Alte Story 31-38

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1&DREISSIG ~ Leben in der Hölle von Gefühlen

Roses point of view

Nun denn, wenn man dachte, dass das Leben nicht noch schlimmer werden konnte, dann lag man definitiv falsch. Es konnte immer schlimmer gehen und genau das war passiert, dachte ich gerade, als ich eine Buchseite umblätterte. Ich saß in der Bibliothek von Hogwarts und immerzu musste mein Gehirn an George denken und an das, was im Geheimquartier passiert war, oder besser gesagt, was nicht passiert war. Wir hatten nämlich bis zum heutigen Tag nur mehr das Nötigste miteinander geredet und ich konnte mir glatt selbst eine verpassen. Ich traute mich nicht einmal mehr, ihm in die Augen zu sehen, da ich dachte, dass nun alles anders zwischen uns wäre. Na ja, eigentlich war es das schon, denn ich konnte mir bei Merlin nicht mehr vorstellen, dass wir je wieder normal miteinander reden könnten. So war es ebenso von meiner Seite aus und anscheinend auch von Georges, da er mich ebenfalls nicht darauf angesprochen hatte. Immer musste ich an ihn denken, seine Lippen, wie sie auf meinen lagen und seine Nähe, die mir den Verstand geraubt hatte, doch es brachte nichts. Ich konnte nicht einmal meine Hormone dafür beschuldigen, sondern alleine mein Herz war dafür verantwortlich...
So schloss ich das Buch endgültig, da mich meine Gedanken einfach nicht in Ruhe lernen lassen wollten und seufzte innerlich auf. Ich sah hinüber zum Tagespropheten, der ebenfalls auf meinem Arbeitsplatz lag und las die Titelseiten: Zehn Todesser sind aus Askaban ausgebrochen. Das Zaubereiministerium gehe davon aus, dass Sirius Black, der seit zwei Jahren gesuchte Askaban-Ausbrecher, ihnen von außen geholfen habe.
Las ich den Anfang des Artikels und sah auf die Fotos der entkommenen Todesser und die beigelegten Hinweise auf ihre Verbrechen. So blätterte ich noch etwas durch die Zeitung, doch ich warf auch jene etwas später wieder auf den Tisch und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Etwas trotzig glotzte ich auf die Tischplatte und so saß ich einfach in einer der hintersten Ecken der Bibliothek alleine und fristete mein einsames Dasein.
Abermals dachte ich daran, wie wir alle vom Geheimquartier mit dem Fahrenden Ritter, in Begleitung von Remus Lupin und Tonks, nach Hogwarts zurückgefahren waren und diese peinliche Stille zwischen mir und George, dass ich sogar dachte, dass alle Anwesenden sich denken hatten können, warum wir nicht mehr miteinander sprachen.
Es war einfach ein erdrückendes Gefühl, dass ich am liebsten irgendwas kaputtgemacht hätte, aber ich bezweifelte, dass eine randalierende Ravenclaw in der Bibliothek erwünscht war.
Wenigstens muss ich nicht befürchten, dass ich George hier antreffe, dachte ich und konnte kurz wieder aufatmen. Die Zwillinge waren nämlich noch nie oft in der Bibliothek gewesen, also so oft, dass man ihre Besuche in sieben Jahren an einer Hand abzählen konnte und deswegen konnte ich hier wenigstens meine Ruhe genießen.
Weiter saß ich stumm auf meinem Platz und beobachtete die Hexen und Zauberer, welche durch die ganzen Bücherregale wanderten. Gerade sah ich, wie das goldene Trio die Bibliothek betrat und Ron ein Gesicht zog, dass Voldemort persönlich seinen Zauberstab auf sich selbst richten und den Todesfluch sprechen würde. Warum er so mies gelaunt war, war für mich leicht zu beantworten, da das letzte stattfindende Quidditchspiel zwischen Gryffindor und Hufflepuff trostlos verlaufen war. Denn unter dem Spott der Slytherins hatte Ron auch diesmal wieder völlig als Hüter versagt,
die neuen Treiber der Mannschaft hatten sich als miserabel erwiesen und Ginny hatte nur durch ihren frühen Schnatzfang noch dafür sorgen können, dass die Gryffindors nicht haushoch, sondern bloß knapp verloren hatten.
So fühlte ich mit Ron, da ich ebenfalls gerade nicht die Fröhlichkeit in Person war und versuchte, mich wieder auf das Verteidigung gegen die dunklen Künste Buch zu fokussieren, um wenigstens etwas zu lernen und nicht ganz umsonst in die Bibliothek gegangen zu sein.

Am späten Nachmittag, als das Abendessen schon beendet war, wobei ich abermals alleine bei Luna am Ravenclaw-Tisch gegessen hatte, war Tumult außerhalb der großen Halle ausgebrochen. So war es auch nicht verwunderlich, dass nun die ganze Schülerschaft versuchte herauszufinden, was vor sich ging.
Es hörte sich wie eine lautstarke Diskussion an und auf den Marmortreppen herrschte großes Gedränge. Die Zuschauenden hatten einen großen Kreis gebildet, wobei viele schockiert, andere sogar verängstigt blickten. Professor McGonagall stand direkt gegenüber auf der anderen Seite der Halle. Sie hatte ihr Gesicht verzogen, als ob ihr wegen irgendwas schlecht war und beobachtete ebenso das Schauspiel vor ihr: Professor Trelawney stand in der Mitte der Eingangshalle, mit ihrem Zauberstab in der einen und einer leeren Sherryflasche in der anderen Hand, wobei ihre Augen irre hin und her blickten. Ihr Haar sträubte sich, ihre Brille saß schief auf ihrer Nase, dass ein Auge stärker vergrößert war als das andere und ihre unzähligen kunterbunten Halstücher flatterten ihr um die Schulter. Sie erweckte den Eindruck, dass sie völlig durchdrehen würde und neben ihr auf dem Boden lagen zwei große Koffer, wobei der eine so aussah, als wäre er hinter ihr die Treppe hinuntergeworfen worden. Professor Trelawney starrte offenbar voller Entsetzen auf etwas, was ich nicht sehen konnte, sich aber wohl am Fuß der Treppe befand.
»Nein!«, kreischte sie und fuhr sich durch ihre Haare, »Nein! Das kann doch nicht wahr sein...«, sie machte eine Pause, »Ich kann nicht, ich weigere mich, dies hinzunehmen!«
»Sie haben nicht erkannt, dass dies geschehen würde?«, fragte eine hohe, mädchenhafte Stimme, die amüsiert klang. Ich lehnte mich ein wenig nach rechts und stellte mich auf meine Zehenspitzen, sodass ich sehen konnte, dass Trelawneys Schreckensbild niemand anderes als Professor Umbridge war.
Sie stand ein paar Treppen über der Professorin für Wahrsagen und hüstelte gekünstelt.
»Zwar sind Sie nicht einmal imstande, das Wetter von morgen vorherzusagen, aber Sie müssen doch wenigstens erkannt haben, dass Ihre jämmerliche Leistung während meiner Inspektionen und das Ausbleiben jeglicher Verbesserungen, es unvermeidlich machen würden, dass man sie entlässt.«
»Das k-können Sie nicht tun!«, schluchzte Trelawney nun und zog etwas Rotz auf. Hinter ihren gewaltigen Brillengläsern quollen Tränen über ihr Gesicht und sie sprach fort, wobei ihre Stimme nicht aufhören wollte zu zittern: »Sie k-können mich nicht entlassen! Ich b-bin seit sechzehn Jahren hier! H-Hogwarts ist mein Zuhause!«
»Hogwarts war Ihr Zuhause«, sagte Professor Umbridge kühl und erheitert sah sie zu, wie Professor Trelawney haltlos schluchzend auf einen ihrer Koffer niedersank, dass ich einen unbeschreiblich großen Hass auf die pinke Kröte verspürte.
»Bis vor einer Stunde, als der Zaubereiminister Ihre Entlassungsorder gegenzeichnete. Nun entfernen Sie sich freundlicherweise aus dieser Halle. Sie sind eine Zumutung für uns«, sprach Umbridge weiter und machte eine Husch-Husch-Handbewegung und sie selbst blieb stehen und sah mit einem Ausdruck hämischens Vergnügens zu, wie Professor Trelawney sich stöhnend und von Weinkrämpfen geschüttelt auf ihrem Koffer vor und zurück wiegte. Auch ein paar der Anwesenden weinten mit der Professorin für Wahrsagen mit, doch der Großteil der Schülerschaft konnte seinen Augen immer noch keinen Glauben schenken und schaute, wie in einer Schockstarre, stur geradeaus. Dann hörte man Schritte und Professor McGonagall marschierte geradewegs auf Professor Trelawney zu und klopfte ihr energisch auf den Rücken, während sie ein großes Taschentuch aus ihrem Umhang zog.
»Hier, nehmen Sie, Sybill. Beruhigen Sie sich, putzen sich damit die Nase. So schlimm, wie Sie glauben, steht es nicht. Sie werden Hogwarts schon nicht verlassen müssen«, versuchte McGonagall ihre Arbeitskollegin zu beruhigen, doch Umbridge sprach dazwischen, wobei ihre Stimme schneidend war: »Ach, tatsächlich, Professor McGonagall? Und mit wessen Autorität behaupten Sie dies?«, fragte sie mit tödlicher Stimme und ging ein paar Schritte nach vorne.
»Mit der meinen!«, sprach eine neue tiefe Stimme und die Portaltüren waren aufgeschwungen. Die Menschenmenge machte für Dumbledore Platz, doch was er draußen auf den Schlossgründen getan hatte, verblieb sein eigenes Geheimnis, doch der Anblick, wie er im Portal stand, hinter ihm eine seltsam neblige Nacht, hatte etwas Beeindruckendes an sich. Er schritt durch den Kreis der Zuschauenden auf Professor Trelawney zu, die mit Tränen überströmt und zitternd an der Seite von Professor McGonagall auf ihrem Koffer saß.
»Mit der Ihren, Professor Dumbledore?«, sprach Umbridge mit einem leisen Lachen, »Ich befürchte, Sie verkennen die Lage. Ich habe hier-«, sie zog eine Pergamentrolle aus ihrem Umhang, »eine Entlassungsorder, die von mir und dem Zaubereiminister unterzeichnet ist. Gemäß dem Ausbildungserlass Nummer dreiundzwanzig hat die Großinquisitorin von Hogwarts die Befugnis, jeden Lehrer zu kontrollieren, auf Bewährung zu setzen und zu entlassen, der ihr — und das heißt mir — nicht den Leistungsanforderungen des Zaubereiministeriums zu entsprechen scheint. Ich bin zu dem Urteil gekommen, dass Professor Trelawney nicht den Erwartungen entspricht. Ich habe sie entlassen.«
Überraschenderweise lächelte Dumbledore unbeirrt weiter, sah hinab auf die schluchzende Professorin und sagte: »Sie haben natürlich vollkommen recht, Professor Umbridge. Als Großinquisitorin haben Sie durchaus die Befugnis, meine Lehrer zu entlassen. Sie haben allerdings nicht die Autorität, sie des Schlosses zu verweisen. Ich fürchte«, er machte eine kleine Pause und fuhr mit einer höflichen kleinen Verbeugung fort, »dass die Macht hierzu immer noch beim Schulleiter liegt, und es ist mein Wunsch, dass Professor Trelawney weiterhin auf Hogwarts leben möge«, endete er, worauf Professor Trelawney ein kurzes, wildes Lachen klingen ließ und einen kaum zu überhörenden Hickser ausstieß, dann sprach sie aber leise: »Nein, nein, ich g-gehe, Dumbledore. Ich w-werde Hogwarts verlassen und mein Glück anderswo s-suchen«, sprach sie und wollte wahrscheinlich nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, doch Dumbledore widersprach ihr scharf: »Nein, es ist mein Wunsch, dass Sie bleiben, Sybill«, dann wandte er sich an die Hauslehrerin von Gryffindor: »Dürfte ich Sie bitten, Sybill wieder nach oben zu geleiten, Professor McGonagall?«
»Natürlich«, sagte McGonagall bestimmt und sah zu der immer noch am Koffer sitzenden Lehrerin, »Stehen Sie auf, Sybill.«, und auch Professor Sprout kam aus der Menge herausgeeilt und nahm Professor Trelawneys anderen Arm. Zusammen führten sie sie an Umbridge vorbei und die Marmortreppe hoch. Professor Flitwick lief schnell hinter ihnen her, den Zauberstab vor sich ausgestreckt und sagte: »Locomotor Koffer!«, und das Gepäck hob sich in die Luft und folgte die Treppe hoch, Professor Flitwick hinterher.
Als sie aus dem Blickwinkel verschwunden waren, stand Professor Umbridge immer noch stocksteif da und starrte Dumbledore an, der wohlwollend lächelte.
»Und was«, ihre Stimme war nur ein Flüsterton, der in der ganzen Eingangshalle zu vernehmen war, »machen Sie mit ihr, wenn ich einen neuen Wahrsagelehrer ernenne, der ihre Räumlichkeiten benötigt?«, ihr linkes Auge zuckte etwas.
»Oh, das wird kein Problem sein«, erwiderte Dumbledore freundlich, »Wissen Sie, ich habe bereits einen neuen Wahrsagelehrer gefunden, und er wird Räumlichkeiten im Erdgeschoss vorziehen«, sprach er als Antwort und Umbridge verlor kurz ihre Fassung.
»Gefunden?!«, sagte Umbridge schrill, »Sie haben einen gefunden? Darf ich Sie daran erinnern, Dumbledore, dass gemäß Ausbildungserlass Nummer zweiundzwanzig-«
»Das Ministerium das Recht hat, einen geeigneten Kandidaten zu ernennen, falls — und nur falls — der Schulleiter nicht in der Lage ist, einen zu finden«, beendet Dumbledore ihren angefangenen Satz und setzte fort: »Und glücklicherweise kann ich behaupten, dass ich in diesem Fall Erfolg hatte. Darf ich Sie einander vorstellen?«
Er wandte sich dem offenen Portal zu, durch das nun nächtlicher Nebel hineinwanderte. Im nächsten Moment hörte man Hufgetrappel und ein erschrockenes Murmeln ging durch die Halle, wobei die Leute nahe der Tür in ihrer Hast, dem Neuankömmling den Weg freizumachen, etwas stolperten.
Aus dem Nebel kam ein Gesicht mit weißblondem Haar und blaue Augen. Der Kopf und Oberkörper eines Mannes, der mit dem Pferdeleib eines Palominos verwachsen war.
»Dies ist Firenze«, verkündete Dumbledore heiter der geschockten Umbridge, »Ich denke, Sie werden ihn für geeignet halten.«, und so präsentierte er ihr einen weiteren Halbmenschen, wobei ich mich erinnerte, dass Umbridge etwas gegen Flitwick hatte, da er aus ihren Augen ebenfalls nur ein Halbmensch war. Und wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich über Dumbledores Schachzug gelacht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 02 ⏰

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Das Offensichtliche ist vorhersehbar | George Weasley Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt