Kapitel 12

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Der Rest der Woche verlief recht entspannt.

Levis und meine Trainingsstunden waren für mich meist der anstrengendste Part. Nicht unbedingt aufgrund des Körperlichen Parts, sondern eher wegen der ganzen Zeit die ich mit ihm verbringen musste ohne mich ordentlich mit ihm aussprechen zu können.

Durch meine Arbeit in der Krankenstation und die fehlenden Hilfekräfte hatte ich alle Hände voll zu tun und fiel Abends voller Erschöpfung ins Bett.

Erwin meinte, dass sie längst auf der Suche nach Krankenschwestern waren und hoffentlich bald eine Auslastung für mich kommen würde. Erstrecht, da die nächste Expedition hinter die Mauern schon in Aussicht ist. 

Bis ich die Hilfe bekam, die ich hier brauchte würde mir allerdings die Zeit fehlen um mich einmal mit Levi zusammen zu setzten. Mal davon abgesehen, dass er wahrscheinlich überhaupt nicht mit mir reden möchte.

Für mich ist es dennoch wichtig wenigsten das gröbste mit ihm zu klären. Das wäre nämlich wie und wieso er verschwunden ist, ob er mich wieder in sein Leben lassen möchte oder ob wir von nun an keine weitere Rolle mehr im Leben des anderen führen werden.

So gerne ich ihn wieder zurück haben möchte, wenn er es nicht zulässt wird es auch nichts bringen weiter dafür zu kämpfen.

Natürlich kann es auch so ablaufen, er sagt er möchte nichts mehr mit mir zu tun haben und am Ende war es nur zum Schutz. Er dachte schon immer jeden vor sich selbst beschützen zu müssen, egal ob er sich damit nur noch weiter in den Boden gerammt hat.

Durch ein lautes klopfen bringt man mich wieder in die Realität. 

Auch wenn ich erst seit einer Woche hier bin kann ich die meisten Leute schon an der Art des Klopfens erkennen. Hanji lies es seit meinem vierten Tag ebenfalls bei mir ausfallen. Erwins klopfen war immer sehr fest und fordernd. Levi hat es seither nicht noch einmal versucht, doch ich bin optimistisch es erkennen zu können. 

Ganz vielleicht sollte ich mir Hilfe holen.

Nun ja, diesmal war es definitiv Erwin. Sofort bat ich ihn herein.

"Guten Abend Alora." begrüßt er mich während er sich seinen Weg zu meinem Schreibtisch bahnt. An diesem arbeite ich seit Stunden irgendwelche wirklich Sinnlosen Dokumente durch, die die Regierung aber von uns haben möchte. 

"Dir auch einen guten Abend, Erwin. Wie kann ich dir helfen?" freundlich lächle ich ihn an. Die Müdigkeit wird mir wahrscheinlich selbst durch diese Maske anzusehen sein. Man konnte mit einem lächeln eben nicht alles vertuschen. 

Erwin setzte sich gegenüber von mir und holte einmal tief Luft. Klingt nach einem ernsten Gespräch.

"Wie läuft dein Training mit Levi?" diese Frage diente nur als nette Geste der Aufmerksamkeit. Ich wusste, dass Levi ihm Bericht darüber gab wie ich mich anstellte. 

"Alles in bester Ordnung. Wir haben die letzten Tage an allem ein wenig gearbeitet." antworte ich dennoch.

"Ich habe gehört, du hattest deine ersten Reitstunden und wie es scheint stellst du dich sehr geschickt an. Wie schätzt du deine Reitkünste selbst ein?" er schien dem Thema für sein Erscheinen etwas näher zu kommen.

"Bis jetzt würde ich mich als recht gut einschätzten denke ich. Wieso fragst du?" erwartungsvoll schaue ich zum Kommandanten. 

"Ich hatte überlegt mit dir irgendwann einen kleinen Ausflug hinter die Mauern zu machen, nur um sicher zu gehen, dass du gut vorbereitet bist wenn es zu einer Notsituation kommt. Es fühlt sich für mich nicht richtig an dich ohne jegliche Erfahrung mit Titanen vielleicht mal alleine lassen zu müssen." erklärt er.

Irgendetwas scheint ihm noch auf dem Herzen zu legen weshalb ich mit meiner Antwort warte.

"Außerdem verhält Levi sich seit du hier bist etwas anders als normalerweise. Ich sehe das positiv, weil es nur bedeuten kann, dass du ihm auch nur im geringsten Sinne wichtig bist. Er mag es nicht einsehen, aber du lässt ihn wahrscheinlich gerade etwas fühlen, was er nicht einordnen kann. Dieser Mann hat uns die letzten Jahre so oft vor dem untergehen bewahrt und er verdient den ganzen schmerz nicht den er ertragen musste. Wenn wir also halbwegs sicher sein könne, dass du dich im Notfall selbst retten kannst und er nicht auch dich verliert, dann wäre das wirklich ein großes Geschenk." 

Es berührt mich sehr wie stark Erwin sich um Levi sorgt. Was mich fast noch mehr berührt ist die Hoffnung ihm möglicherweise doch wieder näher kommen zu können. 

"Ich nehme dieses Angebot sehr gerne an Erwin." mit einem warmen lächeln Blicke ich zu meinem Gegenüber. 

Wie es aussieht fällt ihm gerade ein sehr großer Stein vom Herzen. Levi scheint ihm wirklich viel zu bedeuten. 

"Das freut mich sehr. Für dieses Vorhaben wäre es wichtig, dass du wirklich sicher auf dem Pferd bist. Vielleicht schaffst du es ja in deinem Zeitplan ein wenig Platz für extra Training einzubauen. Irgendwer wird sich schon finden, der dir dabei behilflich sein kann. Sobald da keine Probleme mehr vorzufinden sind sage ich dir Bescheid wann und wie alles ablaufen wird." sprach er weiter.

"Ich werde alles tun was in meiner Macht steht um mich so gut wie möglich zu verbessern." versicherte ich.

Daraufhin lächelte er mich ein weiteres mal dankbar an, verabschiedete sich von mir und verließ mein Büro. 

Das könnte ja heiter werden. Bei meinem Zeitplan war ich froh wenn ich eine Minute hatte in der ich Atmen durfte. Diese Luft zum Atmen würde wohl demnächst aus Pferdemist bestehen. 

strong but silentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt