Kapitel 1

60 10 31
                                    

Dem Kurzhaarigen zuliebe, wollte ich mich mit Juzo unterhalten. Doch der Kampfsportler ignorierte unsere Anrufe und Nachrichten gekonnt. In der Gruppe hatte er sich nur kurz gemeldet, dass sein Vater Hilfe im Dojo brauchte, er aber pünktlich zu seinem nächsten angesetzten Kampf erscheinen wird. Danach war er wie ausgewechselt. Selbst auf Hogai und Ryutaro reagierte der Blauhaarige nicht, obwohl die beiden die vernünftigen der Gruppe waren. Sein Verhalten schlug vor allem Riku auf den Magen. Er hätte sogar beinahe seine Position als Floormaster verloren, weil er bei seiner Herausforderung so abgelenkt war. Mit etwas Glück konnte er sich aber noch knapp davor retten. So fassten wir wohl alle den Entschluss, Juzo die so dringend benötigte Freiheit zu geben, ihn aber auszuquetschen, sobald er für seinen nächsten Kampf erschien.

Stattdessen nutzte ich den Rest des endenden Oktobers für meine Recherchen. Es war erstaunlich, wie viel Informationen über die Hunterprüfung öffentlich war. Denn während über einzelne wichtige Dinge, wie zum Beispiel die Anzahl Prüfungen, in vielen Medien berichtet wurde, so war über den Austragungsort so gut wie gar nichts bekannt. Dafür las ich hunderte kurze und lange Berichte über schwerste Behinderungen oder gar Todesfälle derjenigen, die die Hunterprüfung in Angriff genommen hatten. Gelangweilt auf eine Hand gestützt, scrollte ich mit der anderen durch die nichts aussagenden Suchergebnisse.
"Findest du irgendetwas?", fragte Jin und stellte eine Tasse Tee vor mir ab. Dankend nahm ich einen Schluck und verbrannte mir sogleich die Zunge. Ich fluchte und schüttelte den Kopf.
"Die Bewachen den Austragungsort besser als Kasai seinen verfickten Schatz!", zischte ich. Mein bester Freund zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Hat Yori gerade geflucht wie ein grosses Mädchen?", rief Riku provokativ aus der Küche.
"Yori kann auch Kinnhaken verteilen wie ein grosses Mädchen", knurrte ich genervt zurück. Der Kurzhaarige lachte nur.

Seufzend liess sich Jin neben mich auf einen Stuhl fallen und drehte den Computer etwas zu sich. Seine Augen glitten über die Titel der Beiträge.
"Du hast Recht... Vielleicht solltest du jemanden fragen, der sich mit dem Internet besser auskennt-"
"Dich?" Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, als wollte er von seinem Können ablenken, solange die Zwillinge da waren.
"Vielleicht solltest du die blonde Spinne mal wieder treffen-"
"IEEK! Hast du Spinne gesagt!? WO!?", kreischte Riku entsetzt. Der heisse Tee schwappte gefährlich im Krug in seiner Hand hin und her.
"Sie ist in die Küche gelaufen", erlaubte ich mir einen Spass und konnte mitansehen, wie der Zwilling sich blitzartig davon entfernte. Das Getränk streckte er Jin zu.
"Geh du zu Suki! Ich werde hier warten, wenn es Spinnen in deiner Wohnung gibt!" Der Gast sprang schon fast auf den Stuhl und zog die Beine an, während er sich panisch umsah. Mit einem Grinsen legte ich hauchzart meine Fingerspitzen in seinen Nacken. Wie eine Schildkröte zog er den Kopf ein und liess einen nicht ganz so männlichen Schrei von sich, der mir den Rest gab. Lachend kugelte ich mich auf meinem Platz.

Die Tür zu Jins Schlafzimmer öffnete sich und eine blasse Suki trat heraus. Obwohl sie eine rote Flauschedecke um ihren Körper geschlungen hatte, schien sie zu frieren.
"Wieso kreischst du so rum!", presste sie heiser hervor und hustete trocken. Augenblicklich sprang Jin auf und geleitete seine Dame in Not zum Sofa. Auf seine Anweisung hin musste sie sich hinlegen. Dabei nutzte er die Zeit, um ihr den Tee zu bringen, den Riku zuvor bei uns auf dem Tisch abgestellt hatte. Vorsichtig half er ihr, sich aufrecht hinzusetzen und langsam zu trinken.
"Es geht schon", hauchte die Dunkelhaarige und verfiel erneut in Husten. Zum Glück war ihr Verlobter noch immer zur Stelle. Wie ein Profi fing er die halbvolle Tasse, während sich Suki zitternd kaum mehr einkriegte. Behutsam strich er über ihren Rücken und wartete, bis der Anfall vorbei war.
"Ich habe dir doch gesagt, du sollst es langsam angehen lassen! Wir haben noch ein wenig Zeit bis zu unserer Hochzeit", tadelte er sie liebevoll.
"Nur noch elf Monate, ihr solltet euch sputen", neckte Riku die beiden lachend, verstummte aber, als er Jins Killerblick bemerkte.
"Ihr solltet es wirklich ruhig angehen lassen... Ihr habt noch so viel Zeit", seufzte ich und gab eine neue Anfrage in die Suchmaschine. Meine Angelegenheiten hingegen waren dringender. Denn anscheinend endete die jährliche Anmeldefrist am 31. Dezember. Und bis dahin musste ich herausgefunden haben, wo sie stattfindet. Denn sonst müsste ich wieder ein Jahr warten und noch mehr Zeit verschwenden, bis ich Kei endlich treffen konnte.

Absolutely him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt