Kapitel 1: Unerwartete Begegnungen

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"Manchmal triffst du Menschen, die dein Leben von Grund auf verändern, wenn du es am wenigsten erwartest." - Unknown


Mit einem blutverschmierten Gesicht und dunkelrot besprenkelten Händen betrete ich die prunkvolle Bar, deren gedämpftes Licht die schattigen Ecken verschlingt. Ein schwarzer Bogen und Köcher verleihen meiner Erscheinung einen Hauch von Gefahr, während ich mich zielsicher zu meinem Stammplatz begebe. Der Duft von teurem Whisky und Zigarrenrauch hängt in der Luft, als ich mich an den Tisch in der hinteren linken Ecke fallen lasse.

Die Kellnerin, ihre dunkelbraunen Haare zu einem straffen Zopf gebunden, tritt mit einem Lächeln auf den Lippen an meinen Tisch. Ihr Blick haftet kurz an meinem blutbesudelten Gesicht, bevor sie sich professionell zurückhält. "Wie immer?" fragt sie mit einem Hauch von Neugier, während ich nur nickend antworte. "Wie immer", erkläre ich knapp, und sie notiert meine Bestellung auf ihrem kleinen Block.

Die Waffen schiebe ich behutsam unter den Tisch, während meine Gedanken zwischen dem blutigen Auftrag und meinem anstrengenden Schultag hin- und herschwanken.

Während ich vertieft versuche meinen Bericht zu schreiben, kehrt die Kellnerin mit einem warmen Tuch zurück. Ihr Blick trifft kurz auf den Bildschirm meines MacBooks, aber sie schweigt diskret über die ersten Zeilen meines Berichts. Stattdessen reicht sie mir behutsam das warme Tuch.

"Für das Blut", murmelt sie leise, ein verständnisvolles Lächeln auf den Lippen. Ich nicke ihr dankbar zu, während sie sich wieder zurückzieht und mir meine Privatsphäre gönnt.

Das warme Tuch gleitet über mein blutverschmiertes Gesicht und meine Hände, der angenehme Duft erfüllt meine Sinne.

Der Cursor in meinem Dokument blinkt unaufhörlich, ein rhythmisches Pulsieren, das meine Aufmerksamkeit fesselt. Meine Finger schweben über den flimmernden Buchstaben meiner Tastatur, ihre Bewegungen zögerlich. Die Worte für meinen Bericht wollen mir nicht einfallen.



Die Geräusche um mich herum sind ein unentwirrbares Gewirr aus lauten Stimmen, die miteinander verschmelzen, und klapperndem Geschirr, das sich wie ein Hintergrundbeat anfühlt. Ich schließe kurz die Augen, versuche mich von der Ideenlosigkeit zu lösen und tief durchzuatmen.


In diesem Moment dringt ein sanfter Duft von frisch gebrühtem Kaffee zu mir herüber, und ich öffne die Augen, um zu sehen, wie die Kellnerin mit meinem gewohnten Becher in der Hand auf mich zukommt. Ihr Lächeln ist warm und einladend, als sie den dampfenden Kaffee vor mir absetzt. "Vielleicht hilft das", sagt sie und verschwindet wieder, ohne auf eine Antwort zu warten.


Ich nehme den ersten vorsichtigen Schluck von dem Kaffee, und der Geschmack erinnert mich an dunkle Wintertage, als ich mit meiner besten Freundin auf dem Sofa saß und wir über Gott und die Welt gesprochen hatten. Das waren noch leichte Zeiten, so unbeschwert, ohne die Verantwortung, die jetzt auf unseren Schultern lastet.


Ich stelle die Tasse wieder ab und mein Blick schweift weiter durch den Raum. Ich nehme die Pracht der luxuriösen Bar in mich auf. Holztische und -stühle fügen sich nahtlos in das Ambiente ein, der Samtbezug der Stühle ist weich. Eine majestätische Theke aus Silber, Gold und Rubin erstreckt sich entlang einer Wand, und ihr glänzendes Äußeres wirkt wie ein Anziehungspunkt für die Augen.


Der Boden unter meinen Füßen ist ein Meisterwerk aus kunstvollem Mosaik, dessen schillernde Farben in einem wunderschönen Tanz miteinander verschmelzen. Ich spüre fast, wie sich die Farben unter mir bewegen, als würde der Boden lebendig werden. Ein eleganter Balkon, der den VIP-Bereich abgrenzt, fängt meinen Blick ein. Aber das liegt nicht an dem Geländer mit den Verzierungen oder an der prachtvollen Treppe, die nach oben führt, sondern an der einsamen Gestalt, die dort lehnt.





Schattenliebe - Der Schrei der BansheeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt