Kapitel 10 - Rette sich wer kann!

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Wenn man Liebe hat im Kampf, dann siegt man, 

hat man sie bei der Verteidigung, ist man unbezwingbar. - Laotse


Ich sitze auf dem Sofa, unfähig, mich zu bewegen. May steht vor mir, und ihre Worte durchdringen meinen Geist. "Ich hatte wieder diesen Banshee Sinn, und er hat mich hierhergeführt. Zu dir nach Hause, Alisia."



Mein Kopf dröhnt, und es fühlt sich an, als würde er auseinander brechen. Die Übelkeit steigt in mir auf, doch ich kann mich nicht rühren. May hat etwas in mir ausgelöst, etwas, das mich wie gelähmt zurückgelassen hat.


Ihre Augen, tiefgrün und erfüllt von Sorge, blicken mich an, und sie flüstert meinen Namen. "Alisia?"


Aber ich kann nicht antworten. Mein Körper ist erstarrt, und ich spüre ihre Berührung nicht. Ich sehe sie, sehe ihre Lippen sich bewegen, aber ich kann ihre Worte nicht hören.


May nimmt meine Unterarme und schüttelt sie leicht, doch es ist, als ob ich die Berührung nicht fühlen kann. Ich bin gefangen, regungslos in Mays Blick.


In ihren Augen sehe ich Verwirrung und Angst. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass May mir etwas Wichtiges mitteilen will, etwas von großer Bedeutung. Aber ich kann nicht reagieren, kann May nicht hören oder verstehen. Ich fühle mich gefangen in ihren Augen, in dieser unerklärlichen Verbindung, die mich hilflos zurücklässt.


Tränen steigen in meinen Augen auf, während ich weiterhin in Mays Augen starre, gefangen in einem Strudel aus Emotionen, Furcht und Verwirrung. Ich sehne mich danach, mich zu befreien, mich May mitzuteilen, aber meine eigenen Gedanken bleiben wie gefesselt, während May weiterhin verzweifelt versucht, zu mir durchzudringen.


Plötzlich atmet May tief ein. Über meinen Rücken läuft ein Schauer, als ein durchdringender Schrei ihren Lippen verlässt. Ihr Schrei schneidet durch meinen Körper wie ein scharfes Messer, und ich erkenne, dass sie meinen Namen schreit. Als hätte sie die Lähmung weggeschrienen, kann ich mich plötzlich wieder bewegen.


Wir rennen die Treppe hinunter, und ich flüstere: "Mein Vater bringt mich um, wenn er weiß, dass du hier bist!"


Im Flur kommen wir zum Stehen, und ich stocke. Schreie dringen aus der Kommandozentrale. Wilde Rufe nach Waffen, Schmerzensschreie und dumpfe Aufschläge erfüllen die Luft. Ich schiebe May in eine Nische.


"Kannst du damit umgehen?" Ich ziehe einen Dolch aus meinem Schuh und halte ihn May entgegen.

May nickt langsam. "Ich glaube schon", erwidert sie und nimmt den Dolch.

Ich küsse May auf die Stirn und flüstere: "Wir treffen uns wieder hier." Ich drehe mich um und gehe einige Schritte, dann kehre ich um, laufe zurück und nehme Mays Gesicht in die Hände. Ich küsse sie  sanft auf die Lippen "Und noch eine Sache", hauche ich. "Ich liebe dich, May Davis."


Ohne auf eine Antwort zu warten, renne ich aus der Haustür und eile zum Trainingsraum, um einen Bogen zu holen, während die düsteren Schreie aus der Kommandozentrale in meinem Rücken ertönen.


Ich renne zum Trainingsraum, die Panik treibt mich vorwärts. Mein Herz rast, als ich den Raum erreiche, und ich greife nach einem Bogen und einem Köcher voller Pfeile.


Die Pfeile klappern leise im Köcher, während ich zurück zur Kommandozentrale stürme.  Als ich in die Kommandozentrale schlittere, bleibe ich abrupt stehen und starre auf das gewaltige Durcheinander.


Schattenliebe - Der Schrei der BansheeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt