Kapitel 19

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!!Dieses Kapitel könnte manche Triggern!!

Ich bin mir ziemlich sicher Levi hat etwas bemerkt. Gestern Abend kam er zu mir um das Training für heute abzusagen. Ohne Grund, einfach so.

Er hat zwar auch nichts über meinen gesundheitlichen Zustand gesagt, aber ich konnte mir nichts anderes Vorstellen. 

Den Vormittag hatte ich heute also mit restlicher Arbeit verbracht. Da niemand meine Hilfe brauchte konnte ich meinen Papierkram für heute schon komplett vom Tisch hauen und jetzt in Ruhe zu Mittag essen. 

Die meisten waren schon fertig und sind bereits wieder gegangen. Nur noch wenige saßen im Speisesaal in kleinen Gruppen. 

Eine Gruppe mit ein paar Männern ungefähr in meinem Alter, vielleicht etwas älter, schaute andauernd zu mir rüber. Wenn sie unauffällig über mich reden wollten ist ihnen das definitiv nicht gelungen. 

Da ich mir meinen Tag nicht wegen irgendwelchen Typen ruinieren wollte versuchte ich die durchdringlichen Blicke einfach so gut wie möglich zu ignorieren. 

Manche Menschen hatten wohl einfach keine spannenden Leben, anders konnte ich mir nicht erklären, wieso sie sich so sehr auf das anderer konzentrierten. 

Bis ich fertig war konnte ich die Gruppe zum Glück recht gut ignorieren. Trotzdem wollte ich auch keine Sekunde länger im selben Raum wie sie sein als ich musste. 

So schnell wie möglich brachte ich mein Geschirr weg und machte mich Richtung Ausgang.

"Hey Rotschopf!" rief auf einmal jemand durch den Saal. 

Ich wusste, dass ich gemeint war. Rote Haare hatte hier kaum jemand und gerade war ich auf jeden Fall die einzige gewesen, die welche hatte von den Leuten, die hier noch waren. 

Etwas verwirrt drehte ich mich um und stand auf einmal einem der Typen entgegen, die am meisten über mich geredet haben. 

"Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte ich vorsichtig. Die Situation gab mir ein sehr ungutes Gefühl. 

"Weiß ich nicht, kannst du das?" der Typ vor mir schien sehr belustigt über meine Verwirrung zu sein und kam immer näher auf mich zu.

Langsam bewegte ich mich mehr Richtung Ausgang. Blöderweise hielt ihn das nicht davon ab mir dennoch extrem auf die Pelle zu rücken. 

"Wenn du nichts spezielles von mir möchtest würde ich jetzt gerne gehen." erklärte ich mich fester Stimme, auch wenn die Angst sich langsam aber sicher in meinem Körper breit machte. Das hier war überhaupt nicht gut.

"Muss die kleine etwa arbeiten? Als ob du wirklich etwas tun würdest." diesmal wurde sein lachen von dem der anderen begleitet.

"Wie soll ich das verstehen?" "Du bist doch nur hier, weil man deinen hübschen Hintern retten wollte. Ich Wette du hast dich einmal durch all die Hohen Tiere durchgefickt um sie zu überzeugen dich aus dem drecksloch zu holen und seitdem genießt du dein Leben, kriegst mehr Kohle als wir alle und tust gar nichts." aus der Belustigung in seiner Stimme quoll mit jedem Wort, dass er mir ins Gesicht spuckte immer mehr Hass heraus. 

"Was gibt dir die Erlaubnis so einen Unsinn über mich zu sagen? Kennen wir uns? Nicht das ich wüsste, also was erlaubst du dir so über mich zu reden?" die Panik übernahm langsam meinen Körper. Ich kannte diese Art von Beschuldigungen, nur hatte ich niemals erwartet hier ebenfalls davon getroffen zu werden.

"Da hat wohl jemand auch noch eine große Klappe hm? Schauen wir mal wie lange du die noch hast." mit diesen Worten kam er nur noch näher. Das Grinsen auf seinem Gesicht voller Hass, den ich mir nicht erklären konnte. 

Die große Tür des Speisesaals wurde gerade geöffnet, als die der Typ vor mir auf einmal seine Hand hob.
Nur merkte er das zu spät.

"Was ist hier los?" ertönte Levis laute Stimme als die Faust mich direkt an meiner Verletzung traft.

Ich hatte es kommen sehen. Wirklich. Aber alles passierte so schnell, dass ich viel zu spät versuchte mich zu verteidigen. Meine Verwirrung und Panik von vorher hatten mich gelähmt. 

Ein starker Schmerz zog durch meinen Körper. Die Wunde ist wieder aufgegangen, das spürte ich sofort.

Meine Panik nahm mich plötzlich komplett ein. Es war, als hätte man mir meine Luft aus dem nichts einfach abgeschnitten. Keuchend versuchte ich an Sauerstoff zu kommen. Ich fand keinen.

Um mich herum nahm ich laute Geräusche war. Jemand wurde von mir weggerissen, eine andere Person kam zu mir. Was genau passierte konnte ich nicht sagen. 

Tränen verschleierten meine Sicht und schienen von überall zu kommen. Immer mehr bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht. Mein Körper begann zu Zittern und noch immer bekam ich keine Luft.

Logisch gedacht wusste ich, dass ich gerade viel zu schnell Atmete, aber würde ich das nicht tun hätte ich das Gefühl viel schneller zu ersticken als sowieso schon. 

Zwei Hände griffen nach mir. Ich kannte diese Hände. 

"Alora öffne deine Augen." ich tat, was die Stimme mir sagte, die irgendwie wieder zu mir durch drang. Erst als ich wieder etwas sah bemerkte ich, dass ich meine Augen geschlossen hatte. 

Vor mir saß jemand. Levi. Soviel konnte ich sehen. 

Er hielt mich fest. Sehr fest. So fest, dass es gut tat. Ich konnte etwas spüren, das war gut. 

"Schau dich um, was siehst du?" ich schaute mich um. Niemand war mehr hier außer wir. Wann sind alle gegangen? Ich konnte nicht reden, nicht fragen. 

"Alora schau mich an." Meine Augen fanden sofort seine. 

"Atme mit mir. Ein, halten. Aus, halten. Ein, halten.." es dauerte ein bisschen, bis ich meine Atmung ein wenig beruhigen konnte.

Keine Ahnung wie lange genau, aber er verließ mich nicht für eine Sekunde und das war alles, was für mich gerade Zählte. Ich war nicht alleine. 

"Nenn mir eine Farbe." "grün" "Nenn mir eine Zahl." "elf" "Nenn mir ein Tier." "Pferd"

So ging es weiter bis ich wieder vernünftig reden konnte, mein Gehirn abgelenkt genug war und das Zittern verklang.

Mein Körper stand noch unter Strom, aber halbwegs hat sich alles beruhigt.

"Kannst du aufstehen?" "Ich versuchs" murmelte ich.

Er stand als erstes auf und reichte mir seine Hand. Meine Beine kribbelten noch etwas vom zu schnellen Atmen, aber an sich konnte ich stehen. 

"Wir müssen dich verarzten, sonst verblutest du noch." erklärte er. Erst jetzt bemerkte ich den großen Blutfleck auf meinem Hemd. 

"Okay." flüsterte ich. Somit lies ich mich von ihm führen. Gerade war ich nicht in der Lage für mich selbst zu sorgen, also legte ich mein komplettes vertrauen auf ihn und folgte ihm.


strong but silentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt