SECHS ~ Die Doxys

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»Du musst aufstehen!«, schrie jemand neben meinem Ohr. Ich zuckte zusammen, anschließend maulte ich herum, zog die Decke an mich und öffnete mein linkes Auge spähend.
George stand neben mir. Er sah mich, mit seinen Händen in die Hüfte gestemmt, von der Seite aus an. Seine roten Haare fielen ihm ins Gesicht, und als mein Blick viel zu lange auf ihm geblieben war, seufzte ich und drehte mich auf meinen Bauch. Mein Kopf in die Matratze gedrückt, spürte ich, wie mich aufkommende Kälte einzuhüllen begann; George hatte mir die Decke weggezogen.
»Komm!«, er schüttelte meine Schulter. Ich schlug nach seiner Hand.
»Warum?«, jammerte ich, aber ließ mich von George aus dem Bett hieven.
»Weil wir helfen sollen, die Doxys im Salon zu beseitigen.«
Meine Füße berührten den Boden. Eine Holzdiele unterm Teppich knarrte und verschlafen rieb ich mir durch mein Gesicht. Im nächsten Moment ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten, der leer war. Als ob George meinen fragenden Blick verstanden hatte, erzählte er, dass Fred gerade Harry und Ron wecken war, da auch sie mithelfen müssten.
Ich nickte nur, half George sein Bett zu machen und verschwand in mein Zimmer, um mich umzuziehen, aber nicht bevor ich noch das von George herausgelegte T-Shirt, das er anscheinend heute tragen wollte, stahl.

In meinem Zimmer zog ich das Shirt süffisant vor mich hinlächelnd an. Es war ein ganz normales, dunkelgrünes Oberteil, das mir bei meinen Armen bis zu meinen Ellenbogen reichte. Es war mir etwas zu groß, doch das störte mich nicht, da ich es in meine Hose stopfte. Meine Haare machte ich heute zu einem braunen Bob, die zu meiner braunen Hose passten.
Als ich zufrieden mit meiner Erscheinung war, ging ich in die Kühe und aß schnell zwei Brote, die Molly vorbereitet hatte, danach trat ich in den Salon, wo bereits alle anwesend waren. Der Salon war ein langer Raum im ersten Stock, mit hoher Decke und olivgrünen Wänden, an denen schmutzige Tapeten klebten. Bei jedem meiner Schritte stieß der Teppich unter mir Staubwolken aus. Aus den Vorhängen ertönte ein ekelhaftes Summen.
Argwöhnisch blickend, gesellte ich mich zu den Anwesenden, die aus Molly, Ginny, den Zwillingen, Harry, Hermine und Ron bestanden. Alle hatten sich ein Tuch um Mund und Nase gebunden und eine Sprühflasche mit schwarzer Flüssigkeit in der Hand. Bei Fred und George angekommen, reichte mir Fred ein Tuch, das ich mir umband.
Als George mir eine Flasche in die Hand gab, knuffte er mir in die Seite und sah mich verurteilend an, mit einem Blick auf sein T-Shirt. Ich zuckte unschuldig mit meinen Schultern, klimperte mit meinen blauen Augen, was George dazu veranlasste, seine braunen zu verdrehen.
»Das ist Doxyzid. Eine so schlimme Verseuchung habe noch nie erlebt, was hat dieser Hauself in den letzten zehn Jahren nur gemacht?«, beschwerte sich Molly und seufzte. Hermines Gesicht war halb von einem Geschirrtuch verhüllt, als sie sprach: »Kreacher ist steinalt, er hat es wahrscheinlich nicht geschafft-«, doch weiter konnte die Gryffindor nicht reden.
»Du wärst überrascht, was Kreacher alles so schafft, wenn er es wirklich will«, erwiderte Sirius, der gerade hereingekommen war. Er hatte einen Sack bei sich, der Blutflecken aufwies und dem Anschein nach tote Ratten enthielt. Er erzählte, dass er gerade Seidenschnabel gefüttert hatte, anschließend ließ er den Sack mit Ratten auf einen Sessel fallen. Der Hauseigentümer schritt zum Schreibpult, das ebenfalls im Salon stand und inspizierte es.
»Nun, Molly, ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Irrwicht ist«, sagte er, spähte durchs Schlüsselloch, »aber vielleicht sollte Mad-Eye 'mal 'nen kurzen Blick drauf werfen, bevor wir ihn 'rauslassen. Wie ich meine Mutter kenne, könnte das noch 'was viel Schlimmeres sein.«
Sirius klopfte sich den Staub von seinen Knien ab, als er aufstand.
»Ganz recht, Sirius«, antwortete Molly und die beiden schienen bedacht freundlich miteinander umzugehen.
Im Erdgeschoss ertönte darauf aber ein Geräusch. Sirius seufzte: »Andauernd sag' ich ihnen, sie sollen nicht an der Haustür läuten!«, er eilte aus der Tür, folgend konnte man das Gekeife von Mrs. Blacks Portrait durchs Haus hallen hören: »Schandflecke, schmutzige Halbblüter, Blutsverräter!«
Nach der Einlage von Mrs. Black bat Molly Harry, die Türe zu schließen, dann begann sie Gilderoy Lockharts Ratgeber für Schädlinge in Haus und Hof zu lesen, der aufgeschlagen auf dem Sofa lag.
»Also, hört alle 'mal zu, ihr müsst aufpassen, weil Doxys beißen und ihre Zähne giftig sind. Ich habe hier eine Flasche mit Gegengift, aber mir wär's lieber, wenn es niemand bräuchte«, redete Molly, mit einem Blick auf das Gegengift, und ging zu den Vorhängen, wobei sie mir einen strengen, sehr strengen, Blick zuwarf, den George mit einem Lachen kommentierte.

Das Offensichtliche ist vorhersehbar | George Weasley Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt