ACHT ~ Der Freie

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Die nächste Zeit verlief ereignislos, zumindest wenn man bedachte, dass George mich immer noch so beäugte, als wäre er ein Raubtier und würde sich jeden Moment auf mich stürzen. Auch jetzt.
»Du musst es dir eingestehen können«, seufzte ich.
Wir befanden uns im Salon. Bald gäbe es Mittagessen, bei welchem wir hoffentlich von Harry erfahren würden, dass er einen Freispruch bekommen hatte. Die Verhandlung im Ministerium nahm vor allem Hermine mit, die mit Ron vor kurzem noch neben dem nicht entflammten Kamin gestanden war, bis Molly sie gebeten hatte, beim Mittagessen zu helfen. Die zwei sollten den Tisch decken, was in letzter Zeit zu einer Aufgabe geworden war, die Fred und George nicht mehr bekommen hatten.
»Was muss ich mir eingestehen können?«
»Dass man dich gut 'reinlegen kann.«
»Pf«, machte George und saß auf dem Sofa mir gegenüber. Seine Haare hatten wieder ihre normale Farbe angenommen. Sie waren von einem Rot, das mehr einem Orange glich.
Georges Haare musternd, ging ich einen Augenblick in mich, bis ich spürte, dass sich meine Haare veränderten. Für mich war es so, als würde ich in einen Spiegel blicken, beobachten, wie sich meine Haare wie die von George färbten.
Ich legte meine neuen Haare über meine Schulter, anschließend blinzelte ich. Meine Augen wurden braun, Sommersprossen tauchten auf meinem Gesicht auf. Meine Haut nahm den exakten Farbton wie den von George an.
Innerlich klopfte ich mir selbstlobend auf meine Schulter. Seit dem Gespräch mit Tonks hatte ich mir vorgenommen, an meinen Metamorphmagus-Fähigkeiten zu arbeiten.

Ist ja nicht so, als hätte ich es noch nie probiert...

Ich erinnerte mich an die letzten Jahre, in denen ich probiert hatte, das Ebenbild von mir bekannten Personen zu werden, doch immer hatte ich Fehler in meinen Verwandlungen gefunden. Zumindest konnte ich bereits eine komplett erfundene Person werden. Doch ob ich jemals so gut wie Tonks werden würde, wusste ich nicht.
Ich hoffte es, denn auch mein Vater war ein talentierter Metamorphmagus gewesen.

»Was wird das? Willst du eine wirkliche Weasley werden?«, feixte George und seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt, »Ich mein', ich fühl' mich noch etwas zu jung, um zu heiraten, aber für dich würde ich mich aufopfern.«
Selbstverständlich veranlassten mich seine Worte dazu, dramatisch mit meinen Augen zu rollen. In meinen Augenhöhlen tanzten sie von links nach rechts, aber ich müsste George jetzt ertragen. Er und ich befanden uns allein im Salon. Wo die anderen waren, wusste ich nicht.
»Wer sagt, dass du meine erste Wahl wärst?«
Ich klimperte mit meinen Wimpern. George ließ sich nicht beirren. Der Junge vor mir hielt wie immer zu viel von sich selbst, weswegen er mir antwortete: »Nun, objektiv betrachtet, bin ich natürlich der attraktivste Weasley, aber um deine Frage detailliert zu beantworten: Ginny wirst du nicht heiraten, weil du auf Männer stehst. Ron und du, nein, das passt nicht, auch ist er zwei Jahre jünger als du, noch nicht volljährig. Fred wirst du nicht wählen, denn, wie du weißt, er steht auf Angelina. Dann bleibt Percy übrig, doch mit einer Hochzeit zu ihm werde ich dich eigenhändig enterben. Vielleicht bekommt er sich wieder ein, aber jetzt ist er tabu. Auch erinnere ich mich an alle Momente, in denen er dich angeschrien hat, da ihr zu unterschiedliche Charaktere habt. Es bleibt also noch Charlie übrig, der jedoch mit seinen Drachen verheiratet ist. Wenn du ihn dazu bringst, dass er dich auf eine romantische Art und Weise anziehend findet, ziehe ich meinen Hut vor dir und Mum wird dich in den Himmel heben, denn sie befürchtet bereits, nie Enkelkinder von Charlie zu bekommen. Sie hat aber noch ihre sechs anderen Kinder. Zu guter Letzt bleibt also noch Bill übrig. Ja, ihn magst du, aber, um ehrlich zu sein, er sollte dir zu alt sein.«, George nickte, bis er zum Höhepunkt seiner Rede kam: »Nur ich bleibe übrig. Auch magst du mich am meisten. Das kannst du nicht verleugnen.«
Stumm blickte ich ihm entgegen, tat so, als würde ich mir seine Worte erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich musterte den hässlichen Teppich zwischen uns, der von einem matten Rot war, mit Muster. Auch die Sofas waren von einem hässlichen Muster, das an Blumen erinnerte. Es waren keine.
»Du hast recht«, gab ich zu, grinste, »aber wer sagt, dass ich durch Heirat in deine Familie will?«
Nachdem ich meine Frage ausgesprochen hatte, hob ich beide Augenbrauen. Mein Blick war auf mein Gegenüber gerichtet, anschließend streckte ich mich beiläufig. Ich stand auf, schritt die zwei Schritte auf George zu, musterte ihn intensiv.
Ich erreichte genau das, was ich wollte, denn er sah mich verwirrt an. Seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt, die immer noch in ein gelbes Shirt gehüllt war, und sogar auf seinen Armen konnte man neben hellen Haaren Sommersprossen erkennen.
Aus diesem Grund veränderte ich noch einmal meine Haut, während ich vor George zu einem Halt kam. Meine Hände fanden auf seinen Knien Platz. Die Nähe zu ihm war nichts Neues.
Ich beugte mich vor, wobei meine Handflächen den rauen Stoff seiner Jeans zu spüren bekamen. »Warum sollte ich nicht einfach ein Teil von euch werden? Ich werde du und lebe fortan als George Weasley, während der echte nie wieder seine Augen öffnen wird«, erklärte ich ihm meinen Schurken-Plan, lehnte mich weiter vor. Ich kam seinem Gesicht nahe, meine linke Hand ließ von seinem Knie ab. Meine Finger griffen um sein Kinn, was George sich ohne Einwand gefallen ließ.

Das Offensichtliche ist vorhersehbar | George Weasley Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt