Die nächsten Tage an der Arbeit verfliegen nur so. Immer wieder zwischendurch versucht David mich anzurufen. Ich bin wirklich genervt, ich kann ihn halt noch nicht blockieren, es sind einfach noch einige Dinge zu klären, auch wenn das meiste über meinen Anwalt Lars läuft.
Beim 10. mal, in meiner Mittagspause gehe ich genervt ans Telefon, Valerie sitzt mir gegenüber und schlürft ihren Kaffee, guckt mich aber neugierig an.
„Was willst du David?!" „Ich ähm...Hi Mila.. ich wollte dich nur anrufen weil du noch ein paar Sachen hier hast...ich weiß nicht wohin damit, außerdem Suche ich ein paar Unterlagen, du hast doch immer den Papierkram gemacht, daher weißt du besser als ich wo ich was finde"
„David, ich will nicht mehr das du mich groß anrufst, von den Whatsapp Nachrichten die ich Nachts von dir kriege ganz zu schweigen.. ok?! Falls du Unterlagen suchst sind sie alle im Büro im blauen oder grünen Ordner, was nur mich betrifft den Ordner hab ich mitgenommen, der Ordner der nur deine Unterlagen enthält ist der Orangene" „Okay...ich versuche es.. Sorry, du fehlst mir einfach, Mila das war ein Fehler mit Lisa...ich sehe es wirklich ein..."
„Zudem Rest.." falle ich ihm ins Wort „Ich habe alles was ich brauche hier bei mir in Berlin, schmeiß es weg, verkauf es, spende es, es ist mir egal David!" Damit lege ich auf.
Valerie guckt mich sprachlos an. „Was denn? Ich kann nicht mehr Val...der Mann hat mich gebrochen, über Jahre hinweg...ist mir leider nur jetzt erst alles klar geworden. Ich bin immer nett geblieben, ich kann das einfach nicht mehr, ich hab von Männern einfach die Schnauzte voll"
„Süße, du machst alles richtig! Ich wäre wahrscheinlich viel pampiger gewesen am Telefon, ich kenne dich so nur noch gar nicht" grinst sie mich an, bevor sie sich wieder ihren Kaffee widmet.
„Sorry, wollte dich nicht so angehen, diese Nachrichten und Anrufe nerven mich einfach tierisch. Ich hab übrigens von Lars einen Termin bekommen, nächste Woche Mittwoch ist der Tag der Tage. Der Notartermin, ich bekomme meinen Anteil" Wir stoßen mit unseren Kaffeetassen an. „Das ist super Mila, ich freue mich für dich"
Wieder an der Arbeit versuche ich meinem Ausbilder genau zu folgen und die Arbeit nachzumachen. Gelingt mir nach diesem Anruf nur so semi gut, aber ich gebe mein bestes. Werde sogar hin und wieder von meiner Ausbilderin gelobt.
Die Tage vergehen. Es ist jetzt endlich der besagte Mittwoch, mein Tag! Ich bin seit morgens tierisch aufgeregt. Heute arbeite ich deswegen auch nur einen halben Tag. Ich muss mich vor dem Termin, auch wenn er Online für mich statt findet, mental vorbereiten.
15 Uhr, ich sitze in meinem kleinen Büro in meiner Wohnung, hab meine einzige Bluse an die ich besitze, dezent Make up aufgelegt. Ich drücke auf Videounterhaltung starten. Es dauert nur ein paar Sekunden und schon bin ich Virtuell bei dem Notar im Zimmer dazugeschaltet.
Ich begrüße alle freundlich, auch David...er sieht schlecht aus...tiefe Augenringe, einen drei Tage Bart und leicht gerötete Augen.
Lars winkt mir freundlich zu, er sieht optimistisch aus, fast so als würde er das ganze genießen.
Alles in allem geht es ganz schnell, der Notar rattert seinen Text runter, wir müssen dem allen zustimmen und Unterschreiben. Lars ist für mich als mein Anwalt da und darf dementsprechend für mich unterschreiben.
Das war's, zack...."mein" Haus ist weg.
Wir beenden das Gespräch professionell, respektvoll. Ich drücke auf Beenden und schon sitze ich wieder allein da, allein in meinem Büro. Ohne Haus. Meinem Traum.
Eine Träne läuft meine Wange hinunter, es werden mehr. Ich wollte nicht weinen, es ist doch ein großer Schritt Richtung Zukunft, meiner Zukunft, ich sollte nicht weinen...aber ich kann nicht anders.
Ich sitze noch eine weile so da...dann langsam stehe ich auf, gehe Richtung Kühlschrank, alles ganz automatisch. Ich greife nach der Flasche Wein, das Glas spare ich mir. Ich setze mich auf das Sofa und setze die Flasche an. Leise spielt SDP im Hintergrund...
Einige Zeit später, die Flasche ist fast leer, die Tränen haben aufgehört, wahrscheinlich hab ich gar keine mehr...ich bin verzweifelt, ich weiß nicht was ich tun soll, feiern wollte ich, jetzt sitze ich hier mit fast leerer Weinflasche und heule wie ein kleines Kind.
Meine Hand greift nach meinem Handy.. fast blind vor tränen wähle ich die Nummer von Valerie. Es tutet ein paar mal, dann nimmt sie ab.
„Hey süße, na bist du ausgiebig am feiern? Ich bin so stolz auf dich!"
Da kann ich nicht mehr...ich fange voll an zu weinen...richtig zu schluchzen..
„Oh scheiße süße...oh nein... nein Vincent, sie weint, ich weiß auch nicht...oh süße, bist du zuhause?" Ich nicke obwohl sie das ja gar nicht sehen kann „jaaa..." kommt es gebrochen aus mir heraus.
„Bleib da wo du bist, ich komme sofort zu dir ok? Vom Studio aus ist es nicht weit bis zu dir! Was? Nein Dag, Mila geht es nicht gut....ja...was... ich geh jetzt zu ihr, nein Vinnie du musst mich nicht fahren, ihr seid doch beide hier beschäftigt." Dann höre ich nur noch ein tuten...die Verbindung ist unterbrochen.
Ich greife wieder zur Flasche...fuck...Dag und Vincent haben mitbekommen was bei mir abgeht...so peinlich...Mila, 30 Jahre alt sitzt hier und heult und die kriegen das auch noch mit....ich setzte an und nehme einen großen Schluck aus der Flasche. Hoffentlich beeilt Val sich...
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Alles auf Anfang
FanfictionMila, ist frisch getrennt und entschließt sich nach Berlin zu ziehen und dort ein neues Leben zu beginnen. Von Männern hat sie erstmal die Schnauze voll....oder doch nicht? Denn sie lernt nicht nur Ihre lieblingsband SDP kennen sondern auch lieben.