Liebes Tagebuch ... (bxb)

~~ Nico ~~

~~ Prolog ~~

Liebes Tagebuch,

es ist nun über ein Jahr her, seit ich dir das letzte Mal geschrieben habe und dies wird auch mein letzter Eintrag. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich spiele mit dem Gedanken, dich sogar zu verbrennen. Mit der Vergangenheit abschließen und so ...
Meine Mom hat dich mir geschenkt, weil ich mit niemanden reden wollte. Nun, in den vergangenen Monaten habe ich oft mehr reden müssen, als mir lieb war. Mit der Polizei, mit Richtern, mit meiner Mutter ... aber am liebsten rede ich mit Dylan. Nach allem, was wir durchgemacht hatten und nach der Zeit, die wir nach ... dem Ganzen verbracht haben, ist er mein Hauptansprechpartner. Mein sicherer Hafen, wie viele oft sagen, zu dem ich immer gehen kann, wenn mir irgendwas auf der Seele brennt. Er hat mich, schon mehr als ich zählen kann, aus Albträumen oder Stimmungstiefs gerissen und seine Umarmungen helfen bei fast jedem Problem. Kitschig, was?

Ich lächelte leicht, als ich den eben geschriebenen Satz noch einmal las. Es klang wirklich kitschig, aber es war wahr. Ohne Dylan hätte ich die Monate seit dem Vorfall nicht durchgestanden.

Nun, auf jeden Fall ist jetzt alles vorbei. Es war nicht einfach. Vor allem das Gespräch mit meiner Mutter. Der Anblick ihres schockierten, tränenüberströmten Gesichts habe ich noch immer viel zu deutlich vor Augen.

Es klopfte an der Tür, bevor sie aufging und Dylan seinen Kopf durch den Spalt steckte.
»Hier steckst du! Versteckst dich, damit ich die Boxen allein hochschleppen kann?!«
Stimmt, da war ja was ...
»Tut mir leid, habe nur gerade mein Tagebuch gefunden und mir gedacht, dass ich es mal auf den neusten Stand bringen sollte.«
»Na, Hauptsache, du schreibst nur Gutes über mich! Ich geh schnell duschen, damit wir dann gleich loskönnen.«
»Alles klar!«
Dylan schloss die Tür wieder hinter sich und ich senkte den Blick wieder auf meine geschriebenen Worte.

Aber wie geschrieben – es ist vorbei. Mein alter Boss sitzt hinter Gittern und der Polizei-Captain hat nicht nur seine Freiheit, sondern auch seinen Job verloren. Ich kam nicht straflos davon, doch durch meine Umstände und mein Alter fiel die Strafe sehr mild aus. Ein paar Sozialstunden, das war's. Doch auch die sind bereits abgearbeitet. Genauso wie der Rest des Schuljahres. Ich habe meinen Abschluss mit ganz annehmbaren Ergebnissen bestanden und in wenigen Wochen beginnt mein Studium. Und du wirst nie erraten, für was ich mich jetzt entschieden habe. Da ein früherer Mitarbeiter vom Café (du weißt schon, das Café von Dylans Onkel) kurzfristig gekündigt hat, habe ich eine Festanstellung bekommen und im Laufe des vergangenen Jahres habe ich angefangen, nicht nur die Backwaren zu verkaufen, sondern habe mich auch mehr und mehr für das Herstellen interessiert. Toni, Dylans Onkel, war begeistert von meinem Interesse und hat mich prompt zum ... na ja Lehrling genommen. Ich hätte nie gedacht, dass Backen so viel Spaß machen konnte! Aber vor meiner Zeit im Café habe ich auch noch nie wirklich viel gebacken in meinem Leben, abgesehen von Keksen mit Finn. Ich habe schon viel von Toni lernen können, doch ich möchte gern einen Abschluss haben, vor allem, da Toni mittlerweile schon Anspielungen macht, dass er mir das Café irgendwann einmal übergeben möchte, wenn ich so weitermache. Und dafür möchte ich mich würdig fühlen, auch wenn es noch einige Jahre dauern wird. Also mache ich ein Studium zum Konditor. Es dauert auch nur zwei Jahre. Tatsächlich werde ich somit sogar eher fertig sein als Dylan!
Ach ja und wo wir gerade bei Jobs sind – meine Mom hat nun eine unbefristete Festanstellung bei der Marketingfirma und wird gut bezahlt! Sie hat die anderen Minijobs mehr oder weniger aufgegeben, nur kellnern geht sie ab und zu noch.
Was noch? Ach ja, ich bin heute offiziell bei Dylan eingezogen. Das Community College, wo ich meine Kurse haben werde, ist nicht weit entfernt und obwohl der Weg zum Café jetzt länger ist – ich bin verdammt froh, hier zu sein. Es war schrecklich, sich immer wieder zu verabschieden abends, da er College oder ich Schule hatte. Das würde sich nun ändern. Ab sofort kann ich jede Nacht mit ihm verbringen!