~ Seine kleine Schwester ~

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"... und dann wollen wir noch weiter in Richtung Westküste expandieren. Dafür reise ich dann demnächst nach LA und San Diego, vielleicht willst du mich ja begleiten?" fragte mich Thomas, der mir gegenüber saß und mich nun erwartungsvoll ansah. Natürlich wollte ich ihn nicht begleiten. Das war unser mittlerweile drittes Date und noch immer prahlte er durchgehend nur von seinem unternehmerischen Erfolg, als ob es nichts wichtigeres als die Karriere im Leben gebe. Die Familie und Freunde zum Beispiel. Ich räusperte mich bevor ich ihm so freundlich wie möglich antwortete.

"Findest du nicht, dass geht etwas schnell?" Ich hatte ein freundliches aber bestimmtes Lächeln aufgesetzt. Wir hatten uns bisher einmal geküsst mehr nicht und ich sollte ihn auf Dienstreisen begleiten? Das einzige wohin ich ihn noch begleiten würde wäre vor die Tür des Restaurants um dieses Schmierentheater endlich zu beenden. Wobei sich bei diesem Gedanken ein mulmiges Gefühl in mir breit machte.

"Ich erwarte von meiner Partnerin, dass sie mich zu solchen Verhandlungen begleitet. Es sieht immer besser aus in Begleitung zu erscheinen und ich werde sicherlich nicht mit einer Escort an meiner Seite solche wichtigen Verhandlungen führen." Thomas sagte dies mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als wären wir bereits seit Jahren ein Paar, dabei kannten wir uns erst wenige Wochen. "Entschuldige mich bitte für einen Moment ich... Muss mir Mal die Nase pudern" murmelte ich und stand auf ohne eine Antwort von ihm abzuwarten.

Auf der Damentoilette angekommen holte ich mein Handy aus meiner Handtasche und überlegte wen ich anrufen könnte. Kris war aktuell nicht in der Stadt genauso wenig wie Mum und Dad. Allerdings... Ich seufzte und wählte die einzige Nummer die mir einfiel um mich von hier abzuholen. Es klingelte zwei Mal da hat er schon abgenommen. "Hey Cupcake. Was gibt's?" Automatisch begann ich zu lächeln als ich seine Stimme hörte.

"Hey Jer... Ich Ähm... Könnte Hilfe gebrauchen..." versuchte ich zu erklären, wurde aber direkt von ihm in einem sehr besorgten Ton unterbrochen. "Wieso was ist passiert? Wurdest du verletzt?" Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. "Nein alles gut ... Es ist nur... Ich bin hier auf einem Date und der Typ wird irgendwie immer merkwürdiger... Wir sind so gut wie dabei dass Restaurant zu verlassen und dann will ich ihn abschießen aber irgendwie .... Ach ich weiß auch nicht..." Es blieb eine Weile ruhig, bevor er mir antwortete.

"Du befürchtet er akzeptiert das nicht oder?" schlussfolgerte Jeremy und traf damit den Nagel auf den Kopf. "Ja. Ich weiß auch nicht... Ich hab einfach so ein Bauchgefühl.... Kannst du.." - "Dich abholen? Bin schon so gut wie auf dem Weg. Wo seit ihr?" Erleichtert atmete ich tief durch und nannte ihm die Adresse des Restaurant. Jeremy bestätigte, dass er in etwa 15 Minuten da wäre und dann draußen auf mich warten würde. Beruhigt und glücklich darüber beendete ich das Telefonat und ging wieder zurück zu Thomas.

"Ich habe bereits nach der Rechnung verlangt. Wo warst du den so lange?" fragte dieser sofort und klang ziemlich genervt. "Entschuldige ich wollte dich nicht warten lassen. Jetzt bin ich ja wieder da" erklärte ich und setze mich wieder ihm gegenüber. Die nächsten Minuten bis die Rechnung kam füllte Thomas wieder erfolgreich mit einem Monolog über irgendeine Abteilung seiner Firma. Ich hatte mir nicht Mal gemerkt, in welcher Bereich er eigentlich arbeitet. Ich wollte einen Mann der sich über mehr als nur den beruflichen Erfolg definiert. Nachdem er die Rechnung bezahlt hatte, obwohl ich auf eine Teilung bestanden hätte, standen wir auf und ließen uns an der Garderobe unsere Jacken aushändigen.

Während ich meine dünne Jacke anzog konnte ich seinen lüsternen Blick förmlich auf mir spüren. Noch bevor ich ihn schließen könnte, war Thomas bereits an mich heran getreten und zog mich an der Hüfte zu sich. "Weißt du Baby so heiß ich diesen Look auch finde, wirst du dich künftig etwas geschlossener kleiden müssen wenn wir uns er Öffentlichkeit unterwegs sind." Mir entglitten sämtliche Gesichtszüge. Das luftige Sommerkleid das ich trug, hatte zwar einen etwas tieferen Ausschnitt und endete knapp über meinen Knien, war aber sicherlich nicht freizügig.

Jeremy Renner One-Shots und KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt