Kapitel 4: May, wer bist du wirklich?

61 11 7
                                    

"Ihre Stimme ist ein düsteres Lied, das den Tod ankündigt und die Herzen der Hinterbliebenen zerreißt." - Irische Folklore


Dass Eve bereits auf dem Sofa sitzt, stört mich nicht, als ich mich drauf fallen lasse. Ich liege mit den Beinen auf ihrem Schoß. "Na, meine Große," sagt sie und schiebt mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Wie wars auf dem Präsidium?" fragt sie. Ich schlucke und schließe die Augen. "Naja, wie wohl. Ich wurde zu dem Vorfall befragt. Johanna Smith ist ermordet worden. Sie ist die Nymphe, die mich in den VIP-Bereich geschickt hat, als ich dich gesucht habe," erkläre ich ihr. Eve zieht eine Augenbraue hoch.


"Ich war wie immer unten an der Bar," sagt sie. Ich zucke mit den Schultern. "Ich habe dich aber nicht gesehen.", erwidere ich. Jetzt zuckt Eve mit den Schultern. "Und diese Johanna hat dich in den VIP-Bereich der Bar geschickt zu dieser May?" Ich nicke langsam und erinnere mich daran, dass ich noch mit May verabredet bin. Ich drücke mir ein Kissen ins Gesicht und seufze hinein. Ich fische mein Handy aus der Hosentasche und schaue darauf. Kurz vor halb sieben. Ich schwinge meine Beine von dem Sofa, streiche mir meine Haare vom Gesicht weg und stehe auf.


"Ich muss nochmal weg," sage ich, stelle mich vor den Spiegel und öffne meinen Dutt. Zerzaust fallen sie mir über die Schulter, und ich fahre mit meinen Fingern durch, um sie zu entknoten. "Und du musst wohin?" fragt sie und mustert mich eindringlich. "May. Ich habe sie auf dem Präsidium gesehen, und sie meinte, dass wir uns sehen müssten," nuschele ich und blicke auf meine Füße. "Bitte?" Ich kann ein leichtes Entsetzen in ihrer Stimme hören. "Du kannst dich doch nicht einfach weiter mit ihr treffen! Sie hat sicher was mit dem Tod von Johanna zu tun." Mein Blick schnellt hoch, und meine Augen funkeln meine beste Freundin böse an. "Wage es nicht, hier irgendwelche Behauptungen ohne Verdacht zu äußern," knurre ich. Eves Augen werden groß. Ich dränge mich an ihr vorbei. "Alisia, bitte!" ruft sie mir hinterher und folgt mir die Treppe runter.


Ich greife nach meiner Jacke, die am Haken neben der Eingangstür hängt. Eve folgt mir besorgt. "Alisia, lass uns vernünftig darüber sprechen, bevor du in dein Verderben rennst," bittet sie, während sie mir meine Jacke aus der Hand nimmt und mir dabei tief in die Augen sieht.


Ein Sturm aus Wut und Sorge braut sich in meiner Brust zusammen. Die Gedanken über die Unterstellung von Eve und Mays mögliche Verwicklung in die Angelegenheit mit Johanna wirbeln chaotisch in meinem Kopf herum. Schließlich seufze ich und setze mich auf die Stufen.

Eve setzt sich neben mich, und ich spüre, wie ihre Nähe eine leichte Beruhigung über mich legt. "Ich verstehe, dass du besorgt bist, Eve, aber du solltest keine voreiligen Schlüsse ziehen. May ist vielleicht ein bisschen seltsam, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie in irgendetwas Kriminelles verwickelt ist.", sage ich zu ihr.


Ich nicke langsam und lehne mich an sie. "Du hast recht, Alisia. Ich sollte nicht sofort Verdächtigungen äußern.", murmelt sie. "Ich kann diese Ungewissheit einfach nicht ertragen. Ich muss herausfinden, was passiert ist.", erkläre ich meiner besten Freundin.

Eve drückt mich sanft. "Dann lass uns zusammen herausfinden, was vor sich geht. Ich stehe immer an deiner Seite, egal, wohin dich diese Suche führt."

Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, und ich drücke Eves Hand. "Danke, Eve. Du bist die Beste." Ich stehe auf, Eve reicht mir meine Jacke, und ich verlasse das Haus. "Du meldest dich aber, wenn irgendwas sein sollte.", ermahnt sie mich mit ernsten Augen. Ich nicke, schiebe mein Fahrrad vor und mache mich auf dem Weg zur Bar.

Schattenliebe - Der Schrei der BansheeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt