VIER ~ Die Maskierte

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Am selben Abend war ich ins Bad geflüchtet, als Molly Fred und George gebeten hatte, den Tisch in der Küche zu decken. Die Besprechung des Ordens war vorbei. Jetzt gäbe es Abendessen.
Nachdem ich meinen Besuch im Bad abgeschlossen hatte, war ich auf den Weg in die Küche. Ich bewegte mich durchs dunkle Geheimquartier. Nur das Knarren des alten Holzes und meine Atmung waren zu hören. Es herrschte Stille, sarkastische Stille, und das ließ mich stutzig werden. Ich meisterte die letzte Treppenstufe, ging am Wohnzimmer vorbei.
Drinnen konnte ich zwei Stimmen ausmachen: »Du kannst nicht einfach beschließen, dem Orden wieder beizutreten! Nicht nachdem, was du getan hast! Besser gesagt, ich weiß nicht einmal, was du die ganze Zeit tust!«, schrie eine Männerstimme, die mir bekannt vorkam.
Nun war mein Interesse geweckt worden. Ich trat an die Tür. Sie war einen Spalt offen und ich konnte die Personen sehen. Überrascht zog ich eine Augenbraue in die Höhe, als ich Remus Lupin entdeckte, der gegenüber von einer rothaarigen Frau stand. Die Frau war in einen dunkelblauen, luftigen Mantel und in einer schwarzen Stoffhose mit braunen Schuhen gekleidet. Die weite Kleidung sollte wahrscheinlich ihren dünnen Körper kaschieren, was der Kleidung aber nicht gelang. Mit dürren Fingern fuhr sie sich durchs Haar, sah Lupin aus blauen Augen an.
»Ich kann dich vergewissern, dass nichts, was tue, den Orden gefährden wird.«
»Kannst du das wirklich, Phil?«, fragte Lupin, war leiser geworden, »Ich hab' akzeptiert, dass ich nicht in deinen Kopf hineinsehen kann. Ich habe kein Problem, wenn du hier bist, bei Sirius, aber ich habe ein Problem mit dir im Orden.«
»Seltsam, denn nur du hast ein Problem mit meiner Anwesenheit.«
»Ich habe kein Problem mit deiner Anwesenheit«, seufzte Lupin, »hast du letztes Jahr doch bemerkt, oder? Aber ich kenne dich, weiß, dass du mich und andere um dich herum anlügst, Phil. Du könntest mir alles versprechen, doch ich würde immer noch daran zweifeln.«
»Gut...«, es war beinahe nur ein Flüstern, danach fuhr die Frau mit ihrem Zeigefinger eine lange Narbe an ihrer rechten Wange nach, »Ich kann es dir nicht verübeln, Remus. Trotzdem bin ich jetzt im Orden, selbst Dumbledore hat meinen Beitritt abgesegnet. Du wirst damit also leben müssen, doch jetzt wünsche ich dir einen guten Abend. Ich bleibe nicht zum Essen.«
»Weil du deinen Geheimnissen nachgehen musst?«, stichelte Remus Lupin. Er hatte seine Arme vor seiner Brust verschränkt, eine Braue erhoben. Ich musste zugeben, dass ich den alten Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste so noch nie gesehen hatte. Ich hatte ihn immer fröhlich in Erinnerung gehabt.
Diese Phil sagte kühl: »Du würdest mir ja nicht glauben, aber ich kann dir zumindest sagen, dass mir nach diesem Gespräch der Appetit vergangen ist.«
Nach diesen Worten wandte sich die Frau ab und schritt zur Tür.
Ich handelte instinktiv, trat sofort von der Tür weg. Ich eilte in Richtung der Treppen, um mich auf ihnen zu verstecken. Was ich gerade gehört hatte, konnte ich überhaupt nicht einschätzen.

Haben die zwei eine Geschichte miteinander?

Das fragte ich mich, als ich in den ersten Stock flüchten wollte, ja, wollte, denn ich hörte die Frauenstimme von vorher sagen: »Du musst nicht weglaufen; ich hab' deine Präsenz schon an der Tür gespürt.«
Meine Seele drohte, aus meinem Körper zu springen, doch bevor ich herausfinden könnte, ob sie nach oben oder unten steigen würde, drehte ich mich um. Ich stand halb auf der Treppe, lächelte die Frau unschuldig an.
»Ich hab' nicht lauschen wollen. Tschuldigung...«
Auf der Treppe blieb ich stehen, musterte die Frau von oben. Sie war groß, etwas größer als ich, und von Nahem wirkte sie noch dünner. Sie sah nicht unbedingt ungesund aus, viel mehr wirkte es so, als würde sie gerade eine schwere Zeit durchmachen. Oder sie war einfach immer schon dünn gewesen.
»Du bist Rosemary Summer, oder?«, fragte sie mich plötzlich. Ihre blauen Augen musterten meine neongrünen Haare und violetten Augen. Diese Farbkombination mochte ich, denn auf den Fotos, die ich von meinen Eltern hatte, hatte mein Vater oft grüne Haare und violette Augen gehabt.
Deswegen nickte ich, fragte: »Du bist?«
»Das ist eine gute Frage«, ihre Stimme klang betrübt, »Normalerweise würde ich mich als Philomela Lupin vorstellen, aber nach dem Streit, den du mitbekommen hast, wirkt Philomela Aquila passender.«

Das Offensichtliche ist vorhersehbar | George Weasley Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt