chapter 8 - wounded

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track no. 8
𝙃𝙖𝙗𝙞𝙩𝙨 (𝙎𝙩𝙖𝙮 𝙃𝙞𝙜𝙝) 𝘣𝘺 𝙏𝙤𝙫𝙚 𝙇𝙤



DIE FOLGENDE WOCHE sollte nicht unbedingt dazu beitragen, dass Yoongi mit Freuden weitere Theorien um zwei sich berührende kleine Finger spinnen wollte. Park Jimin – so namentlich einer der Besitzer jener Finger – schien es nämlich nicht unbedingt für relevant zu erachten, dem Treffen vom Sonntag mehr Bedeutung beizumessen, als unbedingt nötig. Anders ausgedrückt: Mehr als ein paar flüchtige Begrüßungen auf den Fluren der Universität waren offenbar danach nicht drin.

Yoongi konnte nichts tun, als sich mit instabilem Selbstbewusstsein darüber bewusst zu werden, dass das Wissen, dass Jimin Schallplatten sammelte, sich manchmal heimlich stumpfe Reality-Shows und Serien wie Vampire Diaries an einem Stück reinzog und dass sein Lieblingsessen Spaghetti Carbonara war, absolut nichts zählte. Wahrscheinlich waren diese und all jene anderen Informationen, die er Yoongi über sich gegeben hatte, etwas, mit dem er leichtherzig um sich warf. Kein wertvoller Schatz, als die er sie bereits in seinem Kopf sorgsam verwahrt hatte... unnötigerweise.

Was neu war, war, dass er die Schuld für diese Situation nicht gänzlich bei Jimin suchte. Tag ein Tag aus fragte Yoongi sich widerwillig, was er denn falsch gemacht haben könnte. War er Jimin am Ende doch zu seltsam gewesen? Zu abweisend? Zu unfreundlich? Zu uninteressant? Oder hatten seine Freunde nun endgültig von ihrer Bekanntschaft Wind bekommen und ihn in aller Ausführlichkeit dazu gebrieft, wie dumm es war, mit jemandem wie ihm abzuhängen?

Außerhalb dieses selbstzerstörerischen Gedankenguts kam noch erschwerend hinzu, dass Yoongi eben nicht der Typ war, der von sich aus auf jemanden zuging. Schon gar nicht auf Jimin, wenn dieser sich in Begleitung von Yeji, Han, Minsu oder im besten Fall allen dreien auf einmal befand. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zähneknirschend aus der Ferne zu starren und leider viel zu oft dabei Zeuge davon zu werden, wie Jimin seiner Nicht-Freundin (oder besser Noch-nicht-Freundin) zeigte, welche Vorzüge volle Lippen mit sich brachten.

Er wusste nicht, ob er froh oder zerknirscht darüber sein sollte, als das nächste Wochenende einkehrte und er sich am Freitagabend zusammen mit seinem Vater und Geumjae auf den Wunsch des Jüngsten im Bunde hin im Kyocheon 1991 in Gangnam traf. Von der Tatsache, dass der Laden Teil eines erfolgreichen Franchise war, welches in Südkorea Marken wie KFC längst in den Boden gestampft hatte, merkte man inmitten der modernen Aufmachung nicht viel. Die Mins kehrten immer wieder hierher zurück – mit der einstimmigen Meinung, dass es dort das beste Chicken in ganz Seoul gab.

Unter normalen Umständen hätte sich Yoongi vielleicht sogar wirklich auf das Essen gefreut. Vorzugsweise auf das Wiedersehen mit seinem kleinen Bruder und eine fette Portion Kyochon Honey mit Cheese Balls. Nicht so ganz auf die Unterhaltungen mit seinem Vater. Leider zählte in diesem Fall wohl eindeutig das Sprichwort: Man bekommt alles oder nichts.

»Hyuuung«, zog der inzwischen schon siebzehnjährige Geumjae die Anrede grinsend in die Länge und fuchtelte dabei mit seinem Stück Hühnchen herum. »Kannst du wirklich nicht mal wieder bei uns schlafen? Ich warte jetzt schon seit Ewigkeiten, dass wir endlich unseren Marvel-Marathon machen!«

Yoongi senkte etwas betreten lächelnd den Kopf und widerstand dem Drang, seinem kleinen Bruder durch die Haare zu wuscheln. »Du weißt, ich muss am Wochenende meistens arbeiten... und unter der Woche ist der Weg von dort zur Uni echt zu weit...«

»Bist du immer noch Barkeeper?«, hakte Geumjae nach und seine Augen begannen voller unkaschierter Bewunderung zu funkeln. »Oh Hyung, du musst mir versprechen, da zu bleiben, bis ich volljährig bin, ja? Oder du bringst mich am Türsteher vorbei!«

When We R.I.P. || ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt