Kapitel 14

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Es war schwer zu sagen welche Standpauke schlimmer gewesen war. Die von meinem Vater oder die von Carla. Beide wurden nicht müde mir zu sagen, wie unfassbar enttäuscht sie von mir waren und wie sehr mein Verhalten sie verletzt hatte. Sie betonten, dass sie sich doch nur Sorgen machten, sie wollten mein Bestes. Sie liebten mich doch.
Es war rührend und sicher ernst gemeint, doch es war bedeutungslos, zumindest für mich. Ihre Worte drangen nicht zu mir durch, sie verfingen sich im Nebel der Drogen, die ich kaum das Carla mich 5 Minuten allein in ihrem Zimmer gelassen hatte, aus meiner Tasche gezogen hatten und eingenommen hatte. Als der Rausch einsetzte, setzte mein Verstand aus. Ich saß da, heuchelte die reumütig Freundin und später die reumütige Tochter. Ich war gut darin, schauspielerisches Talente hatte ich schon als Kind besessen. Carla verzieh mir und mein Vater verzichtet auf Hausarrest. Nicht das der mich aufgehalten hätte.

Seit ich aus Dantes Ferrari gestiegen war, plante ich meine Flucht zurück zu ihm. Meine Gedanken wurden von ihm beherrscht, jede Zelle meines Körpers schrie förmlich nach ihm. Ich musste zu ihm, so schnell wie möglich und ich hatte einen Plan, wie ich das anstellte.
Gegen 8 Uhr ging ich runter, bereits frisch geduscht, mit einer Gesichtsmaske und in einem Pyjama, der so unschuldig aussah, das ich fast lachen musste. Ich sah aus wie ein süßer kleiner Teenie, der sich gleich mit einem Buch ins Bett kuschelte und genau das war der Plan.
„Ich geh heute früh schlafen, ich fühle mich nicht so gut" log ich mit weinerlicher Stimme. „Oh nein Millie, das klingt gar nicht gut, soll ich dir irgendwas geben? Eine Tablette vielleicht?" fragte mein Vater besorgt und legte mir die Hand auf die Stirn. Wenn ich nicht so ein selbstsüchtiges Miststück gewesen wäre, hätte ich spätestens jetzt meinen Plan mit einem schlechten Gewissen abgebrochen. Aber ich war wie ich war, ich hatte es längst akzeptiert. Ich handelte so, wie es für mich am besten war. Und ich wollte, dass mein Vater glaubte, was er glauben sollte.

„Danke, aber ich will einfach nur schlafen. Wir sehen uns morgen früh ja?" schniefte ich und ging zurück in mein Zimmer. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, tauschte ich den Pyjama gegen eine hautenge Jeans und ein tief ausgeschnittenes Seidentop. Während ich mich schminkte und meine Haare in große Wellen legte zog ich ein paar Lines, um in Stimmung zu kommen. Ich wollte nicht komplett high sein, aber ich wollte heute Nacht Spaß haben. Fertig gestylt setzte ich mich auf die Kante meines Bettes und wartete.
Gegen halb 10 hörte ich, wie mein Vater den Fernseher ausschaltet und ins Schlafzimmer ging. Das war meine Chance. Ich hatte nur ein kurzes Zeitfenster, in dem ich unbemerkt das Haus verlassen konnte und das nutzte ich. Auf Zehenspitzen schlich ich hinaus, zog meine High Heels erst vor der Tür an, lief dann um den Block und stieg dort in den Wagen, den ich mir bestellt hatte. Es war kein normales Taxi, sondern ein privater Fahrdienst. Er kostete einen Stange Geld, aber das war nicht von Bedeutung. Ich wollte sicher hin und zurück kommen, mehr zählte nicht.

Eine halbe Stunde später stand ich vorm Rouge. Die Schlange war lang, ich hasste es zu warten, weshalb ich es nicht tat. Das hier war meine Szene, meine Bühne. Ich hatte es nicht ohne Grund bereits mit 15 Jahren in die exklusivsten Clubs Roms geschafft. Ich wusste, was die Leute wollten, was sie von jemanden wie mir erwarteten und ich liefertet es.
Das tat ich immer.
Meinen Absätze klangen laut auf dem Beton vor dem Club, als ich an all den wartenden Frauen und Männern vorbei zum Türsteher ging. Er bemerkte mich sofort, sein Blick fiel auf mich, verschlang mich und öffnete mir die Tür. Ein Blick. Ein Lächeln. Ein kleiner Flirt und ich war drin. Es war ein Spiel das ich beherrschte wie niemand sonst.

Drinnen war es brechend voll, viel voller als letzte Woche. Es dauerte ewig, bis ich es an die Bar schaffte. Der Barkeeper bemerkte mich sofort, aber es war nicht der selbe wie letzte Woche. Ich beugte mich über den Tresen, um mit ihm zu sprechen „Ich suche Enzo, ist er da?" fragte ich und bekam eine Antwort, mit der ich nicht gerechnet hatte.
„Enzo arbeitet nicht mehr hier. Der Boss hat ihn letzte Woche gefeuert"
Oh shit, war er etwa meinetwegen entlassen worden? Ich biss mir auf die Lippe und dachte nach, als der Barkeeper mir seine Hand reiche „Ich bin Vincenzo, vielleicht kann ich dir ja helfen?" bot er an und ich ergriff die Chance. „Ich will euren VIP Bereich mieten." Er lächelte zwar, doch ich sah seine Skepsis. „Das ist ziemlich teuer Süße" setzte er an, woraufhin ich die Augen verdrehte, nach meiner Tasche griff und ihm meine Black American Express Karte über den Tresen schob „Ich denke, ich kann es mir leisten" sagte ich selbstbewusst. „Sieht ganz so aus, für wann willst du ihn mieten?" fragte er. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, weil ich wusste, das meine Antwort ihn aus dem Konzept bringen würde.
„Jetzt" Vincenzos Augen wurden groß. „Der VIP Bereich ist voll, ich kann nicht einfach..." setzte er an, doch ich tippte bloß auf meine Kreditkarte. „Du schaffst das schon, Vinnie. Sag ihnen, ich zahle ihre Rechnung. Von allen, solange sie verschwinden." wies ich ihn an, dann nahm ich an der Bar Platz, ließ mir einen Champagner einschenken und wartete.

20 Minuten später war Vincenzo wieder da. „Komm mit, der VIP Bereich ist frei." sagte er und wir gingen gemeinsam die Treppe hinauf. Der Raum war geschmackvoll eingereicht, ein paar Sofas, eine Tanzfläche, eine Bar und eine Stripstange verliehen ihm genau den richtigen Hauch an Verruchtheit. „Ich habe den Champagner bereits hingestellt und die Kellnerin hinaus geschickt, ganz wie gewünscht. Kann ich sonst was für sie tun Miss?" Ich nahm den Champagner, schenkte mir selbst ein und ging zur Glasfront, von der aus ich den ganzen Club überblicken konnte.
„Ja, ich will das du jemand hier her holst."
Ich sah in der Scheibe wie er die Stirn kraus zog. „Wen denn?"
„Dante Giordano"
Vincenzo schüttelte lachend den Kopf „Ich denke nicht das er..." Mit einer schnellen Drehung nahm ich den Blickkontakt wieder auf „Doch, er wird. Glaub mir. Sag ihm das ich hier bin und auf ihn warte"

Palermo at Midnight Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt