Kapitel 23

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Aloras Sicht:

Es ist noch früh als ich aufstehe.

Das komplette Gebäude scheint noch zu schlafen, aber meine Aufregung hat mich nicht mehr liegen bleiben lassen.

Erwin hatte mich gestern Abend über die Mission informiert und ich hatte noch keine Möglichkeit mit Levi zu sprechen, aufgrund mehreren Verletzungen mancher Soldaten.

Und als wäre das noch nicht genug musste ich unkomplizierte Arbeitspläne für meinen Ersatz verfassen. Unkomplizierte Texte für komplizierte Themen zu schreiben ist nicht gerade meine Lieblingsaufgabe wenn ich ehrlich bin.

Um meinen Kopf noch ein wenig frei zu bekommen, bevor ich mich noch einmal auf meine Arbeit stützen kann bis es los geht, hatte ich vor eine Runde laufen zu gehen.

Meine Verletzungen sind einigermaßen gut abgeheilt und körperliche Anstrengung ist in maßen gar kein Problem mehr.

Gerade als ich an Levis Büro vorbei laufe öffnet sich die Tür seines Büros.

Allerdings kommt nicht er hinaus sondern eine sehr verschlafen aussehende Hanji.

"Guten Morgen. Was treibt dich denn hier her?" frage ich sie.

Mit schweren Augen schaut sie mich an und lächelt trotz der Müdigkeit breit, so wie sie es immer tut.

"Unser Hauptgefreite hatte mal wieder ein paar Probleme zur Ruhe zu kommen, da hab ich ihm ein wenig Gesellschaft geleistet. Jetzt schläft er tief und fest, oder eben so wie es für ihn tief und fest ist und ich glaube er würde nicht wollen, dass ich das alles sage, also entschuldige mich. Ich gehe dann mal ins Bett." erzählt sie und verschwindet in Windeseile.

Bei ihren Worten machen sich mehrere Gefühle gleichzeitig in mir breit.

Einerseits freut es mich, dass er einen Weg gefunden hat zur Ruhe zu kommen wenn er mal wieder extreme Probleme hat, andererseits war ich immer sein einziger Ruhepol.

Habe ich mir das immer nur einreden wollen, dass nur ich diese Wirkung auf ihn hatte?

Ich denke schon.

Wenn man jetzt noch einmal so darüber nachdenkt ist es eigentlich bescheuert. Wieso sollte nur eine Person zu so etwas in der Lage sein? Ich sollte mich mehr für ihn freuen.

Aber irgendwie schaffe ich es nicht.

Um mich von meinen Gedanken loszureißen mache ich mich wieder auf den Weg nach draußen und beginne zu laufen.

Da ich mich immer noch nicht an meine Grenzen bringen sollte ist es zwar angenehm sich zu bewegen, hilft aber gegen so etwas wie meinen Gedankenkreislauf so gut wie gar nichts.

Somit hält mein Training auch nicht lange an.

Zumindest sind schon ein paar Leute wach, als ich das Gebäude wieder betrete.

Über die letzten Wochen sind mir ein paar der Gesichter etwas bekannter geworden.

Viele von ihnen hatte ich schon bei mir in Behandlung und manche hat man einfach an Gemeinschaftsabenden kennengelernt.

Der Typ der mich angegriffen hat ist immer noch hier, jetzt aber unter strenger Beobachtung von Levi.

Er hat sich schon öfter in meiner Gegenwart drüber beschwert, wie nervig es doch sei. Hanji hatte mir allerdings erzählt, dass er selbst drauf bestanden hatte ein Auge auf den Kerl zu halten.

Nachdem ich mich abgeduscht habe sind die meisten im Speisesaal.

Levi ist noch nirgends zu sehen und da wir noch einiges zu besprechen haben mache ich uns jeweils eine Tasse Schwarztee, nehme zwei Scheiben Brot mit und mache mich auf den Weg zu seinem Büro.

Auf mein Mühsames klopfen kommt keine Reaktion, weshalb ich kurzerhand einfach hinein marschiere.

Der schwarzhaarige sitzt mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl. Wie er immer auf diesen unbequemen Dingern schlafen konnte ist mir bis heute eine Frage, die ich mir sehr wahrscheinlich nie erklären kann.

Ohne eine freie Hand bleibt mir keine Wahl als die Tür ziemlich laut zufallen zu lassen.

Der ruhige Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht verschwindet und in Sekunden schnelle steht er auf seinen Beinen und schaut aus als wäre er bereit jeden Titanen dieser Welt auszurotten.

"Kein Stress, ich bin es nur." murmle ich während ich auf in zu komme und die Sachen auf seinen Tisch stelle.

Überall liegen Blätter herum, was seinem Ordnungsfimmel überhaupt nicht entspricht.

Erleichternd ausatmend lässt er sich wieder in seinen Stuhl fallen.

"Wenn du so fest schläfst, dass du nicht einmal hörst wenn jemand hineinkommt ohne das eine Tür zufallen muss war es wohl nötig, hm?" frage ich in einem leichten Ton um nicht von Anfang an die Stimmung zu senken.

"Hm" antwortet er nur und nimmt die Tasse, die ich ihm entgegenhalte.

"Was ist das?" fragt er verschlafen, Erschöpfung deutlich sichtbar.

"Schwarztee, was sonst?" ich schaue ihn fragend an, aber er zuckt nur mit den Schultern.

"Ich wollte noch ein paar Dinge für die Mission mit der Besprechen, ich denke mal du auch, aber trink erstmal deinen Tee und iss was." sage ich.

Beinahe erwarte ich eine widerrede, aber er tut was ich sage.

Wahrscheinlich die Müdigkeit.

Ich habe mich immer noch nicht ganz an dieses Mittelding in dem wir uns befinden gewöhnt.

Es ist nicht mehr unangenehm bei ihm zu sein, aber das macht es schon fast wieder viel unangenehmer.

Wir scheinen kein Problem mehr damit zu haben miteinander zu reden, aber uns gehen die Gesprächsthemen aus, da keiner von uns das Offensichtliche ansprechen möchte, das noch unbesprochen zwischen uns liegt.

Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und er ebenso wenig habe ich das Gefühl. Das können ja schöne Tage werden. Oder Wochen? Wer weiß, wie lange wir unterwegs sein werden.

Eine Weile sitzen wir schweigend voreinander, trinken unsere Tees und essen unser Brot.

Bis einer von uns beginnt über die ersten Pläne der Mission zu reden dauert es eine Weile.

Stille mit Levi war noch nie etwas was ich nicht mochte. Wir konnten super miteinander schweigen. Manchmal haben wir Stundenlang nur nebeneinander gelegen und nichts gesagt, bis entweder einer gehen musste oder ich angefangen habe mein halbes Leben vor ihm zu offenbaren. Nicht das er nicht schon jedes Detail davon kannte.

Falls es ihn gestört haben sollte hat er es nie gesagt. Mein ganzes Leben lang hat er mich reden lassen und immer hat er zugehört. Und wenn ich nicht redete hat er meinen Gedanken gelauscht.

Diesmal musste ich lauschen.

Levi hatte so viele Pläne gemacht, dass ich fast gar nicht hinterher kam.

Zwischendurch konnte ich mit Glück mal eine Frage einbringen. Das würde meine erste Mission dieser Art sein und ich wusste noch nicht wirklich wie alles ablaufen sollte mit der Krankenstation wenn ich weg war.

Erwin hatte mir ein paar Infos gegeben. Nur war Levi derjenige, der für mich zuständig war, also mussten die meisten meiner Fragen an ihn gehen.

Der Kommandant hatte dafür nicht die Zeit.

Trotz all der Themen, die von seiner Seite aus kamen, beantwortete er alles ausführlich was ich wissen wollte.

An dieser Mission würde zumindest nichts ungeplant ablaufen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 25, 2024 ⏰

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