Der Pfad / Der Schlachtbeginn

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Der Pfad


Beunruhigt blickte ich in die Tiefe.

„Das kann nicht dein Ernst sein", flüsterte ich Peter zu.

„Nein, wirklich nicht!", pflichtete mir Zorack bei.

Peter starrte mich nur schweigsam an.

„Oh nein! Es ist sogar sein voller Ernst", tönte Zorack, „und einen anderen Weg gibt es nicht? Immerhin ist dieser Körper extrem wertvoll, musst du wissen!"

Peter deutete stumm in die Tiefe und schließlich auf eine Leiter, die vom Boden zu der kleinen, ausgebrochenen Öffnung einige Meter in der Höhe führte.

Nein, auch dieser alternative Weg wirkte auf mich nicht gerade einladend.

Wir befanden uns in einem ungefähr schulterhohen Gang, der abrupt in einer riesigen Halle endete. Dumm nur, dass der Boden dieser Halle ungefähr fünf Meter unter uns lag und die Wand dahin steil abfiel. Viel dümmer war aber die Tatsache, dass in dieser Halle eine Unzahl an Kriegern des Leibhaftigen lagerte. Aus diesem Grund schien es mir nicht gerade erstrebenswert, zuerst mein Leben bei einer Kletterpartie zu riskieren - bei der ich mir vermutlich sowieso den Hals gebrochen hätte - um mir dann einen Weg durch die Kriegerhorde zu erkämpfen, nur um dann wiederum auf einer klapprigen Leiter in die Höhe zu steigen. Das wäre schlichtweg ein Selbstmordkommando gewesen. Da erschien mir Peters Vorschlag, sich auf diesem schmalen Felsvorsprung einige Meter über dem Boden zu der kleinen Öffnung vorzuhangeln, etwas vielversprechender.

„Aber wirklich nur etwas!"

Der Gesteinsvorsprung war schmal und war nur für wenige Meter von Felsen verdeckt, danach ging es neben dem Weg steil bergab.

„Es gibt keine Möglichkeit, sich zu verstecken", flüsterte ich zu Peter und blickte besorgt auf die Krieger unter uns. Ihre genaue Zahl war kaum auszumachen und die meisten waren bis an die Zähne bewaffnet. Einige wirkten blass und hager, aber waren zumindest menschlichen Ursprungs, während andere fratzenähnliche Gesichter hatten.

Dämonen", bestätigte Zorack meine Befürchtung.

„Das ist viel zu gefährlich, es muss einen anderen Weg geben", flüsterte Adrian, der knapp neben mir in die Hocke gegangen war, um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch Peter schüttelte verhandlungsresistent den Kopf und deutete stur auf die Öffnung.

„Sie würden uns entdecken", flüsterte Adrian.

Nun nickte Peter zur Abwechslung, was mir aber nicht gerade ein gutes Gefühl gab. Dann deutete er nacheinander auf Adrian, Deimos und sich.

„Wir halten sie auf", und mit einer Geste auf mich und Katrin, „ihr lauft. Stürzt ihr, ist alles verloren."

Ich fühlte, wie ich zu zittern begann. Es war schlichtweg unmöglich, das heil zu überstehen. Meine eigene innere Stimme versuchte mich zusammen mit Zoracks lautstark von diesem offensichtlichen Selbstmord abzuhalten. Dennoch wäre ich nicht so weit gekommen, hätte ich bisher Grenzen akzeptiert, und so setzte ich beinahe automatisch meinen Fuß auf den schmalen Pfad, untermauert von Zoracks stimmgewaltigem Schimpfen.

Ich duckte mich hinter den Felsen und war bedacht darauf keinen Lärm zu machen, als ich mich langsam vortastete. Katrin kam mir nach und hinter ihr folgten Deimos und Peter. Das Schlusslicht bildete Adrian.

Wenige Meter waren wir vom Felsen zu unserer linken geschützt, bis der Steinwall schließlich endete und nur mehr ein etwa halber Meter breiter Pfad an der Wand entlangführte. Ich schluckte und blickte besorgt in die Tiefe auf die Dämonen und Seelen, die sich unten für einen Kampf bereit machten. Sie schienen alle beschäftigt und keiner hatte uns bisher bemerkt, also schloss ich kurz die Augen, atmete einige Male tief ein und aus und trat schließlich etwas zögerlich nach vorne. Mein Herz schlug unwillkürlich schneller, aber als keiner der Krieger mich wahrzunehmen schien, schöpfte ich neuen Mut. Ich konzentrierte mich darauf, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und drückte mich förmlich gegen den kalten Fels, um ja nicht Gefahr zu laufen, doch noch in die Tiefe zu stürzen. Langsam, den Blick abwechselnd auf den schmalen Pfad und in den Abgrund gerichtet, tastete ich mich vorwärts. Dabei achtete ich penibel darauf, so lautlos wie nur irgendwie möglich zu sein. Mein Herz raste und ich merkte, wie meine Hände unwillkürlich zu schwitzen begannen. Ich musste all meine Anstrengung zusammennehmen, um die in mir aufkeimende Höhenangst niederzudrücken. Dicht hinter mir folgte Katrin. Auch sie presste sich gegen den Stein und immer wieder warf sie mir einen besorgten Blick zu. Das Klirren der Waffen und der beißende Geruch von Feuer waren schier unerträglich, aber der dichte Rauch brachte ein trügerisches Gefühl von Sicherheit mit sich. 

Offenbarung - Der teuflische PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt