Kapitel 15 - Der Campingausflug

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Sarah war den ganzen Tag schon aufgekratzt. Heute würde der Tierarzt auf den Hof kommen und einen Ultraschall von Scarlet machen. Auch wenn sie wusste, dass es ihrer Stute gut ging, hatte Sarah alle möglichen Horror Szenarien im Kopf, was alles schief gehen könnte. Darum war sie heute auch wieder sehr früh auf der Ranch und verwöhnte ihre Stute. Sie mistete den Stall aus, striegelte ihr Pferd, wusch Mähne und Schweif, kratzte die Hufen aus und gönnte Scarlet sogar eine beruhigende Massage. Dabei wollte sie aber eher sich selbst als die Stute beruhigen. Mit jeder Minute, die verstrich, merkte Sarah , dass sie nervöser wurde. Was, wenn der Tierarzt doch etwas fand, was wenn Scarlet oder das Fohlen nicht gesund wären? Versunken in ihren Gedanken, spürte sie gar nicht wie noch jemand den Stall betrat. "Hey Sarah", kam es auf einmal von vor der Boxentür her und Sarah schreckte hoch. Als sie sich umdrehte, erkannte sie Benny, der lässig an der Boxentür lehnte und die Blonde anlächelte. "Du bist aber früh hier." Sarah nickte und fuhr sich fahrig durch die Haare. Dem Braunhaarigen fiel auf, dass mit der Freundin etwas nicht stimmte. Er runzelte die Stirn. "Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte er etwas besorgt. Sarah schüttelte den Kopf und trat auf Benny zu. Sie seufzte tief. "Nein, nicht so ganz", gab sie zu. "Der Tierarzt kommt heute und macht den ersten Ultraschall bei Scarlet. Ich bin etwas nervös, dass er was finden könnte." Benny nickte verstehend. "Ja vor sowas hat man immer Angst, aber Scarlet geht es gut. Der Tierarzt wird nichts finden", versuchte er ihr Mut zu machen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Du wirst sehen, Scarlet und das kleine Munchkin sind wohlauf". Benny grinste und strich der Stute über die Stirn. "Nicht wahr, Mädchen, dir geht es blendend", gab er an das Pferd gewandt von sich und Scarlet schnaubte, so als würde sie dem Jungen zustimmen wollen. "Siehst du Sarah, sogar Scarlet stimmt mir zu." Sarah musste lachen, das war einfach zu komisch. Benny schaffte es immer wieder, sie aufzuheitern. Er war so etwas wie ihr Bruder, den sie immer schon haben wollte. "Danke Benny." Der Junge winkte ab und nahm die Freundin stattdessen einfach in den Arm. "Nicht dafür, wofür hat man denn Freunde." Sie war so dankbar für ihre Freunde und die Unterstützung, die sie immer von allen bekam. Selbst Chloe und Zoey trugen ab und an ihren Part dazu bei.

Die entspannte Stimmung wurde durch das Geräusch eines sich nähernden Wagens zerstört. Sarah spürte, wie die Anspannung wieder zurückkam. "Das wird dann wohl Dr. Martin sein", gab Benny das Offensichtliche wieder. "Ja, als auf ins Gefecht". Benny legte Sarah wieder eine Hand auf die Schulter und ging mit ihr zum Tor der Scheune. "Ich kann gerne bei dir bleiben, bis Dr. Martin wieder weg ist", bot er ihr an und Sarah nahm das Angebot nur zu gerne an. "Ja bitte, ich glaube sonst dreh ich noch durch." Benny lachte und drückte Sarah die Schulter. "Wir machen das zusammen." Sarah atmete einmal tief durch und beide traten auf die Straße, wo der Tierarzt gerade die nötigen Gerätschaften aus seinem Transporter lud. "Guten Morgen Sarah, guten Morgen Benny. Na dann wollen wir mal sehen, was das Kleine so treibt", lächelte der Mann und drückte beiden Reitern jeweils etwas in die Hand. "Wenn ihr zwei mich hier schon so schön empfangt, könnt ihr mir auch gleich beim tragen helfen, dann geht das alles doch etwas schneller." Beide nickten und halfen dem Tierarzt seine Utensilien zur Box von Scarlet zu tragen. Die Stute war leider kein großer Fan von Tierarztbesuchen. Dr. Martin selbst mochte sie nur, wenn er in seiner Position als Arzt kam, hatte die Stute damit ein Problem. Sarah konnte den genauen Moment erkennen, als Scarlet klar wurde, dass Dr. Martin ihretwegen hier war. Sie legte die Ohren leicht an und stampfte mit dem Huf auf. "Na, na Mädchen, alles halb so schlimm. Wir hören nur etwas nach deinem Baby und schauen mal, was das Kleine so macht", versuchte der Veterinär, die Stute etwas zu beruhigen. Sarah öffnete die Box und trat an ihr Pferd heran. "Alles ist gut mein Mädchen", redete sie nun ebenfalls beruhigend auf ihr Pferd ein. Scarlet schien sich etwas zu beruhigen. "Ok, Sarah, dann hol sie mal aus der Box. Dann komm ich besser an ihren Bauch ran", gab Dr. Martin Sarah Anweisungen. Diese nickte und führte ihre Stute, mit dem Halfter aus der Box und band sie davor in der Stallgasse an. Dr. Martin holte eine Art Tablet aus seiner Tasche. Dieses stellte er mit einem Ständer neben der Stute auf den Boden. An diesem Tablet war ein längliches Stift ähnliches Gerät über ein Kabel verbunden. Dieses längliche Ding rieb er nun mit einer Flüssigkeit ein und strich damit langsam über den Bauch der Stute. "So, da haben wir das kleine Ding", begann er und zeigte dabei auf den Bildschirm. Beide Reiter sahen auf das Bild, konnten aber außer schwarzem und weißem gestrichel nicht wirklich viel erkennen. "Hier haben wir den Kopf", Dr. Martin zeigte auf eine helle Stelle in einem schwarzen Kreis. Sarah sah hilfesuchend zu Benny, vielleicht konnte dieser hier etwas erkennen, aber der schüttelte auch nur den Kopf. "Hier sind die Vorderbeine und die Hinterbeine. Das sieht doch sehr gut aus." Sarah nickte einfach, auch wenn sie nichts erkennen konnte. Dr. Martin drückte auf einen Knopf und auf einmal drang ein tickendes Geräusch durch die Stallgasse. Alles war plötzlich still. Die anderen Pferde hoben die Köpfe aus ihren Ställen und lauschten ebenfalls. "So hier haben wir den Herzschlag des Kleinen. Stark und Kräftig. Ein gesundes Baby und eine gesunde Mama. Genau so wie es sein soll", gab Dr. Martin von sich und Sarah atmete erleichtert auf. Der Tierarzt wischte das Gel vom Bauch der Stute und packte seine Sachen zusammen. "Also Sarah kein Grund zur Sorge, es ist alles so wie es ein soll. Beide sind kerngesund und du kannst sie weiterhin reiten, nur übertreib es bitte nicht." Sarah nickte und konnte das strahlen nicht mehr aus ihrem Gesicht wischen. "Ich komm dann in vier Wochen wieder und seh nach unserer Patientin." Sarah nickte und Dr. Martin strich der Stute zum Abschied nochmal über den Hals. "So Scarlet, somit hast du es für heute überstanden. Warst ein braves Mädchen." Die Stute schnaubte und genoss die Streicheleinheiten des Arztes. Immerhin mochte sie den Mann nur eben seinen Beruf nicht. Aber wer konnte es ihr verdenken? Wer ging auch schon gern zum Arzt? Sarah brachte ihre Stute zurück in die Box und half zusammen mit Benny Dr. Martin beim Tragen. "Bis bald ihr zwei", rief der Arzt noch, stieg in seinen Wagen und fuhr vom Hof.

Moonlight over TexasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt