EINS ~ Die Idioten

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»George Weasley, sei bitte so lieb und reiche Rose endlich das Salz, ihr zwei seid unmöglich!«, erklang Mollys liebliche Stimme über den Tisch hinweg. Spaß beiseite, sie schrie und das nicht gerade leise. Man hätte meinen können, dass sogar das Geschirr bedrohlich geklirrt hatte. Diese Frau hatte ein lautes Organ, aber bei einer Herde von rothaarigen Kindern brauchte man eine herrschende Stimme; sonst würde man diese nie unter Kontrolle bringen.
»Ha!«, machte ich unreif in Georges Richtung. Ich blickte ihn triumphierend an, streckte ihm die Zunge entgegen, da er und ich um das Salz gekämpft hatten.

Ja, schon klar, wir sind kindisch, aber ein Kampf ist ein Kampf und dieser muss gewonnen werden.

»Bitte, erfreue dich«, erklärte mir der Rotschopf, während er mir widerwillig das Salz reichte. Wir saßen nebeneinander. Mit einem gigantischen Grinsen nahm ich ihm das Salz ab. Georges Augen waren zu Schlitzen verengt und im nächsten Moment, kniff er mir in die Seite, während ich mein Essen salzte. Ich japste auf und tötete ihn mit meinen dunkelsten Blicken, da ich meine Kartoffeln beinahe versalzt hätte.
»Benimmt euch!«, tadelte Molly noch einmal, die unsere Blicke bereits zu deuten vermochte.
Ich zuckte sofort zusammen, auch George, im Anschluss darauf sahen wir seiner Mutter entgegen. Sie saß am Ende des Tisches, trug immer noch ihre Schürze und ihr Blick ließ keine Lücken für eine andere Interpretation übrig, als dass auf uns eine Standpauke warten würde, wenn wir uns nicht jetzt auf gleich benehmen würden.
»Verstanden«, antworten George und ich im Chor, was Molly nicken ließ.
Arthur neben ihr legte ihr seine rechte Hand auf die Schulter, doch Ruhe bekam Molly nicht, denn plötzlich begann Ginny laut zu lachen, spuckte ihr halb zerkleinertes Kotelett aus, da Fred einen dummen Witz gerissen hatte.
»Wirklich jetzt, wir sind bei Sirius Gäste! Ihr habt euch alle heute genügend aufgeführt!«, ging die rothaarige Frau abermals in die Höhe. Ihre Wangen glühten, aber Sirius Black winkte ab.
»Lass sie Molly. Es ist sonst immer so ruhig hier. Ich freue mich, dass ihr hier seid, wirklich«, erklärte der Hausherr, während er sich vom Topf in der Mitte Essen nahm. Sirius Black war ein interessanter Mann, doch es reichte mir schon, dass er mich indirekt verteidigt hatte, um ihn in mein Herz aufzunehmen.
»Gut, gut...«, murmelte Molly, massierte sich ihre Schläfen, was für uns das Stichwort war, uns wie immer zu benehmen. Stimmengewirr setzte ein, während wir uns im Grimmaulplatz befanden. Aufgrund des Ordens des Phönix waren wir hier, verbrachten den Rest unseres Sommers in dem trostlosen Haus, doch da ich über den Orden eigentlich nichts wissen dürfte, ich mit den Zwillingen bloß die Erwachsenen belauscht hatte, widmete ich mich wieder meinem Essen.

Ist sowieso interessanter.

Das Essen war bereits voll im Gang und jeder versuchte, dem unkontrollierten Schauspiel zu folgen. Sirius wurde von Ron und Ginny belagert, während Molly so tat, als würden wir nicht existieren, um sich nicht aufzuregen. Heute hatten wir alle bereits für viel Stress gesorgt, da es nervenaufreibend war, den Fuchsbau geordnet zu verlassen.
Während ich aß, spürte ich einen Blick auf mir ruhen. George blickte zu mir, zog verblüfft eine Augenbraue hoch und deutete mit seinem Kopf auf meinen vollen Teller. Voll in dem Sinne, dass er dem von Ron Konkurrenz machte.
»Wie kann man so viel essen?«, erstaunt blickte er mich aus braunen Augen an, doch ob die Frage an mich gerichtet war, oder ob sie rhetorisch gemeint gewesen war, konnte ich nicht bestimmen. Ich wollte es auch nicht wissen, weswegen ich George normal ansah, knapp meinte: »Du siehst doch, dass ich es kann, aber George, wenn du dein Essen nicht mehr möchtest, dann könntest du's mir ja abgeben, oder?
Ich zeigte auf seinen Teller und klimperte hoffnungsvoll mit den Wimpern, doch er lachte nur rau auf und aß weiter. Ich schüttelte meinen Kopf, seufzte laut, denn eigentlich hatte ich es ernst gemeint.

Im Leben bekam man jedoch selten, was man wollte, warum ich nach dem Abendessen die Ehre bekommen hatte, den Abwasch zu machen. Klar, man hätte ihn mit Magie machen können, doch Molly benutzte diese Tätigkeit, um ihren Kindern Aufgaben zu geben. Leider sah sie mich ebenfalls als eines ihrer Kinder an.
Aus diesem Grund machte ich den Abwasch, benutzte aber heimlich meinen Zauberstab, als Molly George eine Standpauke hielt, da er sich den ganzen Tag schon daneben benommen hatte.
Zu unserer Verteidigung musste ich sagen, dass es aufregend war, woanders als im Fuchsbau zu sein, doch George wollte ich nicht komplett in den Schutz nehmen; er war bekanntlich ein Vollpfosten.
Nach der Standpauke hatte ich das trockene Geschirr verstaut und meine Arbeit war von Molly abgesegnet worden. Infolgedessen war ich auf dem Weg in mein Zimmer, da ich duschen gehen wollte. Mit Ginny und Ron hatte ich mir ausgemacht, dass ich als Dritte an der Reihe wäre, vor Fred, warum ich mich beeilte. Ich wollte nicht, dass Fred, der andere Trottel, auf die Idee käme, er könnte sich vordrängeln.
Ich betrat den dunklen Flur, schritt zu den düsteren Treppen. Auf dem Weg nach oben ächzten die aus altem Holz bestehenden Stufen unter mir elend klingend auf und verliehen dem bereits gruseligen Haus die letzten Feinheiten.
Ich überlebte meinen Weg, und als ich bei meinem Zimmer ankam, um mir Kleidung zu holen, hörte ich einen lauten Knall neben mir. Schreiend schreckte ich hoch, hielt mir mein rasendes Herz. Es drohte, aus meiner Brust zu springen, sein Zuhause, meinen Körper, zu verlassen.
»Was fällt euch zwei Vollidioten eigentlich ein, mich dermaßen zu erschrecken! Ich wär' fast tot umgefallen!«, keifte ich die Zwillinge an, da sie direkt neben mir appariert waren und mir nun blöd entgegenlächelten.
»Hallo, Rose«, sagte George und strahlte mich an, folgend machte er einen Schritt auf mich zu, »Wir haben ein wohlklingendes Gemurmel auf der Treppe gehört und dachten uns, dass das nur du sein kannst.«
Anschließend begann Fred zu sprechen: »Ach Rosy, du weißt doch-«
»-wie gern wir dich haben und-«
»-wir würden dich doch nie zu Tode erschrecken«, sprachen sie abwechselnd. Mir blieben die Worte auf der Zunge liegen.

Das Offensichtliche ist vorhersehbar | George Weasley Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt