Schwäche. Doch noch mehr hasste ich die Vorstellung, sie zu verlieren.

Ich trat ans Fenster und blickte in die Dunkelheit hinaus. Der Wind heulte draußen, und der Mond warf ein schwaches, unruhiges Licht auf die Hügel. Mein Atem ging schwer. Die Vorstellung, dass sie mich nun tatsächlich verlassen hatte, war unerträglich. Und noch unerträglicher war der Gedanke, dass sie sich tatsächlich entschieden hatte, ohne mich weiterzumachen. Vielleicht sogar, dass sie bei jemand anderem Zuflucht suchte.

Rosier.

Dieser Name schoss mir zugleich durch den Kopf und die kalte Eifersucht kroch in meinen Adern hoch. Der Gedanke, dass Katherine bei Rosier sein könnte, dass dieser schwächliche Zauberer versuchte, sie für sich zu gewinnen, machte mich rasend. Ich wusste von Rosiers Einladung nach Rumänien, von seinen subtilen Versuchen, Katherine auf seine Seite zu ziehen. Es war eine Demütigung für mich, dass sie überhaupt überlegte, seine Gesellschaft der meinen vorzuziehen.

Aber ich würde sie finden. Sie gehörte zu mir. Sie war ein Teil meiner Seele, buchstäblich. Und niemand, nicht einmal sie selbst, würde das ändern können.

Doch jetzt, in der Stille des Hauses, erkannte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Meinen vor Wochen begangenen Fehler noch schlimmer gemacht hatte. Meine Drohung, sie umzubringen, hatte ich aus Wut ausgesprochen, doch ich wusste, dass es sie tief getroffen hatte. Niemals würde ich ihr ein Haar krümmen.

Ich hatte sie nicht verlieren wollen, aber nun hatte ich sie verletzt. Und das machte sie gefährlich. Wenn sie sich von mir abwandte, könnte sie zu einer Bedrohung werden.

Wenn Katherine dachte, sie könnte einfach gehen, dann irrte sie sich. 

Ich würde sie finden, auch wenn es das Letzte war, was ich tun würde.

Falling for the dark - Tom Riddle FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt