Entdeckt

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Erschrocken wirbelte Adrian herum und seine Hand verkrampfte sich alarmiert um den Griff seines Schwertes, als er in die blauen Augen einer toten Seele blickte. Er kannte diese Augen, die ihn durch einen übergroßen Helm anstierten. Die Seele war klein und ein langer schwarzer Umhang verhüllte die zarte Statur.

„Peter", fauchte Adrian fast lautlos, „Was tust du hier?"

Zorn stieg in ihm hoch. Dieser dumme Junge gefährdete mit seiner Abenteuerlust sich selbst, Adrian und seinen Plan.

Peter kauerte sich wortlos knapp hinter Adrian auf den Boden, sodass sich ihre kalten Körper berührten.

Adrian war furchtbar wütend. Die Wahrscheinlichkeit wieder heil zu ihren Gefährten zurückzukehren war für ihn alleine schon verschwindend gering, aber zusammen mit Peter war es schlichtweg unmöglich. Seine Gedanken überschlugen sich. Adrian hatte sich selbst in höchste Gefahr begeben, weil er Izanami nicht vertraut hatte, aber es war seine eigene Entscheidung gewesen. Er war dieses Risiko für sich selbst eingegangen, aber nun hatte er gleichwohl die Verantwortung, Peter in Sicherheit zu bringen. Zweifelnd blickte er über das feindliche Heerlager hinweg und war sich ihrer Ausweglosigkeit schmerzlich bewusst.

Unfähig sich noch auf das Gespräch zu konzentrieren, das er bisher so erfolglos belauscht hatte, dachte Adrian verzweifelt über einen Ausweg nach. Die Priorität war nun nicht mehr, etwas über die Pläne des dunklen Herrschers herauszufinden, sondern Peter heil aus dem feindlichen Lager fortzubringen. Er durfte nicht zulassen, dass der Junge abermals ein Gefangener des Bösen werden würde.

Hastig blickte sich Adrian um, aber er konnte in näherer Umgebung keine Tür ausfindig machen, durch die sie unbemerkt hindurchschlüpfen und sich einen Weg zurück suchen konnten. Er fluchte innerlich und gebot Peter mit einer Handbewegung, sich leise zurückzuziehen, als ihn das Gespräch der Anführer aufhorchen ließ. Es war nur ein einziges Wort gewesen, das seine Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Gruppe gelenkt hatte. Er wusste, dass jede Sekunde, in der sie sich länger hier aufhielten, eine Gefahr für ihn und besonders für Peter darstellte, aber nun hatte das Gespräch, das zuvor so belanglos gewesen war, eine neue Wendung bekommen. Adrian schluckte, als er sich der Bedeutung der Information bewusst wurde und seine Hände zitterten leicht vor Aufregung. Fast hätte er auf Peter vergessen, als er ein bedrohliches Grunzen hinter sich hörte.

„Ja, wen haben wir denn da?"

Adrian wirbelte herum, das Schwert in seiner Hand, bereit für den aussichtslosen Kampf. Ein kleiner Dämon mit gemeinen, dunklen Augen hatte Peter an seinem Umhang emporgezogen und ihm den Helm vom Kopf gerissen. Peter versuchte, sich zu befreien und zerrte an dem dunklen Stoff, aber der Dämon hielt ihn unbeirrt fest und grinste den Jungen in erwartungsvoller Vorfreude an.

„Nein, wie goldig, eine entkommene Seele."

Der Dämon ließ den Mantel los, woraufhin Peter stolperte, sein Gleichgewicht verlor und rücklings auf den harten Stein fiel. Er verzog das Gesicht und keuchte vor Schmerz kurz auf. Der Dämon lachte gehässig und auch andere Krieger, die von dem Aufruhr magisch angezogen wurden, stimmten in das Gelächter ein.

Adrian überlegte kurz. Er musste handeln und zwar schnell.

Um sie herum bildete sich langsam ein Kreis Schaulustiger, als Adrian schließlich vortrat und sich über den liegenden Peter beugte. Ohne zu zögern hielt er Peter die Schwertspitze an die Kehle. Adrian konnte kurz die Angst und das Erstaunen im Gesicht des Jungen aufflackern sehen, was ihm einen leichten Stich versetzte.

„Gut, dass du ihn gefunden hast", sagte Adrian mit verstellter Stimme, „Er hat doch tatsächlich gedacht, er könnte von hier entkommen, aber dabei wissen sie es von Anfang an: es gibt keine Möglichkeit zur Flucht."

Adrian beugte sich vor, packte Peter an seinem Umhang und zerrte ihn unsanft in die Höhe.

„Komm schon, Mensch", Adrian betonte das letzte Wort bewusst abfällig, „Zurück zu deiner Bestrafung."

Adrian lachte kurz hämisch auf und stieß Peter grob von sich, sodass dieser beinah wieder sein Gleichgewicht verloren hätte, aber Adrian packte ihn rechtzeitig am Kragen und zerrte ihn unsanft durch die Menge der Schaulustigen. Die meisten grinsten Peter gemein an und einige spuckten sogar in seine Richtung, aber trotz allem bemerkte Adrian, dass sich der Junge entspannte. Eilig entfernten sie sich immer weiter und auch in Adrian machte sich langsam Erleichterung breit. Sie könnten es wirklich schaffen! Es bestand tatsächlich die Möglichkeit, heil wieder von hier zu verschwinden. Niemand würde sie mehr aufhalten. Schließlich dachten nun alle, dass Adrian nur ein Seelenfänger war, der einen Entflohenen zurück brachte, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörten, die Adrian erschreckend bekannt vorkam: „Sieh mal an, wenn das nicht Adrian ist."

Offenbarung - Der teuflische PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt