DREI ~ Der Schreiende

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»So!«, Mr. Weasley klatschte in seine Hände, »Nun denn, Harry sollte bald ankommen«, hörte ich den Vater der Weasleys reden, aber wirklich zuhören, tat ich nicht.
Es war später Abend, viele Tage seit unserer Ankunft waren vergangen und wissen, wo sich die Zwillinge von Burg Schwachkopf aufhielten, tat ich nicht. Wahrscheinlich waren sie in ihrem Zimmer und ergötzten sich an ihren Scherzartikel.
Eingewickelt in einer Decke und mit einem Buch in der Hand saß ich auf einer Couch und schlug die Zeit tot. Jedoch, ob ich den Raum Wohnzimmer nennen konnte, war fragwürdig. Überall, so weit das Auge reichte, konnte ich verschlissene Teppiche und sich abschälende Tapeten erkennen.
Es hatten sich bereits ein paar Ordensmitglieder in der Küche versammelt und wie Arthur Weasley waren sie ganz aus dem Häuschen, okay, eher aufgeregt, denn Harry Potter sollte bald ankommen.
Ich konnte meine Überlegung nicht einmal zu Ende denken, denn kurz darauf hörte ich komische Geräusche im Flur. Ich zog meine Stirn kraus, befreite meine Beine von der viel zu flauschigen Decke. Sofort spürte ich die Kälte, die über meine Beine zog und mich in ihr Reich der Kälte holen wollte. Nichtsdestotrotz ging ich Richtung Küche, nahm diese Gefahr auf mich.
Mein Erscheinen sorgte für Aufmerksamkeit. Molly sah mich liebevoll, dennoch fragend an. Die Versammlung sollte gleich beginnen und deswegen hätte ich nicht hier sein dürfen.
»Ist irgendwas, Liebes?«, sie verstaute ihren Zauberstab in ihrer Tasche und ich konnte sehen, wie sich der Kochlöffel im Topf nun durch Zauberei bewegte. Anschließend lächelte mich die Rothaarige an, wobei zwei Grübchen ihren Mund umrundeten.
»Ich hab' 'was im Flur gehört. Kann es sein, dass Harry kommt?«, äußerte ich meine Vermutung.
Sofort wurden die anderen hellhörig. Es verstummten alle im Raum und dadurch waren die Geräusche im Flur deutlich hörbar. Molly setzte sich sofort in Bewegung und schritt an mir vorbei, ich folgte.
Der Fußboden knarrte unter dem Gewicht der sich bewegenden Personen. Die altmodischen Gaslaternen im Hausflur waren entflammt. Ihr spärliches Licht beleuchtete angestrengt den düsteren Flur und auch der Kronleuchter an der Decke war zu sehen. Er war in Form einer Schlange. Eine dicke Schicht aus Staub und Spinnweben lag lauernd auf dessen Oberfläche.
Die hastigen Schritte Mollys eilten mir voraus, bis ihre Stimme erklang: »Harry!«, danach war es wieder ruhig, und ich wusste, dass sie ihm gerade um den Hals gefallen war.

Armer Harry.

Als ich mich zu ihnen gesellte, erblickte ich Harry Potter, der in einer von Mollys Umarmungen gefangen war. Eine Umarmung, die ihm fast die Rippen brach. Molly löste sich daraufhin von dem Auserwählten und hielt ihn auf Armeslänge von sich, um ihn kritisch mustern zu können.
»Du siehst schmal aus, wir müssen dich ein wenig aufpäppeln, aber ich fürchte, du musst ein bisschen warten, bis es Abendessen gibt.«, danach drehte sich Molly zu mir, also zu all den anderen Anwesenden um. An die Zaubererschar gewandt, flüsterte sie eindringlich und bestimmt: »Er ist gerade angekommen, die Versammlung hat begonnen.«
Die Zauberer tuschelten neugierig und aufgeregt miteinander, daraufhin eilte einer nach dem anderen wieder durch die Tür, durch die wir eben gekommen waren.
Ich blieb stehen, da ich im Orden nicht erwünscht war, von Molly nicht erwünscht war. Harry wollte Lupin folgen, der als Letztes durch die Tür verschwunden war, als Mrs. Weasley ihn zurückhielt.
»Nein, Harry, die Versammlung ist nur für Mitglieder des Ordens. Ron und Hermine sind oben, du kannst mit ihnen gemeinsam warten, bis die Versammlung zu Ende ist, dann gibt es Abendessen. Und sei leise, wenn du in der Halle bist«, fügte sie eindringlich hinzu. Selbstverständlich wollte Harry den Grund dafür wissen.
»Warum? Ich will nicht, dass jemand aufwacht«, antwortete Molly sofort.
»Was haben-«, wollte der eben erst Angekommene wissen, jedoch wurde er unterbrochen: »Erklär' ich dir später, ich muss mich beeilen, weil ich auch zur Versammlung muss. Ich zeig' dir nur rasch, wo du schläfst.«, sie legte einen Finger an die Lippen und führte Harry auf Zehenspitzen an einem Paar langer, mottenzerfressener Vorhänge vorbei. Nachdem sie einen großen Schirmständer umrundet hatten, der aussah, als wäre er aus einem abgetrennten Trollbein gefertigt, stiegen sie die dunkle Treppe nach oben.
Ich beobachtete, wie sie verschwanden, dann machte ich mich auf den Weg zu den Zwillingen. Die Ruhe musste enden.

Das Offensichtliche ist vorhersehbar | George Weasley Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt