♫ track no. 20
𝙁𝙤𝙡𝙡𝙤𝙬 𝙔𝙤𝙪 𝘣𝘺 𝘽𝙧𝙞𝙣𝙜 𝙈𝙚 𝙏𝙝𝙚 𝙃𝙤𝙧𝙞𝙯𝙤𝙣
YOONGI WUSSTE, wohin die Reise ging, ohne Jimin einmal danach gefragt zu haben. Schon als er mit dem etwas in die Jahre gekommenen Kia Picanto von Seoul hinaus auf den Gyeongbu Gosokdoro aufgefahren war – einen Expressway, der den Norden mit dem Süden der südkoreanischen Halbinsel verband.
Sie hatten während der langen Fahrt nicht viel geredet. Die Städte, die sich in die Täler der zahlreichen Bergketten schmiegten, waren nicht minder grau, doch besaßen sie blauere Himmel – zumindest so lange, wie die Sonne noch auf sie schien. Yoongi hatte sie an den Fenstern des silbernen Kias vorbeiziehen sehen, genauso wie die vielen Flüsse und Seen, umgeben von bunt-gefärbten Bäumen und vom Spätsommer verbrannten Wiesen. Auch Daegu hatte er in der Ferne ausmachen können, als die Dunkelheit schon längst über sie hereingebrochen war. Aber es war nicht ihr Ziel gewesen... ein Glück nicht.
Jimin hatte den Wagen weiter gen Süden gesteuert, seine Brille, die er zum Fahren brauchte, auf der Nase und summend zur Musik, die er über die integrierte Anlage per Kabel abspielte. Bei manchen seiner geliebten Oldies hatte er sogar leise mitgesungen. Nie zu laut, um seinem Beifahrer die Möglichkeit zu lassen, zu schlafen. Doch der hatte kein einziges Mal ein Auge zugetan.
Yoongi wusste nicht so recht, ob er sich nun besser fühlte, wo er Seoul vorerst hinter sich gelassen hatte. Es hatte auch bedeutet, die Suche endgültig aufzugeben. Zu akzeptieren, dass Bomi weg war. Es hatte sich definitiv nicht gut angefühlt, Namjoon mit dem Vogel, den Han und Minsu eigentlich ihm geschenkt hatten, einfach zurückzulassen – auch wenn dieser mehr als dafür gewesen war, dass Jimin Yoongi erst einmal mit sich nehmen hatte wollen. Aber ein bisschen war da schon etwas von ihm abgefallen, als er auf dem Highway in den Sonnenuntergang geschaut und realisiert hatte, was gerade passierte. Dass es Jimin war, der ihren Fluchtwagen aus der Stadt fuhr, weg von allem, was Yoongi gerade wie Dämonen verfolgte. Er hatte sich sogar noch bei einer kurzen Pause auf dem Rasthof Manghyang bei Cheonan darum gekümmert, dass Yoongi auf der Arbeit erst einmal aufgrund eines angeblichen »Familien-Notfalls« entschuldigt war. Er war auf alles vorbereitet, während Yoongi ihm nur dabei zusah und sich ständig fragte, wo er seinen unerschütterlichen Glauben an ihn hernahm. Wenn er nur wüsste, wie viel er ihm eigentlich verschwieg und wie oft er ihn angelogen hatte...
»Nicht mehr lange, dann sind wir da«, gab Jimin ihm zu verstehen, den Blick nicht von der Straße abwendend. Er war ein vorbildlicher Fahrer, vorbildlicher als Yoongi es wahrscheinlich je sein könnte.
»Ich glaube, ich hab kein Geld für ein Hotel.«
Es war der erste richtige Satz, den Yoongi seit Ewigkeiten bildete. Seine Stimme war heiser und brüchig. Der Schal, den Jimin ihm gegeben hatte, hatte nur bedingt geholfen, ihn vor einer Verschlimmerung seiner anhaltenden Erkältung zu bewahren.
»Mach dir darüber keine Sorgen«, winkte Jimin ab. »Meine Mutter hat mal bei Toyoko Inn in der Buchhaltung gearbeitet. Hat sie nur einen Anruf bei einer alten Kollegin gekostet, da ein Doppelzimmer für zwei Nächte zu organisieren.«
»Du hast ihr erzählt, dass du mit mir...?«
Jimins Mundwinkel zuckten. »Ich habe ihr gesagt, dass du jemanden verloren hast... und dass ich mit dir deswegen übers Wochenende wegfahren möchte. Mehr hat sie nicht hören müssen.«
»Ich dachte... keine Ahnung... dass sie mich nicht mag.«
»Wieso sollte sie dich nicht mögen?! Sie fragt mich ständig, wann du mal wieder vorbeikommst.«
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When We R.I.P. || ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿ
Fanfic[ONGOING] Irgendwo zwischen Partys, Drogen und den Scherben seiner Jugend versucht Min Yoongi einfach nur sein Musik-Studium nicht in den Sand zu setzen. Als glorreicher Erfolg ist sein Entzug in Busan vor Beginn seines dritten Semesters dabei nicht...