Streben nach Macht

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Kapitel 18 – Streben nach Macht


Am nächsten Samstag warfen sie sich ihre Zauberumhänge um und machten sich fertig um zum Landhaus der Malfoys zu reisen.

„Bist du dir noch immer sicher, dass ich mitkommen soll? Deine Mutter hat mich nicht eingeladen", sagte Hermione nochmals. Sie hatten bereits darüber gesprochen und Draco hatte das Gleiche gesagt, wie letztes Mal. Er wollte nicht allein gehen.

„Ich habe es doch schon mal gesagt, Hermione. Wenn sie dich nicht akzeptieren können, dann werden sie mich erst recht nicht akzeptieren. Wenn sie noch den alten Idealen anhängen, sind wir in ihren Augen gleich."

„Das weiß ich. Aber ich bin nicht einfach irgendeine Muggelstämmige", widersprach sie ihm.

„Nein, das bist du nicht", sagte er. „Du bist die einzige Frau, die ich dorthin mitnehmen würde."

Wusste er wie sich das in ihren Ohren anhörte? War es Absicht? Sie war die einzige Frau, die er seinen Eltern vorstellen würde? Sie war nicht seine Verlobte. Sie war nicht mal seine richtige Freundin.

„Das solltest du mir nicht so sagen. Das hört sich ziemlich zweideutig an."

„Vielleicht ist es ziemlich zweideutig gemeint, Hermione?", fragte er sie mit einem neckischen Grinsen. Sie lächelte auch und ging einen Schritt auf ihn zu, um ihm einen kurzen Kuss zu geben. Das machte sie immer. Das machte sie immer, wenn der nächste Satz unweigerlich dazu führen musste, dass sie ihre Beziehung hinterfragten.

Es war gut so wie es war. Sie hatten ein glückliches Leben zusammen. Und doch traf noch jeder seine eigenen Entscheidungen. Entscheidungen nur für sich. Es war nichts Verbindliches. Da war noch immer eine große Tür mit der Aufschrift „Exit" darauf. Wenn sie diese Unterhaltung jetzt weiterführten. Dann wäre sie gezwungen, diese Tür zu zuschlagen oder hindurchzugehen. Das konnte sie noch nicht.

Draco griff nach ihren Händen.

„Ich kann dich nicht zwingen. Aber... Ich habe sie verraten, Hermione. Ich habe alles verraten, woran sie glauben. Ich weiß nicht, ob ich nicht auf halben Weg einfach weglaufe. Ich wollte in den letzten Monaten oft weglaufen. Aber immer, wenn ich daran dachte, standest du an meiner Seite und alleine, dass du da warst, hat mir den Mut gegeben einfach weiter zu machen."

„Bist du ein Verräter, Draco? Oder hast du dich nur weiterentwickelt? Dein Vater ist dir in keiner Weise überlegen. Oder schämst du dich, dass du unter Muggeln lebst?"

Draco legte kurz den Kopf in den Nacken, dann atmete er tief durch.

„Nein, du hast Recht. Ich mag mein Leben so wie es ist. Nichts was er sagt kann das ändern."

„Siehst du", sagte Hermione und küsste ihre verschränkten Hände. Draco seufzte.

„Trotzdem..." Er hatte Angst. Er hatte wahrscheinlich vor der gleichen Sache Angst, vor der auch sie Angst gehabt hatte. Dass er wieder zu dem werden könnte, was er gewesen war. Dass sein Vater nur die richtigen Worte sagen musste und es wäre, als wären die letzten zehn Jahre nicht gewesen. Sie glaubte nicht mehr, dass er diesen Schritt zurück nochmal gehen konnte. Er war zu weit in die Muggelwelt vorgedrungen, um wieder zu seinem alten Selbst zurückzufinden.

Eigentlich wäre es kein Problem ihn zu begleiten. Eigentlich würde es ihr nichts ausmachen, ihn zu unterstützen. Aber wenn sie jetzt mit zu seinen Eltern ging, dann dürfte sie nicht zweifeln. Dann durfte sie Draco nicht in den Rücken fallen. Dann müsste sie alles, was er sagte, jede Entscheidung, mit tragen. Solche Situationen hatte es schon oft gegeben und eigentlich war es nichts Außergewöhnliches. Aber dies waren seine Eltern. Wenn... und Hermione erlaubte es sich nur in ganz abstrakter Form davon zu denken. Wenn... ach verdammt, es fühlte sich an, wie der Besuch bei den ungeliebten Schwiegereltern und das jagte ihr eine schreckliche Angst ein. Wie tief waren sie in ihrem Sumpf aus Lügen schon versunken?

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