Endspiel

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Kapitel 20 – Endspiel

Es war der sechzehnte November als Hermione aufwachte. Heute war es genau ein Jahr her, das sie in Dracos Büro aufgetaucht war. Genau ein Jahr.

Draco lag neben ihr im Bett. Sein Arm lag über ihrer Hüfte. Sie spürte die Wärme seines Körpers neben sich und sein gleichmäßiges Atmen. Draußen vor dem Fenster war es noch dunkel. Sie hatte noch etwas Zeit, bis sie zur Arbeit musste.

Nachdenklich musterte sie ihn. Draco war anders, seit dem Tag an dem er ihr erzählt hatte wie er zum Todesser geworden war. Sie hatte es zuerst kaum bemerkt. Aber er war weniger egoistisch. Vorher hatten sie zwar zusammengelebt, aber jeder hatte sein Ding durchgezogen. Aber jetzt war es anders. Jetzt bemühte er sich um sie. In Situationen, an denen er früher ein Gespräch abgeblockt hatte, weil es unangenehm war, erzählte er es ihr. Dieser neue Draco war anders und doch noch immer der gleiche. Sie hätte nicht sagen können, dass sie am alten Draco etwas vermisst hatte. Aber es war, als hätte eine Barriere zwischen ihnen gestanden die jetzt verschwunden war.

Vielleicht war er doch nicht so schlecht, wie er immer tat. Oder nicht so schlecht wie sie ihn hatte sehen wollen. Da war etwas Gutes in ihm. Da war Reue in ihm. Wenn sie eines gelernt hatte, dann das Reue das war, was die Guten von den Bösen unterschied.

Leise stand Hermione auf und ging aus dem Zimmer. Sie konnte nichtmehr einschlafen und wollte Draco nickt wecken. Heute fühlte es sich irgendwie seltsam an, die Treppe ins untere Stockwerk hinunter zu gehen.

Dieses eine Jahr, dass ihr Arrangement nun schon anhielt, hatte ihr ganzes Leben verändert. Sie hatte ihren Prozess gewonnen und keiner wagte es mehr Ihre Patente zu klauen. Ihr Kundenstamm hatte sich aufgrund von McLaggens Werbekampagnen und seines anschließenden Handelsverbots fast verdoppelt. Sie konnte mehr als zufrieden mit den Ergebnissen sein. Auch auf der anderen Seite der Abmachung lief es gut.

Michael Corner der ein Gewächshaus betrieb und im großen Stil Zaubertrankzutaten anbaute, hatte sich an Draco gewandt um ihn als Investor zu gewinnen. Einerseits war es ein Vorteil für Hermione. Wenn er mehr anbaute, konnte sie besser verhandeln, weil er auch mehr Abnehmer brauchte. Andererseits war es ein erster Schritt von Draco wieder Fuß in der Zaubererwelt zu fassen. Sie nahmen wahr, dass er existierte und zwar auch ohne Hermione an seiner Seite.

In der Muggelwelt hatten sie endlich ihre Nachbarn rechts von sich kennengelernt. Sie waren etwas älter als Draco und Hermione. Eher Ende dreißig, aber sehr nett. Edward und Abigail Lohr, gehörte eine Reihe an Hotels auf griechischen Ferieninseln. Den Sommer waren sie meistens dort, nur den Winter verbrachten sie zuhause in England. Sie luden sie zum Abendessen ein und Hermione und Draco erfuhren ein bisschen über die anderen Nachbarn hier in der Umgebung. Nächsten Sommer würden sie sie vielleicht mal in Griechenland besuchen fahren.

Vor ein paar Tagen schließlich hatten Draco und Hermione endlich die letzten Handwerker aus dem Haus verbannt und begonnen die Schutzzauber zu vervollständigen. Nun war es endlich möglich das Haus auch magisch fertig einzurichten.

Nachdenklich blickte Hermione zum Kaminsims, wo Fotos von Dracos Freunden standen und auch welche von Hermiones Freunden, die ihr entgegenwinkten. Dort stand das Bild von ihrem gemeinsamen Skiurlaub. Ein Bild aus Peking, das einer der Leibwächter für sie gemacht hatte. Sie war glücklich, stellte sie fest. Sie war so glücklich wie sie in den letzten Jahren nicht gewesen war. Konnte sie es nicht einfach akzeptieren, dass alles gut so war? Was wollte sie noch?

Gedankenverloren brühte sie sich einen Tee auf. Draco kam irgendwann runter geschlurft. Er schaltete das Radio an und setzte sich mit einem genuschelten Morgen neben sie. Er war kein Morgenmensch. Er brauchte immer erstmal seine Ruhe, wenn er aufstand. Kummbein kam zu Draco und ließ sich von ihm Kraulen. Hermione musste lächeln.

Die perfekte LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt