strong but silent

Kapitel 2

Die Woche verging wie im Flug und gleichzeitig waren es die längsten Tage meines Lebens.

Keith hat die übelsten Trainings Methoden wie man sich nur vorstellen kann und wenn man Abends nicht ins Bett fällt kann man eigentlich direkt wieder auf den Trainingsplatz. 

Die schmerzen meiner Muskeln ließen die Zeit also extra langsam anfühlen, die Menge an Aufgaben bewirkten genau das Gegenteil.

Ich glaube ich war noch nie so verwirrt über mich selber. 

Dennoch habe ich es am Ende geschafft. Der Tag meiner Prüfung ist gekommen. Keith meint ich wäre bestens vorbereitet, also versuche ich so positiv wie möglich in das ganze hineinzugehen. Ich habe keine andere Chance als diese heute. Wenn ich es nicht schaffe und diese Prüfung verkacke muss ich zurück in den Untergrund und ich denke nicht, dass ich dann jemals wieder die Möglichkeit bekomme von dort zu verschwinden. 

Natürlich habe ich auch immer noch die Prüfung des Medizinischen Teiles vor mir, aber die kann mir nur meinen Platz im Aufklärungstrupp verhauen. Sobald ich die Soldatenprüfung bestanden habe bin ich aus dem Dreckloch entflohen. Auch wenn ich dann Obdachlos hier draußen herumlaufen werde. Alles ist besser als jemals wieder zurück in den Untergrund zu müssen.

"Lieverz!" ruft Keith. Ob ich mich noch daran gewöhnen werde, dass manche einen nur mit Nachnamen ansprechen? Nicht einmal Erwin hat mich so genannt. 

"Ja, Sir?" ich trete zu ihm und Erwin, der schon vor einer Weile eingetroffen ist. Keith hat ihm bereits von meinem Training erzählt und wie er mich nach der Woche einschätzt. Mir gegenüber hat er nie gesagt was er von meiner Leistung hält. Da ich alleine Trainiert wurde habe ich auch keinen an dem ich mich vergleichen kann. Mir bleibt nur die Hoffnung.

"Die Prüfung wird jetzt beginnen. Komm mit" ich tue was er sagt und verfolge die beiden Männer. Gemeinsam laufen wir zum Wald der in der nähe ist. 

Hier wollen sie meine Fähigkeiten mit dem 3D-Manöver-Apparat sehen. Da hatte ich zum Glück den Vorteil, dass wir bevor Levi, Isabell und Furlan verschwunden waren, schon welche von den Teilen hatten. Eigentlich waren die 3D-Manöver im Untergrund strengstens Verboten, aber wir waren sowieso nicht dafür bekannt uns an alle Regeln zu halten.

Was diesen Teil der Prüfung angeht habe ich also keinerlei Bedenken. Zwischendurch muss ich den Titan-Pappaufstellern die Nacken heraus fetzen, aber damit habe ich nun wirklich keine Probleme. 

Keith hatte mir die Woche über versucht die normale Technik für das ganze verfahren beizubringen. Dabei hatte ich direkt am ersten Tag eine viel effizientere gefunden, mit der ich in schnellerer Zeit mehr Pappaufstellern den Nacken zertrümmern konnte. 

Während der Prüfung hätte ich natürlich auf Nummer sicher gehen können, aber das ist nicht meine Art. Hier geht es auch um Schnelligkeit also setzte ich alles auf meine Fähigkeiten und stürzte mich mit meiner eigenen Technik durch den Wald.

Ob meine Endzeit nun gut war konnte ich anhand der Blicke von keinem der Beiden erkennen. Was solche Dinge angeht waren die Leute hier oben wohl wirkliche Meister im Pokerface. 

Den Rest der Prüfung ratterten wir Stück für Stück durch. 

Noch nie war ich so froh über die Gefahr in Schlägereien zu kommen, mit der ich immer gelebt habe. Von klein auf habe ich gelernt mich zu verteidigen und so konnte ich die beste Kämpferin der letzten Trainingseinheit im Zweikampf besiegen. 

Erwin hatte sie extra aus dem Hauptquartier mit hergenommen. Das habe ich aber erst erfahren, als ich einen Partner für den Teil der Prüfung brauchte. Ihr Name ist anscheinend Mikasa wenn ich mich richtig erinnere. 

Zu guter Letzt wurde noch meiner Ausdauer geprüft. Ich sollte bis die Sonne Untergeht Runden laufen. Nur mal so nebenbei, es ist Sommer und gerade einmal Nachmittag. 

Ich wehrte mich nicht, aber angenehm war es keinesfalls. Zum Glück entschied Mikasa sich dazu bei mir zu bleiben und dafür zu sorgen, dass ich immer genug essen und trinken hatte. Sie erzählte mir ein wenig von Aufklärungstrupp damit ich ein wenig beschäftigt war und somit schafften wir es gemeinsam, dass ich die komplette Zeit durchhielt. Ohne dieses Mädchen hätte ich es eindeutig nicht hingekriegt. 

Keith und Erwin ließen mich erst einmal duschen gehen bevor ich das endgültige Urteil hörte, wie es jetzt mit mir weitergeht. 

Mein kompletter Körper schmerzte als ich mich wieder zu den beiden Männern in den Essenssaal des Trainingsgelände begab. Auch wenn ich versuchte mir meine Erschöpfung nicht ansehen zu lassen konnte man wahrscheinlich andeuten, dass ich heute nicht nur Faul im Bett gelegen habe. 

"Lieverz, setz dich." befahl Keith. Erwin und er schauten mich mit undeutbaren Blicken an, während ich genau dies tat.

"Ohne groß um den heißen Brei zu reden, Erwin und ich sind zu dem Entschluss gekommen, dass du bereit bist in den Aufklärungstrupp einzutreten. Deine Fähigkeiten reichen auf jeden Fall aus um im Notfall nicht drauf zu gehen. Wenn du dort weiterhin genug trainierst wirst du keine großen Probleme haben." erklärte er.

In diesem Moment hätte ich wirklich einfach nur heulen können. Vor Freude natürlich. 

Am liebsten wäre ich den beiden um den Hals gefallen. Ich beließ es bei einem glücklichen "danke", aber innerlich führte ich einen Freudentanz auf.

"Dann mal viel Erfolg bei der Medizinprüfung" somit verabschiedete Keith sich von mir. 

"Wir werden noch heute aufbrechen. Stärke dich jetzt und packe deine Sachen zusammen wenn du es noch nicht getan hast. Danach geht es zum Hauptquartier." kam nun wieder Erwin zu Wort.

Ich nickte eifrig und wollte mich gerade zum Essen wenden, dass auf der Küchentheke steht, da ertönt seine Stimme noch einmal.

"Herzlichen Glückwunsch Alora" mit einem lächeln dankte ich ihm erneut. "Deine Cousine hatte genauso reagiert, als sie ihre Prüfung bestanden hat. Ihr seht euch wirklich sehr ähnlich." 

Er schien zu merken, wie meine Gesichtszüge nun etwas entglitten. "Du findest mich im Büro wenn du fertig bist. Mach dich darauf bereit Levi wieder zu sehen." Somit verschwand er und ließ mich ziemlich perplex dort sitzen wo ich war.