~~ Nico ~~

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Finn wie auch meine Mom waren begeistert, dass ich Dylan mitbrachte und während Finn gleich seine gesamte Aufmerksamkeit einnahm, war ich mit den Gedanken noch immer im Park.
Dylan hatte also in meinem Tagebuch gelesen, aber anscheinend nicht viel. Ich wusste nicht ganz, ob ich ihm das glauben konnte, doch ich wollte es hoffen. Hätte er mehr gelesen, wäre er wohl nicht mit mir zusammen, oder? Zumindest hätte er Fragen gestellt. Fragen über meinen Job.
Während Dylan sich mit meinem Bruder beschäftigte, schlich ich unbemerkt in mein Zimmer, um das Tagebuch aus seinem Versteck zu holen, und nach der Seite zu suchen, von der Dylan gesprochen hatte. Ich fand sie schnell. Die Schrift war kräftig und zugleich sehr unsauber.
Ich musste schlucken, als ich die gesamte Seite las. Nein, wenn Dylan mehr gelesen hätte als diesen letzten Absatz, dann hätte er sich nie auf mich eingelassen. Er hätte sich von mir ferngehalten, wäre von mir angewidert oder hätte sogar die Polizei informiert. Denn auf dieser Seite standen viele schreckliche Details. Details über meine Arbeit mit dem Polizeichef.
Es klopfte an der Tür und ich schlug schnell das Tagebuch zu. Es war Dylan.
»Hey«, sagte er leise, nachdem sein Blick erst auf das Tagebuch fiel, dann zu meinen Augen wanderte. Er blieb etwas unschlüssig in der Tür stehen.
»Brauchst du eine Minute?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, alles gut, du kannst ruhig reinkommen.«
Er betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, bevor er zu mir ans Bett kam.
»Alles okay?«
Ich nickte. »Ja, habe mir nur nochmal den Eintrag durchgelesen.«
Er nickte, doch schien nicht zu wissen, was er sagen sollte.
Ich stand auf, öffnete die unterste Nachttischschublade, wo ich das Tagebuch hineinschob, bevor ich mich vor Dylan stellte.
Fragend schaute er zu mir hinauf. Ich antwortete ihm mit einem Grinsen, bevor ich ihm die Hände auf die Schultern legte und meine Knie links und rechts von ihm aufs Bett schob.
Auch seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als ich auf seinem Schoß zum Sitzen kam.
Die Arme hinter seinem Hals verschränkt, wartete ich nicht länger und drückte meine Lippen auf seine. Meine Augen schlossen sich automatisch, als unsere Lippen miteinander verschmolzen. Eng presste ich mich an ihn, während ich die Zunge zwischen seine Lippen schob und mit seiner spielte.
Ein zufriedenes Stöhnen kam aus Dylans Mund, während seine Hände von meinen Hüften zu meinem Hintern wanderten. Auch mir entwich ein Keuchen, als sich seine Finger in meine Arschbacken gruben und meinen Intimbereich gegen seinen drückten.
Ich vergrub eine Hand in seinem Haar und griff mir ein paar seiner dicken Strähnen, um seinen Kopf ein Stück nach hinten zu ziehen. Mit den Lippen wanderte ich von seinem Mund zu seinem Hals, suchte mir eine tolle Stelle, auf die ich mich dann besonders konzentrierte.
Dylan schien zu verstehen, was ich vorhatte, denn seine Finger gruben sich erneut in meinen Hintern. Doch er ließ es zu.
Als ich schließlich von ihm abließ, betrachtete ich zufrieden mein Werk.
»Zufrieden? Bin ich gut als vergeben gekennzeichnet?«, fragte er leicht amüsiert und lächelte mich breit an.
»Hmm«, machte ich nur, bevor ich abermals meine Lippen auf seine drückte.
»Ich wollte schon ewig mal jemanden einen Knutschfleck verpassen«, verriet ich leise gegen seine Lippen.
»Du kannst mir so viele verpassen, wie du möchtest.«
Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, erhob er sich plötzlich zusammen mit mir, bevor er sich umdrehte und ich mit dem Rücken zusammen aufs Bett fiel.
»Jetzt bin ich dran«, meinte Dylan mit einem Glitzern in den Augen, bevor er mein Shirt hochzog und sein Mund über meinen Oberkörper wanderte.
Ich schloss nur die Augen und genieß all seine sinnlichen Berührungen. Er schien sich letztendlich für mein rechtes Schlüsselbein zu entscheiden. Meine Hände fanden erneut sein Haar und vergruben sich daran, um seinen Kopf noch stärker an mich zu drücken.
Plötzlich öffnete sich die Tür. Ertappt fuhren wir auseinander und als ich den Kopf hob und hinüberschaute, bereit Finn anzuschnauzen, erblickte ich meine Mutter, die uns erschrocken anschaute.
»Oh, tut mir leid, ich hätte klopfen sollen. Ich ... ich wollte nur Bescheid sagen, dass das Essen fertig ist«, sagte sie eilig, bevor sie die Tür schnell wieder schloss.
Mit einem Seufzen ließ ich den Kopf wieder auf die Matratze fallen. »Gott, ich muss wirklich daran denken, die Tür abzuschließen!«
Dylan neben mir lachte nur, bevor er mit seiner Hand mein Kinn erfasste, um es in seine Richtung zu drehen.
»Halb so schlimm«, meinte er und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, bevor er aufstand und mir die Hand hinhielt.
Ich nahm die Hilfe an und ließ mich von ihm hochziehen.
»Aber ich bin noch nicht fertig mit dir«, flüsterte er mir ins Ohr, bevor er nach einem letzten beherzten Griff an meinen Hintern zur Tür ging. Ich brauchte noch einen Moment, um mich wieder zu beruhigen, bevor ich ihm in die Küche folgte, wo natürlich eine peinliche Stimmung auf mich wartete. Doch das hielt nicht lang an, den Dylan schaffte es schnell, wieder Lockerheit reinzubekommen. Vor allem mit der Hilfe meines Bruders.
Ich beobachtete, wie er mit Finn begeistert über Dinos sprach und konnte nicht bestreiten, dass mein Herz dabei ganz warm wurde.
Ich hatte mich selbst darüber gewundert, wie locker ich auf seine Beichte reagiert hatte. Vermutlich, da ich bereits im Verdacht hatte, dass er zumindest einen Blick hineingeworfen hatte. Ich war nur froh, dass es etwas relativ Harmloses war. Einfach nur meine Frustration, auch wenn es für ihn vermutlich doch schockierender zu lesen war. Vor allem wegen seines Bruders. Doch, was ich ihm gesagt hatte, stimmte. Ich war nicht selbstmordgefährdet. Zwar hatte ich auch ab und zu alles satt und war mir sicher, dass ich psychisch durchaus etwas ... sagen wir mal, nicht bei bester Gesundheit war, doch ich dachte nicht ernsthaft daran, mich umzubringen oder gar zu verletzen. Das konnte ich meiner Familie nicht antun.
Ich spürte eine Hand an meinen Oberschenkel und schaute auf. Dylan schenkte mir ein etwas besorgtes Lächeln. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich auf meinen Teller gestarrt hatten, ohne zu essen.
Dylan sagte nichts, sondern drückte nur kurz meinen Oberschenkel, bevor er sich wieder Finn zuwandte, und ich war ihm dankbar dafür. Bevor meine Mom aber doch noch etwas bemerkte, nahm ich das Essen wieder auf und versuchte, mich auf das Tischgespräch zu konzentrieren.

»Was bedrückt dich?«, fragte Dylan, als wir wenig später zusammengekuschelt im Bett lagen. Eigentlich wollten wir die Serie weiterschauen, doch noch hatten wir den Laptop nicht angeschaltet. Und eigentlich fand ich das Kuscheln im Moment völlig ausreichend.
»Was meinst du?«, fragte ich nach.
Dylan bewegte sich unter mir und ich hob den Kopf von seiner Schulter, als er weiter zu mir herunterrutschte und wir uns gegenüberlagen. Auf Augenhöhe.
»Du bist die ganze Zeit schon so ruhig.«
Ich wusste nicht so wirklich, was ich darauf sagen sollte, also zuckte ich nur mit den Schultern. So gut das im Liegen ging.
Sein Arm schlang sich um meine Hüfte, bevor er seine Stirn an meine lehnte.
»Bin ich schuld an deiner Stille?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Was ist es dann? Schule? Justin? Deine Familie?«
Ich schaute ihn einen langen Moment an, bevor ich die Augen schloss.
»Ich weiß auch nicht so genau, was gerade ist«, sagte ich, obwohl ich es eigentlich ganz genau wusste. Doch ich konnte ihm den wahren Grund unmöglich nennen.
»Ist okay, lass uns einfach nur hier liegen, okay?«
»Okay«, gab ich zurück und war ihm unendlich dankbar. Dafür, dass er nicht nachhakte. Dafür, dass er einfach da war. Ich glaube, ich kann nicht länger leugnen, dass ich mich in diesen Typen verliebt habe.

Ich wollte da nicht rein. Ich wollte da wirklich nicht rein. Wirklich, wirklich nicht.
Nach einem wundervollen Kuschelabend, einem lustigen Morgen mit Pancakes machen und einem entspannten Tag im Tierheim, fand ich mich am Ende des Tages doch wieder vor dem Club vor. Obwohl sich jede Faser meines Wesens sträubte, betrat ich das alte Gebäude durch den Hintereingang und ging zum Umkleideraum der Tänzer. Leider war ich mit meiner Jobsuche noch immer nicht erfolgreich gewesen. Es waren noch einige Rückmeldungen offen, doch alles andere waren entweder Absagen oder nicht vereinbar mit der Schule gewesen. Allerdings hatte ich beschlossen, trotzdem nicht länger hier zu arbeiten. Mein Chef hatte mir am Nachmittag geschrieben, dass ich für einen anderen Tänzer einspringen musste. Ich hatte daraufhin beschlossen, dass das mein letztes Mal hier sein würde. Ich würde tanzen, dann meinen letzten Lohn abholen und danach nie wiederkommen.
»Hey Angel, auch mal wieder da?«, fragte mich Kenny und ich nickte nur, ohne ihn groß weiter zu beachten. Ich hatte mich einige Tage wegen angeblicher Krankheit abgemeldet, doch heute hatte ich kommen müssen. Sonst hätte mir mein Chef die letzte Zahlung vorenthalten. Sobald ich die allerdings in der Hand hatte ...
»So Leute, in einer Viertelstunde geht es los, also macht euch fertig!«, hallte die Stimme meines Chefs durch den Raum und ich machte mich eilig daran, mich umzuziehen und die Perücke festzustecken, bevor es auf die Bühne ging.
Anders als sonst konnte ich mich dieses Mal nicht so sehr ins Tanzen vertiefen, dass ich meine Umgebung vergaß. Stattdessen spürte ich jedes einzelne Augenpaar, das auf mir la, auch wenn heute nicht sonderlich viel los war im Club. Ich wollte es trotzdem einfach nur hinter mich bringen.
Ich atmete erleichtert aus, als mein Chef nach der Show zwei der anderen Tänzer zu Einzeltänzen verdonnerte und nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, ging ich zum Büro meines Chefs.
Allen Mut zusammenkratzend klopfte ich gegen die Tür.
»Ja?«, kam als Antwort und ich betrat das kleine, muffige Büro. »Angel, was gibt's?«, fragte mein Chef, nachdem er nur kurz aufgeschaut hatte.
»Ich wollte mein Geld abholen.«
»Geld gibt es erst nach deiner Schicht am Samstag.«
»Aber ich brauche ...«
»Erst nach deiner Schicht am Samstag«, erwiderte er, ohne aufzusehen, und sein Ton ließ keinen Widerspruch zu.
Ich biss die Zähne zusammen, um nichts Falsches zu sagen. »Okay«, presste ich mir nur über die Lippen, bevor ich kehrtmachte und das Büro und dann den Club verließ.
Arschloch! Dann komme ich eben noch ein allerletztes Mal, aber dann siehst du mich nie wieder!


Liebes Tagebuch ... (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt