Kapitel 9: Ein hilfreicher Mr.Stroud

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In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz. - Unknown

Der nächste Morgen ist angebrochen, und ich habe kaum geschlafen. Mit einem müden Seufzen quäle ich mich aus dem Bett, meine Haare in wilder Unordnung. Ich greife nach dem Kamm und beginne, sie zu bändigen. Ein zarter silberner Haarreif vollendet die Frisur. Mein Spiegelbild sieht mich an, und ich zwinge mir ein entschlossenes Lächeln auf.

Das Outfit für den Tag ist schnell gefunden – ein schlichtes, dunkelrotes Shirt, schwarze Jeans und meine geliebte Lederjacke. Dazu trage ich schwarze Stiefel mit Absatz. Ich betrachte mich im Spiegel, korrigiere eine Strähne meines Haares und setze erneut ein Lächeln auf, bevor ich mein Zimmer verlasse.

Die Treppe führt mich hinunter in die Küche. Mein Weg geht direkt zum Kühlschrank. Ich hole mir einen eiskalten Kaffee und greife nach einer Banane aus dem Obstkorb. Für einen kurzen Moment setze ich mich an den Tisch. Der Kaffee belebt meine noch müden Sinne, als ich den ersten Schluck nehme.

Nach einem Seufzer stehe ich auf, schnappe mir meinen Rucksack und verabschiede mich von ein paar Jägern, die mir entgegenkommen. Dann mache ich mich auf den Weg zur Tür und zu meinem Auto, das in der Garage wartet. Den Schlüssel in der Hand und den Eiskaffee in der anderen, setze ich mich auf den Fahrersitz. Der Becher steht neben mir und ich starte den Wagen.

Ich parke mein Auto auf dem Schulparkplatz, schalte den Motor ab und steige aus. Ein kühler Windstoß durchfährt mich, als ich zum Schulgebäude gehe. Der Morgen hat sich nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, und ich kann die Spannung in der Luft förmlich spüren.

Auf dem Weg zum Gebäude rempelt mich jemand an, und ich drehe mich um, um zu sehen, wer es war. Ein schwarzer Lockenkopf und olivfarbene Haut – das kann nur eine Person sein. Eve. Ich rufe ihr hinterher, aber sie reagiert nicht und setzt ihren Weg ohne ein Wort fort.

Während ich mein Tempo erhöhe, erreichen wir das Klassenzimmer. Eve ist schneller und erreicht ihren gewohnten Platz, auf den ich normalerweise direkt zusteuere. Doch diesmal wirft sie ihre Tasche darauf, bevor ich die Chance dazu habe. Ich hebe unschuldig die Hände und verdrehe die Augen, während sie sich auf ihrem Platz niederlässt.

Ohne ein Wort des Grußes setze ich mich schließlich auf einen anderen Platz, etwas weiter entfernt von Eve.

Wir warten 15 Minuten im Klassenzimmer auf unseren Geschichtslehrer, doch er kommt einfach nicht. Die Stille wird nur von gespannten Flüstereien durchbrochen, als sich alle fragen, wo er bleibt. Plötzlich öffnet sich die Tür, und eine elegante Frau betritt den Raum. Ihre grauen Haare sind sorgfältig gestylt, und sie trägt ein feines Sommerkleid aus dunkelblauem Stoff.

Die Frau stellt sich vor und erklärt, dass unser Lehrer heute krank ist und sie seine Vertretung übernimmt. Doch als sie diese Worte ausspricht, zieht sich meine Stirn in Falten. Unser Geschichtslehrer war noch nie krank. Eine gewisse Skepsis schleicht sich in meine Gedanken, aber ich beschließe, vorerst zu schweigen und dem Unterricht zu folgen.

Während der Lehrerin zuhöre, spüre ich, wie sich ein paar neugierige Blicke auf mich richten. Ich drehe mich zu Eve um, unsere Blicke treffen sich, und ich verstehe sofort, dass wir uns nach dem Unterricht an meinem Spind im Flur treffen sollen.

Nach dem Unterricht stehen Eve und ich vor meinem Spind. Sie blickt mich an, öffnet den Mund, schließt ihn wieder und wirkt sichtlich nervös. Ich ziehe fragend beide Augenbrauen hoch, und schließlich bricht sie das Schweigen. "Es tut mir leid, Alisia. Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht. Aber du kennst die Verhörtechniken deiner Eltern." Ihre Worte sind leise und voller Reue.

Ich nicke langsam, während ich ihre Entschuldigung annehme. "Ist schon gut, Eve." Ein schwaches Lächeln huscht über ihre Lippen, und die Erleichterung steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Schattenliebe - Der Schrei der BansheeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt