Der Wächter / Vergangenes

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Dank euren Rückmeldungen sind ab diesem Kapitel, die wechselnden Perspektiven jeweils in einem Kapitel zusammengefasst -  sofern es die Geschichte und die jeweilige Textlänge zulässt, um damit etwas Werbung zwischendurch einzusparen ;-)

Falls ich noch etwas ändern kann: gerne immer heraus damit - ich freue mich über Rückmeldungen!

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Der Wächter

Es schien mir, als ob wir schon eine Ewigkeit unterwegs gewesen wären. Die Eintönigkeit der Umgebung hatte sich geändert und war nun einem breiten Gang gewichen, der immer wieder Einblicke in kleinere Räume preisgab, in denen allerlei Unrat herumlag. In regelmäßigen Abständen waren Türen unterschiedlichster Machart angebracht. Ich spähte interessiert durch eine offene Tür, die in einen großen Raum führte. Es war mir, als ob ich eine mannshohe, lilafarbene Auster mit Beinen darin gesehen hatte, aber Deimos drängt mich schnell weiter, bevor ich einen weitern Blick wagen konnte. Plötzlich hörte ich vor uns barsch geschriene Befehle. Unwillkürlich krampfte ich mich zusammen. Wir blieben stehen und warteten, bis vor uns im Gang schließlich eine Art Gefangenenzug auftauchte. Angeführt von einem grimmig dreinblickenden Riesen mit einer Peitsche kamen uns mehrere Frauen und Männer mit eingefallenen Wangen und aschgrauer Gesichtsfarbe entgegen. Der Riese, der sich extrem zusammenkauern musste, um sich nicht den dicken Kopf zu stoßen, hatte den Gefangenen mit barschen Lauten befohlen, zu stoppen und unterhielt sich nun freundschaftlich mit Phobos, der ihm gerade einmal bis zu den Knien reichte. Neugierig betrachtete ich die Männer und Frauen genauer. Sie schienen erschöpft und ausgemergelt zu sein und ihre Hautfarbe kam mir mehr als ungesund vor. Als sich einer der Männer auf den Boden setzen wollte, wurde er sogleich mit der Peitsche des Riesen zurechtgewiesen. Schnell war er wieder auf seinen Beinen. Die Gefangenen trugen nichts weiter als zerschlissene Lumpen und ihre Augen wirkten abwesend bis leblos.

„....frische Neuankömmlinge?", hörte ich Phobos fragen.

„Nein, 1690er Jahrgang", war die Antwort.

Das unverständliche Gespräch setzte sich eine Weile lang fort, bis sich Phobos endlich verabschiedete und jeder wieder seines Weges ging - nur das ich in meinem Fall nicht wusste, wohin der mich führen sollte.

„Was war das?" flüsterte ich Deimos zu.

„Vergiss schnell wieder, was du bisher gesehen und gehört hast, Nachfahrin des Zeus", war seine nichtssagende Antwort.

Es drängte sich mir insgeheim die Frage auf, wie ich denn alles, was mir bisher widerfahren war, so einfach vergessen konnte, aber ich beschloss Deimos nicht weiter darauf anzusprechen – vorerst zumindest.

Der Weg führte uns immer weiter in den Stein hinein. Es war wie ein riesengroßes Labyrinth und die Hoffnung eines Fluchtversuchs schwand immer mehr. Denn selbst wenn ich entkommen konnte, schien es mir doch höchst unwahrscheinlich, jemals meinen Weg zurückzufinden. Und selbst wenn mir das durch ein Wunder doch gelingen sollte: wie könnte ich Charon überreden, mich wieder auf die Seite der normalen Welt überzusetzen? Fragen über Fragen und mir drängte sich der Verdacht auf, dass diese nicht so schnell beantwortet werden würden.

Meine Füße schmerzten mittlerweile sehr, aber dank der immer stärker werdender Hitze waren sie mittlerweile zumindest wohlig warm und mein Schuhwerk trocken. Die Zeit schien dahin zu eilen und ich merkte, wie meine Kräfte bedenklich zu schwinden begannen. Ich konnte einfach nicht mehr! Wir waren zu lange unterwegs gewesen, außerdem hatte ich so gut wie gar nichts geschlafen und seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen oder getrunken. Und die wenigen Schlucke, die ich vorher unfreiwillig aus dem Fluss zu mir genommen hatte, waren nicht unbedingt erfrischend gewesen. Ich wollte gerade meinen Missmut kundtun, als Phobos vor mir abrupt stehen blieb.

Offenbarung - Der teuflische PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt