Kapitel 32

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Samira

„Hey Wincent", höre ich meine Stimme sprechen, als er meinen Anruf entgegengenommen hat.
„Sami?" Fragend spricht er meinen Spitznamen aus.
„Ja, ich bin's", erwidere ich.
„Oh mein Gott, Sami. Ich hab mit allem gerechnet, aber ganz sicher nicht damit, dass du mich anrufst."
„Em ja, das dachte ich mir. Irgendwie naja irgendwie habe ich erfahren was bei dir passiert ist. Ich wollte mich mal melden, wie geht es dir den?", sprudelt es einfach so aus mir raus. „Einigermaßen gut.", dabei bemerke ich, dass er flüstert.  „Warum flüsterst du?", frage ich ihn direkt.
„Nicht so wichtig. Wie geht's dir denn? Hab erfahren, du bist aus der Klinik raus. Stimmt das?"
„Das bin ich seit gestern genauer gesagt. Mir geht's auch soweit gut."

„Das freut mich zu hören", sagt Wincent und irgendwie bekomme ich ein gutes Gefühl.
Stopp, Samira! Keine Gefühle. Du wolltest eigentlich keinen Kontakt mehr.
Mir fällt keine passende Antwort ein. Shit, ey! Vielleicht hätte ich mich doch nicht bei ihm melden sollen.
„Schatz?", höre ich plötzlich eine deutlich verschlafene, weibliche Stimme und lege einfach auf.
Fuck! Hat er etwa eine Freundin? Hat er sich deshalb nicht mehr gemeldet? Warum zur Hölle interessiert mich das überhaupt? Ich hätte ihn einfach weiterhin ignorieren sollen. Nicht nach ihm fragen. Nicht an ihn denken. Einfach ihn vergessen und alles, was er gemacht hat. Mit mir. Mit meinen Schutzmauern.
Ich liege noch lange wach und versuche mich irgendwie abzulenken. Meine Gedanken sind leider zu laut, um einzuschlafen. Erfolglos wälze ich mich hin und her und greife schließlich nach meinen Kopfhörern. Musik hat bisher immer geholfen. Allerdings scheint mein Spotify mich zu hassen, denn als ich die App aufrufe und die Musik starte, kommt direkt ein Song von Wincent. Ich schalte Spotify wieder ab und starre an die Decke. Wieso muss mein Leben so kompliziert sein? Wincent war mein erster und bester Freund. Und dann mache ich alles kaputt, wie immer. Warum kann ich ihm nicht gönnen, dass er glücklich ist? Nur, weil ich es nicht sein kann?
„Okay! Genug jetzt", sage ich zu mir selber. Ich schaue auf die Uhr und entscheide mich dazu, das einzige zu tun, was immer geholfen hat. Schnell schlüpfe ich in meine Sporthose, ein Shirt und meine Laufschuhe. Mit Kopfhörer, Handy und Schlüssel verlasse ich leise Annas Wohnung. Scheiß auf zu wenig Schlaf!
Glücklicherweise enthält meine Sportplaylist kein einziges Liebeslied und schon gar keine Songs von Wincent. Nachdem ich mich dessen vergewissert habe, starte ich die Musik und laufe los. Ohne jeglichen Plan tragen mich meine Füße durch die unbekannten Straßen. Selten ist jemand zu sehen und das ist mir ganz lieb. Nachts, im Licht der Straßenlaternen unterwegs zu sein, nur mit Musik auf den Ohren, beruhigt mich.
Die ersten zwei Kilometer habe ich mit meinem hohen Puls zu kämpfen, aber je weiter ich laufe, desto besser geht es mir.

Nach einem ausgewogenen Lauf fühle ich mich gleich besser, gerade wie ich zur Wohnung rein komme, lasse ich mich einen Moment gehen, mit meinem Körper lehne ich mich gegen die Wohnungstür an.
"Samira?", fragend steht Anna in ihrem Schlafanzug auf dem Flur. "Ja.", gebe ich von mir. Direkt macht Anna das Licht im Flur der Wohnung an. Sie mustert mich genau in meiner Kleidung.
"Sag nicht, dass du weg warst?", fragend hebt Anna ihre Augenbraue im Gesicht. "Doch!", antworte ich darauf.
"Bist du irre, in der Dunkelheit und dann in einer Großstadt wie Berlin?", fragt sie mich.
"Ja,ich bin irre vielleicht, ich habe das einfach gebraucht. Ich konnte einfach nicht schlafen.", rechtfertige ich mich. "Genau wie Wincent einfach nur komplett verrückt. Ich hoffe wenigstens das es dir geholfen hat und du jetzt schlafen kannst.", spricht Anna auf mich ein. Ich nicke ihr zu. Ich stoße mich von der Wohnungstür ab und gehe an Anna vorbei. Ich verschwinde im Badezimmer und dort werde ich meine Laufsachen los und stelle mich direkt unter die Dusche.
Nachdem ich im Bad fertig bin, gehe ich auf das Gästezimmer und da lasse mich ganz tief ins Bett fallen. Sofort schlafe ich ein und finde in einen tiefen Schlaf.

Am Ende der Woche des Probearbeiten.

"Du machst das ganz toll Samira.", spricht Anna zu mir, als ich gerade ein Telefonat beendet habe. "Danke!", gebe ich etwas verlegen von mir. Mit Komplimenten umzugehen fällt mir immer noch nicht allzu leicht.
Anna verschwindet wieder in ihr Büroraum und ich widme mich weiterhin meiner Arbeit.
Ich komme ganz gut zu recht mit allem und die Arbeit macht mir jetzt schon unfassbar viel Freude und Spaß.
Gerade sortiere ich die letzten Unterlagen in einen Ordner ein, wie Anna erneuert ihr Büro verlässt.
Sie schaut auf ihre Smartwatch, die sie an ihrem linken Handgelenk trägt. Dann schaut sie auf unsere Blicke treffen sich. Sie schenkt mir ein ehrliches Lächeln, darauf lächel ich ihr zurück.
"Du kannst fertig machen, wenn du alles fertig hast, kommst du dann zu mir ins Büro?", fragt sie mich. "Ja, ich komme dann.", antworte ich ihr direkt auf ihre Frage. Sie verschwindet wieder.
Ich schließe meine Arbeit fertig ab und dann klopfe ich an ihrer Tür an. "Komm doch rein Samira.", spricht sie. Ich trete in das Büro ein. Sie tippt irgendwas auf ihrem PC ein. "Setzt dich doch mal auf das Sofa. Ich bin gleich bei dir.", mit diesen Worten zeigt sie auf das Sofa, auf dem wir das letzte Mal gesessen sind, an meinem Bewerbungsgespräch vor ca. einem Jahr.

Gerade wie Anna fertig ist kommt sie mit einem Stapel Papier auf mich zu. Ok ist das jetzt gut?
Ich schlucke schwer wie sich zu mir setzt. "Dann fangen wir mal an.", räuspert sich Anna wie sich zu mir setzt. Ich nicke ihr darauf zu. "Samira, es macht mir freude ich hatte richtig freude mit dir diese Woche zu arbeiten und du hast definitiv gezeigt was du drauf hast. Ich kann mich auf dich verlassen. So jemand zuverlässiges suche ich schon ziemlich lange. Du würdest perfekt zu mir ins Team passen. Deswegen biete ich dir eine stelle als Managerin\ Tourmanager an allerdings momentan auf Springermodus.", spricht sie zu mir. Im ersten Moment bin ich sprachlos.
Wow damit habe ich wirklich nicht gerechnet.
"Keine Sorge ich habe mit Lena gesprochen ob du das bewältigen kannst. Ich war mir sicher unsicher, wegen deiner Lage. Aber sie ist guter Dinge und darauf vertraue ich jetzt einfach mal.", spricht Anna weiter und da reicht sie mir den Papierstapel den sie in der Hand hat. Sofort nehme ich den entgegen. "Ließ dir einfach mal alles in Ruhe durch. Wenn du unterschreiben solltest habe ich den Ersten Auftrag für dich.", zwinkert sie mir zu.
Sofort fange ich an, den ganzen Vertrag zu lesen mit all den Paragraphen, die dabei stehen. Nach einiger Zeit habe ich mich endlich durch all die Papiere gekämpft. "Stift?", frage ich Anna. Direkt reicht sie mir ein Kuli.
Ich setze meine Unterschrift unter die Linie des Arbeitsnehmer. Dann reiche ich Anna den vertrag wie den Kulli. Zufrieden Grinst sie mich an. Sie reicht mir die Hand. "Willkommen in mein Management Team.", beide schütteln wir uns die Hand.
"Was ist den mein Auftrag Anna?', frage ich sofort ganz neugierig.
Ich kann es wirklich kaum erwarten.
"Du wirst gleich was großes machen. Ich hoffe du kommst da echt klar. Aber ich bin mir ziemlich sicher das du dich gut schlagen wirst.", zwinkert mir Anna aufmuntert zu.
"Na jetzt schon raus mit der sprache?", frage ich sie und wirke dabei etwas ungeduldig.
"Eigentlich wollte ich das machen aber momentan muss ich mich um die Dinge von Wincent kümmern wie du mit bekommen hast und zerteile geht einfach nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher das du das genau so toll meistern wirst wie ich. Du wirst gemeinsam mit Beatrice Egli in 2 Wochen auf Tour gehen. Du kennst dich noch viel besser wie ich mit diesem Event ding aus und ich bin guter dinger das du das rocken wirst."
"Wow.", kommt es von mir.
Wie krass, einer der Sachen, die ich schon immer machen wollte, deswegen habe ich das studiert. Ich wollte das schon immer machen. Und jetzt wird das wirklich wahr, ich werde auf Tour gehen mit einer sehr bekannten deutschen Schlagersängerin. Wie krass ist das denn bitte?

Der Kummer in mir der mich berührt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt