~ Part II ~

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6 Jahre später

"Amalia wir brauchen ihre Hilfe und das weißt du! Deine Kenntnisse reichen nicht aus!" Mit diesen Worten versuchte mich John von seinem Vorschlag zu überzeugen. Ich war dennoch skeptisch. Dies schien er zu bemerken und seufzte tief. "Es ist sowieso zu spät... Wir haben bereits nach ihnen schicken lassen."

"Du hast was?" brachte ich wütend zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. "Ihr habt mir ja nicht Mal eine Chance gelassen!" warf ich ihm schließlich vor, doch John wurde dadurch nur wütend. "Es steht für das ganze Dorf eine Menge auf dem Spiel!" Bevor er reagieren konnte, war ich bereits von meinem Stuhl aufgesprungen und hielt ihm mein Messer, dass ich immer bei mir trug, an die Kehle. "Sag mir nicht ich wüsste nicht, was auf dem Spiel steht."

John wollte gerade etwas erwidern, als hinter uns die Tür aufgestoßen wurde und unser Gespräch unterbrach. Ich drehte mich um und sah direkt den Mann den ich nie wieder sehen wollte. Im selben Moment drückte John sanft meinen Arm beiseite und erhob sich. Er sprach so leise zu mir, dass nur ich ihn hören konnte. "Ich weiß, du willst ihn nicht hier haben, aber wir brauchen ihre Hilfe sie sind nun Mal die besten... Bitte denk an Mara, Thea und all die anderen." Ich atmete tief durch. Rein logisch betrachtet hatte er Recht. Ich würde es nie alleine schaffen alle zurück zu holen. Schließlich nickte ich und John begrüßte die Neuankömmlinge.

"Hänsel! Gretel! Es freut mich euch wieder in unserem Dorf begrüßen zu dürfen, auch wenn ich wünschte der Anlass wäre ein erfreulicherer." Er ging auf die Geschwister zu und schüttelte beiden kurz die Hand, während ich mich an den Tisch hinter mir lehnte und sie musterte.

Sie waren älter geworden. Klar immerhin sind sechs Jahre eine lange Zeit. Gretels Auftreten wirkte noch selbstsicherer als damals schon. Absolut berechtigt wenn man nicht fragen würde. Sie war eine wunderschöne Frau, die vermutlich nie einen Mann an ihrer Seite dulden könnte. Dann fiel mein Blick auf Hänsel. Auch ihm sah man die letzten Jahre an. Allerdings wirkte er nicht älter sonder eher reifer. Sehr zu meinem Missfallen, da mein blödes Herz direkt wieder schneller schlug als sich unsere Blicke trafen. Doch für diese Gefühle war kein Platz mehr in meinem Leben, dafür hatte er gesorgt. 

Hinter den beiden stand noch ein weiterer junger Mann, der mich an eine jüngere Version von John erinnerte, nur weniger schlacksig. Wenn man den Gerüchten glauben konnte, begleitete er die beiden seit Augsburg. Ebenso wie ein Troll, von dem aber nichts zu sehen war. Wie viel wahres wohl an den Gerüchten über Augsburg ist?

"Ihr habt wieder ein Hexenproblem?" fragte Gretel direkt. Ich atmete tief durch und versuchte meine Gefühle so gut es ging wegzusperren. "Ja. Nur sind es diesmal keine Überfälle." begann ich zu erklären. Alle drei traten an den Tisch und sahen sich die Unterlagen vor mir an. "Es werden Menschen entführt... unterschiedliche Alter, kein festes Geschlecht oder Größe... das einzige, dass auffällt ist, dass es immer nur einen aus einer Familie trifft.."

Während Gretel sich über die Unterlagen beugte und begann sie zu studieren, stand Hänsel nahe bei mir. "Hey." murmelte er doch ich ignorierte ihn. Der andere Mann trat nun ebenfalls zu uns. "Hallo mein Name ist Benjamin." stellte er sich mir vor und ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln. "Hallo Benjamin. Ich bin Amalia." Sein Blick glitt zwischen mir und Hänsel verwirrt hin und her, entschied sich dann aber nichts weiter zu sagen. Vermutlich hatte Hänsel ihn mit einem Blick zum schweigen gebracht.

"Wir müssen mit den Familien reden... aber dafür ist es heute schon zu spät." stellte Gretel fest. "Habt ihr mittlerweile ein Gasthaus in das wir einchecken können?" Genau wie damals hatten unser Dorf dies natürlich nicht. Deswegen wurden die beiden damals auch bei meinem Vater einquartiert. Unser Haus, dass etwas außerhalb der Dorfmitte lag, hatte genug Platz gehabt. John warf mir hinter ihrem Rücken einen Blick zu. Ich lebte noch immer in diesem Haus und war dadurch die Einzige die als Gastgeberin in Frage kam.

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