Schlecht gelaunt laufe ich in Richtung Ausgang des Hauptquartiers um zum Trainingsplatz zu gehen.
Wieso ich schlecht gelaunt bin? Mir tut jedes einzelne Körperteil an mindestens einer Stelle weh. Mir ist schon klar selbst dafür verantwortlich zu sein. Ich hätte mich mit dem Buch auch in mein Bett verziehen können.
Aus manchen Fehlern lernt man eben niemals.
"Ich hoffe doch du bist in der Lage zu Trainieren bei der Schnute die du ziehst." ertönt es zu meiner rechten sobald ich das Gebäude verlasse.
Erschrocken zucke ich zusammen. Levi tritt neben mich und gibt nur ein genervtes zischen von sich.
"Natürlich kann ich trainieren. Mir zieht es nur ein bisschen an der Schulter." schnellsten Bemühe ich mich halbwegs gerade zu stehen. Das kann heiter werden heute.
"Dann solltest du heute vielleicht mal in deinem Bett schlafen, das macht das ganze schon um einiges besser." erwidert er kühl.
"Woher.." Ich beende meinen Satz nicht. Er war es mit der Decke.Ohne ein weiteres Wort geht er los.
Schweigend folge ich ihm."Wir werden heute ein paar Übungen für deine Ausdauer machen und ich möchte deine Kampftechnik sehen. Morgen werden wir mit den 3D-Manövern arbeiten und im laufe der Woche kriegst du deine erste Reitstunde." geht er durch.
Ich antworte nur mit einem nicken und warte auf seine nächste Anweisung. Nach unserem gestrigen Gespräch weiß ich nicht wirklich wie ich mit ihm reden soll. Außerdem hat er sich extra Gedanken für das Training gemacht, da möchte ich ihn nicht mit anderen Themen aus der Bahn bringen.
Zu Anfang sollte ich mich dehnen und ein paar Runden langsam laufen um mich aufzuwärmen.
Selbst dabei beobachtete er jede einzelne Bewegung meinerseits. Was genau ihm das brachte wusste ich nicht, aber gut, soll er machen was er für richtig hält.
Nach dem aufwärmen gehen wir über zu schnellerem laufen über unterschiedliche Distanzen mit variierenden Pausen.
Im Untergrund musste ich des Öfteren vor irgendwelchen Feinden abhauen, deshalb machten mir diese Übungen bisher keine Probleme.
Meine Ausdauer war nicht der Kracher und würde noch lange nicht an die der Soldaten herankommen, aber für meine Verhältnisse reichte es. Das schien Levi genauso zu sehen, denn nachdem ich keine Schwierigkeiten Vorzeigte wechselte er zur nächsten Übung.
"Wir machen jetzt mit dem Nahkampf weiter." erklärte er knapp. Erst wartete ich auf die genauere Erklärung, doch schnell bemerkte ich, dass nichts weiter von ihm kommen würde.
Schon früher haben wir nach dem Motto angefangen: Der Angreifer warnt dich auch nicht vor, wie er dich wann angreift.
Innerlich stellte ich mich auf den Kampfmodus ein. Von außen lies ich mir nichts anmerken, stellte mich verwirrt. Möglicherweise wird er nicht darauf reinfallen und bemerkt haben wann ich wusste was jetzt passiert, doch er ist sowieso bei allem ein Ausnahmefall.
Es dauerte nicht lange bis er mich angriff. Ein einfacher Schlag auf den Margen gezielt.
Sofort wehrte ich seine Hand ab und drehte sie so, dass er keine Chance auf einen weiteren Angriff mit hatte. Sein nächster Versuch folge direkt.
Er befreite sich aus meinem Griff und versuchte mich noch gleichzeitig ins Stolpern zu bringen. Geschickt werte ich weiterhin jeden seiner Angriffe ab. Mein Ziel war es jedoch endlich selbst an die Macht zu kommen. Bisher hatte nur er mich attackiert.
Bis ich die Möglichkeit bekam ihm eine zu verpassen dauerte es seine Zeit. Schon immer waren wir was den Nahkampf angeht auf dem gleichen Level wie der andere. Es gab niemanden gegen den ich Fairer gewinnen oder verlieren konnte wie ihn.
Zugegeben, sein Training schien über die letzten Jahre mehr gewesen zu sein als meines, denn sonst viel es mir nicht ganz so schwer das Blatt zu wenden.
Doch siehe da, auch heute schaffte ich es noch. Für wenige Sekunden musste Levi sich fangen und diese Zeit nahm ich mir um diesmal ihn anzugreifen und den Kampf auf meine Seite zu ziehen.
Schwer fiel es ihm nicht meinen Schlag abzuwehren, aber für mich war es ein Sieg. Viele hielten ihn für unschlagbar und wenn ich mit meinem Mangelnden Training soweit kommen konnte, dann war das ein Erfolg.
Im Endeffekt gewann dennoch er. Zwei schnell aufeinanderfolgenden Angriffen seinerseits konnte ich so schnell nicht ausweichen und somit brachte er mich zu Boden.
So hart wie ich aufkam würde das definitiv mindestens ein blauer Fleck werden, aber bei den schmerzen die ich sowieso schon überall habe wird eine weitere Stelle auch nichts mehr ausmachen.
Levi streckte mir die Hand entgegen um mich hochzuziehen. Dankend nahm ich sie an und richtete mich mit seiner Hilfe auf.
"Deine Techniken sind gut." sagte er kühl. Für Levi war das schon ein Kompliment.
"Vielen dank." ein kurzes lächeln huschte über meine Lippen.Sein Blick blieb für kurze Zeit an meinem Gesicht hängen. Wie gerne ich doch nur wissen würde, was in seinem Kopf vor sich geht wenn er mich so anschaut.
Mich lässt es unsere Zeit miteinander vermissen. Nicht wie wir gelebt haben, sondern wie wir miteinander umgegangen sind.
Wenn ich genauer in sein Gesicht schaue und all die Kleinigkeiten wieder sehe, die ich vor vielen Jahren erstmals entdeckt und nie wieder unbeachtete gelassen habe, dann vermisse ich es, wie nahe ich ihm stehen durfte um genau diese Kleinigkeiten immer wieder begutachten zu dürfen.
"Ich denke was das angeht haben wir heute genug getan. Wir treffen uns morgen zur selben Zeit wieder hier." unterbrach er meine Gedanken.
Mit einem nicken zeigte ich, dass ich verstanden habe.
"Du kannst dann jetzt gehen. Den Weg findest du ja hoffentlich." erneut nickte ich.
Somit liefen wir in zwei unterschiedliche Richtungen. Keine Ahnung was er jetzt vorhatte. Vielleicht musste er zu seiner Einheit, vielleicht auch nicht.
Ich zumindest lief zurück zum Gebäude und suchte die Dusche auf. Danach würde mich wohl noch genügend Arbeit für den ganzen restlichen Tag erwarten. Was eine Freude.

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strong but silent
Fiksyen PeminatLevi Ackerman. Der Mann auf den ich mich früher jederzeit verlassen konnte und der, der plötzlich wie aus dem nichts verschwand. 4 Jahre lang fragte ich mich was mit ihm passiert sei. 4 Jahre bis ich eines Tages in seinem Büro stehe und meinen Weg...