Kapitel 7 - Das Gespräch das nach hinten los geht

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Die Ereignisse der letzten Tage nagten noch immer an Sarahs Nerven. Sie wusste einfach nicht, wie sie mit der ganzen Situation umgehen sollte. Immer wieder ging sie die Situation im Kopf durch, doch das Ergebnis änderte sich nicht. Ebenso bemerkte sie, dass Will immer wieder ihre Nähe suchte und das dringende Bedürfnis hatte, mit ihr zu reden. Doch das war momentan das Letzte, was Sarah wollte. Sie verstand sich ja selbst nicht mehr. Bisher hatte sie keinerlei Probleme mit ihren Gefühlen umzugehen und es kam nie zu so einer Situation. Was vielleicht daran lag, dass sie bei allen anderen Mädchen auf Horseland genau wusste, woran sie dran war. Aber Celia war neu und Sarah wusste nicht mit Sicherheit, dass sie nichts von Will wollte. So viele verschiedene Gedanken geisterten immer wieder durch ihren Kopf. Wieso war momentan alles so kompliziert? Wieso konnten Gefühle nicht einfach sein?

Heute war auch so ein Tag, wo Sarah Will und auch die anderen eher mied und sich viel bei ihrer Stute Scarlet aufhielt. Gerade war ein großer Pferdetransporter vorgefahren, das musste wohl die Stute sein, die von Tex gedeckt werden sollte. Seit Tagen redeten alle nur noch davon. Der tolle Hengst, von der ach so tollen Neuen. Mal wieder drehte sich gefühlt jedes Gespräch nur um Celia und ihr Pferd. Konnte es keine normalen Themen mehr in der Cafeteria geben? War Celia etwa die Sonne, um die sich alle drehen mussten? Sarah wusste, dass diese Gedanken dumm und fies waren, aber sie konnte nichts dafür dass der Teufel in ihr, sie immer wieder an die Oberfläche schickte. Noch ein Grund, wieso sie momentan keine gute Gesellschaft war. Weder für ihre Freunde noch für andere. Einzig ihre Stute konnte sie momentan so ertragen.

Alle stürmten dem Transporter entgegen und wollten das neue Pferd in Augenschein nehmen. Nur Celia hielt sich, wie Sarah sehen konnte, eher etwas abseits auf. Will begrüßte die Gäste, wie immer. Er war nun mal dafür zuständig, dass alles auf der Ranch lief. Das war die Gelegenheit, dachte sich Sarah. So konnte sie endlich mal unbemerkt hier rauskommen und einen Ausritt mit Scarlet allein machen. Sonst war immer jemand um sie herum oder in der Nähe und eigentlich sollte man ja nicht alleine in den Wald reiten. Aber diese Regel war Sarah momentan sowas von egal. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben, nachdenken und abschalten. Und das ging nun mal am besten allein. Nur sie und ihr Pferd. Die perfekte Kombination.

Schnell sattelte sie Scarlet, schwang sich auf den Rücken ihrer schwarzen Schönheit und trabte eilig und unbemerkt vom Hof. Doch leider war sie wohl doch nicht so unbemerkt, wie sie dachte. Denn Will hatte sich umgedreht, als er ein Geräusch vernahm und sah nur noch wie Sarah mit Scarlet um die Ecke in Richtung Wald verschwand. Er konnte nur genervt die Augen verdrehen über diese Leichtsinnigkeit. Schnell übergab er Benny die Verantwortung, sattelte Jimber und galoppierte der eigensinnigen Sarah hinterher. Er hatte sich vorgenommen, jetzt mal ein ernstes Wörtchen mit ihr zu wechseln.

Sarah genoss diese Ruhe und das leise Zwitschern der Vögel. Sie spürte bereits, wie der Stress und die Probleme von ihr abfielen und sie sich einfach nur entspannt und frei fühlte. So sollte jeder Tag sein. Nur sie und ihr Pferd und die reine Natur. Doch das Schicksal wollte ihr diesen friedlichen Moment wohl nicht gönnen, denn auf einmal konnte Sarah Hufgetrappel aus der Ferne hören. Es kam näher. Bald darauf konnte sie auch schon ein Pferd mit Reiter erkennen und anhand der Farbe des Pferdes wusste sie auch genau, wer ihr da gerade entgegenkam. Genervt verdrehte sie die Augen und dachte kurzzeitig darüber nach, im gestreckten Galopp davon zu reiten. Sie hatte noch etwas Abstand und Scarlet war genauso schnell wie Jimber. Sie konnte Will mit Leichtigkeit abhängen, wenn sie wollte. Doch das kam ihr dann doch etwas zu kindisch vor und sie verwarf den Gedanken wieder. Stattdessen wendete sie ihr Pferd und beschloss Will gegenüber zu treten, oder wohl eher reiten. "Was willst du", war ihre erste Frage, als der blonde Junge zu ihr aufgeholt hatte. 

"Was ich hier will?" Will war also sauer, na toll. Aber das konnte sie auch sein. "Du bist doch diejenige, die trotz der Regel allein in den Wald reitet. Erklär mir das Sarah"? Will warf ihr nun den Ball zu und schien wirklich auf eine Antwort zu warten. Sarah schwieg. Sie hatte nicht vor mit dem Problem über das Problem zu reden. Wenn er es nicht von selbst merkte, dann hatte das Ganze sowieso keinen Sinn. Immerhin waren ihre Gefühle ja eh einseitig. Will seufzte und sein Gesicht nahm einen versöhnlicheren Ausdruck an. "Was ist los bei dir? Ich kenn dich so gar nicht. Wieso redest du nicht mit mir? Ich dachte wir könnten über alles reden", Will schien wirklich zu bedrücken, was mit ihr los war. Nun musste auch Sarah seufzen und gab Scarlet einen leichten Druck. Die Stute gehorchte und lief gemütlich in Richtung von Horseland zurück. Will auf Jimber folgte ihr direkt auf dem Fuße. "Ich möchte nicht darüber reden Will", brach Sarah nach kurzer Zeit das Schweigen. Sie wollte es ihm so gerne sagen, aber sie wusste beim besten Willen nicht wie. "Geht es um einen Jungen?", gab Will einen Versuch ins Blaue und Sarah hielt Scarlet abrupt an. Also hatte der Blonde wohl richtig geraten. "Also ein Junge"? Sarah war hin und her gerissen, nahm das Gespräch aber auf und wollte schauen, wohin das Ganze wohl führen würde. 

Moonlight over TexasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt