In der Eisdiele ums Eck fühlte ich mich elendiglich. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mich von einem Lehrer einladen zu lassen? Wir saßen an einem der kleinen metallenen Tische vor dem Geschäft und er sah mir zu, wie ich langsam mein Eis löffelte.
Außerdem schien der Zucker des Eises sich um das Konglomerat in meinem Magen, welches einmal der Kebab gewesen war, zu legen und meine leichte Grundübelkeit noch zu verstärken. Der ältere Mann wartete geduldig, bis ich zu Ende gegessen und mir umständlich an einer Serviette den Mund abgewischt hatte.
„Also los", ich funkelte ihn an, „Was wollen Sie von mir? Warum verfolgen Sie mich?"
Er lächelte amüsiert.
„Du bist direkt und weißt, was du willst", gab er lächelnd zurück, „Das liegt dir im Blut."
Was redete der da eigentlich?
Ich wiederholte meine Frage: „Was wollen Sie von mir?"
„Ich werde dich in alles einweihen, aber du musst wissen, es gibt kein zurück."
„Ok", ich wartete darauf, dass er zu erzählen begann, aber stattdessen blickte er mich nur beinah väterlich an. Er schien mit sich zu ringen, wie wenn jemand etwas auf dem Herzen hatte, aber nicht wusste, ob er es dem anderen zumuten konnte. Meine Neugierde wuchs dadurch noch mehr und verdrängte jede Vorsicht.
„Nun reden Sie schon, ich bin auf alles gefasst."
Er schmunzelte.
„Nein, dass bist du nicht! Du bist immerhin auch nur eine Sterbliche. Aber du wirst schon hineinwachsen", und damit lehnte er sich vor und sagte leise: „Ich bin dein Urururur-„ und mit einem kurzen nachdenklichen Blick fuhr er fort: "Ich weiß nicht wie viele Ur- davor gehören, auf alle Fälle bin ich dein Vorfahr. Ich hatte damals was mit einer Magd, dass müsste nach eurer Zeitrechnung so etwa im zwölften Jahrhundert nach diesem Typen, der Christus heißt, gewesen sein. Auf alle Fälle hatte sie ein Kind von mir und das Kind hatte wieder ein Kind und so weiter und so fort und du bist der letzte Nachfahre in dieser Kette."
Ich saß einfach nur da und überlegte mir, ob er schlichtweg verrückt war.
Er schien meine offensichtliche Zweifel nicht zu bemerken oder ignorierte sie schlichtweg: „Naja, um dem Ganzen noch eins draufzusetzen hat mein Sohn auch ein wenig in deiner Genetik mitgemischt, aber das ist eine Geschichte, über die ich nicht gerne spreche."
Mit wachsender Skepsis musterte ich ihn.
„Lillie, was ich damit sagen will, ist Folgendes: In dir ist unser Blut am Reinsten. Ich meine, es ist auch in dir schon ganz schön durch menschliches verdünnt, aber noch am wenigsten als in irgendeinem anderen unserer Nachfahren", und mit einem beschämten Blick auf die Seite fuhr er fort: „Das könnte auch daran liegen, dass ich vor nicht allzu langer Zeit noch mal etwas mit einer Vorfahrin von dir hatte, aber das darf meine Frau auf keinen Fall erfahren, sonst würde sie..." Seine Augen verdrehten sich schmerzlich, „Das möchte ich mir im Grunde auch gar nicht vorstellen. Letztes Mal hat sie die Höllenhunde auf mich gehetzt. Das war etwas schmerzhaft, wie du dir sicher vorstellen kannst. Sie ist nämlich ziemlich eifersüchtig musst du wissen. Wenn sie uns zusammen hier sehen würde – nicht vorstellbar. Da würde die Tatsache, dass du mein Fleisch und Blut bist, auch gar nichts helfen "
Ich war während seiner merkwürdigen Erzählung einfach nur dagesessen und hatte überlegt, ob sich da jemand einen schlechten und geschmacklosen Scherz mit mir erlaubte.
Insgesamt hatte ich ein ziemlich merkwürdiges Gefühl in meinem Bauch – was allerdings auch von dem Kampf Zucker gegen Fett herrühren konnte, der in mir tobte. Mit all meinem Mut unterbrach ich ihn ziemlich unwirsch: „Ok, ich habe keine Lust auf den Unfug!"
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Offenbarung - Der teuflische Plan
FantasiaVormals "Der Kristall der Ungläubigen"; **ACHTUNG: aktuell ab dem vierten Buchkapitel (WattPad-Kapitel 23) in Überarbeitung** ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lillie mag ihr ruhiges Leben. Aber dann wird ihr vo...