Kapitel 9 - offenes Gespräch und erste Annäherung

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Sarah konnte nicht verstehen, was sie da gesehen hatte. Celia und Will hatten sich umarmt. In ihrem Kopf schien dieses Szenario so surreal. Wieso? Sie spürte, wie ihr die ersten Tränen über die Wangen liefen. So schnell sie ihre wackeligen Beine trugen, machte die Blonde kehrt und rannte zurück in den Stall, geradewegs in Scarlets Box. Dort lehnte sie sich in die hinterste Ecke und rutschte an der Wand herunter in das Stroh. Auf dem Boden sitzend konnte sie die Tränen nun nicht mehr aufhalten, die wie Sturzbäche zu fließen anfingen. Scarlet wand sich ihrer Besitzerin zu und stupste diese sachte mit der Nase an. Sarah hob den Kopf und betrachtete ihr Pferd mit total verheulten Augen. Geistesabwesend strich sie dem Tier immer mal wieder über den Kopf und starrte dabei einfach nur die Wand an. Vor ihrem inneren Auge sah sie immer wieder die Bilder der letzten Minuten vorbeiziehen. Celia und Will, wie sie aus dem Haus kamen, wie sie sich angelächelt hatten und zum Schluss die Umarmung. Und jedes Mal traf es sie erneut wie ein Stich ins Herz. "Wieso tun die sowas Scarlet?" Die Stute schnaubte und Sarah schüttelte den Kopf. "Ich kann es mir auch nicht erklären, mein Mädchen." Immer wieder wischte sich das Mädchen über das Gesicht, sie wollte gar nicht wissen, wie rot und geschwollen bereits ihre Augen waren.

Noch immer flossen die Tränen und einzelne Schluchzer brachen aus der Reiterin heraus und hallten durch die Stallgasse. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in der Box saß. Waren bereits Stunden vergangen? Oder nur ein paar Minuten?

Auf einmal erklang das Geräusch der sich öffnenden Boxentür und Sarah hob den Kopf. Will stand in der geöffneten Box und sah besorgt auf seine Freundin hinab. Als er erkannte, dass die Blonde weinend in der Ecke saß, ging er eilig auf sie zu, aber nicht ohne auch Scarlet kurz zu begrüßen, ganz der Pferdemensch der er war. Dies entlockte Sarah ein kleines Lächeln. Noch so ein Grund wieso sie ihn so sehr mochte. Tiere waren für ihn so wichtig und er liebte sie alle.

"Hey Sarah, was ist denn los?" Will setzte sich neben die Blonde ins Stroh und legte ihr besorgt einen Arm auf die Schulter. Sarah wusste seine Fürsorge zu schätzen, aber sie wollte mit ihm nicht über ihre Gefühle reden. Denn immerhin war er ja auch der Grund für ihre Probleme. Ob er es nun wusste oder nicht.

"Es ist nichts", wich sie ihm aus und hoffte, er würde es dabei bewenden lassen. Doch insgeheim wusste sie, dass ihm das als Antwort nicht reichen würde.

"Das ist doch nicht nichts. Du sitzt hier in Scarlets Box und weinst, dazu dein Verhalten der letzten Tage?" Will strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken und Sarah genoss die Nähe. "Rede mit mir Sarah. Wir sind doch Freunde und du weißt du kannst mir alles sagen. Mit mir über alles reden, ich bin für dich da." Sarah senkte den Kopf. Was sollte sie ihm antworten? Wie würde er reagieren, wenn sie ihm ihre Gefühle gestand? Die Blonde seufzte. "Ich hab in letzter Zeit das Gefühl, du bist gar nicht mehr da wenn ich dich brauche. Bei dir dreht sich momentan alles nur noch um Celia und das verletzt mich", gestand sie ihm nun einen kleinen Teil der Wahrheit. Für mehr Gefühle war sie noch nicht bereit. Will stutze, zog die Augenbrauen nach oben und sah sein Gegenüber entgeistert an. "Was, das ist doch gar nicht wahr." Sarah nickte. "Doch und ich freu mich ja auch für dich, dass ihr so viele Gemeinsamkeiten habt und euch so gut versteht, aber ich fühle mich bei dir momentan wie das fünfte Rad am Wagen und das tut weh, da ich dich gerade momentan echt gebrauchen könnte, als Freund", gestand sie ihm und biss sich verlegen wegen des Geständnisses auf die Unterlippe.

Will drehte sich zu ihr hin und nahm sie fest in den Arm. "Sarah, das ist doch Quatsch. Niemand kann deinen Platz einnehmen. Du bist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben. Dir vertraue ich blind und ich weiß immer, dass ich mit dir über alles reden kann. Das hab ich sonst mit niemandem und das wird auch niemand ändern." Sarah klammerte sich an Will und fing auf sein Geständnis hin, an seiner Schulter wieder an zu heulen.

Moonlight over TexasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt