Kapitel 15

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L U Z I F E R

Neville schniefte unablässig. Ich fragte mich, worin die Strafe wohl bestehen würde. Es musste etwas wirklich Schreckliches sein, sonst würde sich Filch nicht so vergnügt anhören. Ich freue mich schon!
Der Mond war sehr hell, doch die Wolken, die über ihn dahintrieben, tauchten uns immer wieder in Dunkelheit. Vor uns konnte ich die Fenster von Hagrids Hütte erkennen. Dann hörten wir einen Ruf aus der Ferne.
„Bist du das, Filch? Beeil dich, ich will aufbrechen."
Mit wurde schwerer ums Herz; wenn wir mit Hagrid arbeiten würden, dann konnte es nicht nicht so schlecht ergehen, das ist einfach nur blöd.
Die Enttäuschung stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn Filch sagte: „Du glaubst, ihr werdet euch mit diesem Hornochsen einen netten Abend machen? Überleg's dir lieber noch mal, junge - es geht in den Wald und es würde mich wundern, wenn ihr in einem Stück wieder rauskommt."
Bei diesen Worten stöhnte Neville leise auf, und ich bekam ein freudiges Lächeln ins Gesicht gezaubert, und Draco blieb wie angewurzelt stehen.
„In den Wald?", wiederholte er, wobei er nicht mehr so kühl klang wie sonst. „Wir können da nachts nicht reingehen - da treibt sich allerlei herum - auch Werwölfe, hab ich gehört."
Neville packte den Ärmel von Harrys Umhang und gab ein ersticktes Geräusch von sich.
„Das sind schöne Aussichten, nicht wahr?", sagte Filch, wobei sich seine Stimme vor Schadenfreude überschlug. „Hättet an die Werwölfe denken sollen, bevor ihr euch in Schwierigkeiten gebracht habt."
,,oh man wie spanned wird es denn noch.." fragte ich mich leise im flüster Ton, wobei ich mein Lächeln kaum verstecken konnte.

Hagrid kam uns mit langen Schritten aus der Dunkelheit entgegen, mit Fang bei Fuß. Er trug seine große Armbrust und hatte einen Köcher mit Pfeilen über die Schultern gehängt.
„Wird allmählich Zeit", sagte er. „Warte schon 'ne halbe Stunde. Alles in Ordnung, Harry, Hermine, Luzi?"
„Ich wär lieber nicht so freundlich zu ihnen, Hagrid", sagte Filch kalt „schließlich sind sie hier, um sich ihre Strafe abzuholen."
„Deshalb bist du zu spät dran", antwortete Hagrid mit einem Stirnrunzeln. „Hast ihnen 'ne Lektion erteilt, was? Nicht deine Aufgabe, das zu tun. Du hast deine Sache erledigt und ich übernehme ab hier."
„Bei Morgengrauen bin ich zurück", sagte Filch, „und hol die Reste von ihnen ab", fügte er gehässig hinzu, drehte sich um und machte sich mit in der Dunkelheit hüpfender Laterne auf den Weg zurück zum Schloss.
Nun wandte sich Draco an Hagrid.
„Ich gehe nicht in diesen Wald", sagte er und ich bemerkte mit Genugtuung den Anflug von Panik in seiner Stimme.
„Du musst, wenn du in Hogwarts bleiben willst", sagte Hagrid grimmig. „Du hast was ausgefressen und jetzt musst du dafür bezahlen."
„Aber das ist Sache der Bediensteten, nicht der Schüler. Ich dachte, wir würden die Hausordnung abschreiben oder so was. Wenn mein Vater wüsste, was ich hier tue, würde er -"
„- dir sagen, dass es in Hogwarts eben so zugeht", knurrte Hagrid. „Die Hausordnung abschreiben! Wem nützt das denn? Du tust was Nützliches oder du fliegst raus. Wenn du glaubst, dein Vater hätte es lieber, wenn du von der Schule verwiesen wirst, dann geh zurück ins Schloss und pack deine Sachen. Los jetzt!"
Draco rührte sich nicht vom Fleck. Voll Zorn sah er Hagrid an, doch dann senkte er den Blick.
„Na also", sagte Hagrid. „Nun hört mal gut zu, weil es gefährlich ist, was wir heute Nacht tun, und ich will nicht, dass einer von euch sich unnötig in Gefahr bringt. Folgt mir kurz hier rüber."
Er führte uns dicht an den Rand des Waldes. Mit hochgehaltener Laterne wies er auf einen engen, gewundenen Pfad, der zwischen den dicht stehenden schwarzen Bäumen verschwand. Als wir in den Wald hineinsahen, zerzauste uns eine leichte Brise die Haare.
„Seht mal her", sagte Hagrid, „seht ihr das Zeug, das da auf dem Boden glänzt? Silbriges Zeug? Das ist Einhornblut. Irgendwo ist da ein Einhorn, das von irgendetwas schwer verletzt worden ist. Das ist jetzt das zweite Mal in einer Woche. Letzten Mittwoch hab ich ein totes gefunden. Wir versuchen jetzt das arme Tier zu finden. Vielleicht müssen wir es auch von seinem Leiden erlösen."
„Und was passiert, wenn das andere - was das Einhorn verletzt hat - uns zuerst findet?", fragte Draco, ohne dass er die Furcht aus der Stimme verbannen konnte.
„In diesem Wald ist nichts, was euch etwas zu Leide tut, solange ich und Fang dabei sind", sagte Hagrid. „Und bleibt auf in Weg. Also dann, wir teilen uns in zwei Gruppen und folgen der Spur in verschiedene Richtungen. Hier ist überall Blut, das Tier muss sich mindestens seit gestern Nacht herumschleppen."
Draco warf einen raschen Blick auf Fangs lange Zähne. „Ich will Fang."
„Na gut, aber ich warn dich, er ist ein Feigling", sagte Hagrid. „Also gehen Harry, Hermine, Luzi und ich in die eine Richtung und Draco, Neville und Fang in die andere. Und wenn einer von uns das Einhorn findet, schicken wir grüne Funken aus, klar? Holt eure Zauberstäbe hervor und probiert das mal - sehr gut - und wenn einer in Gefahr ist, schickt rote Funken aus und wir kommen zu Hilfe - also, seid vorsichtig - und nun los."
Der Wald war schwarz und still. Wir legten ein Stück des Wegs gemeinsam zurück und stießen dann auf eine Gabelung. Harry, Hermine, Hagrid und ich gingen nach links, Draco, Neville und Fang nach rechts.
Wir gingen schweigend, die Augen auf die Erde gerichtet. Hie und da beleuchtete ein Mondstrahl einen Fleck silbrig blauen Blutes auf den herabgefallenen Blättern.
Ich bemerkte, dass Hagrid sehr besorgt aussah.
„Könnte ein Werwolf die Einhörner töten?", fragte Harry. „Nicht schnell genug", sagte Hagrid. „Es ist nicht leicht, ein Einhorn zu fangen, sie sind mächtige Zaubergeschöpfe, Ich hab noch nie gehört, dass eines verletzt wurde."

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