Kapitel 10

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Am Montag schwänzte ich die Schule. Nachdem mein Vater mich vor der Schule abgesetzt hatte, wartet ich bis er um die Ecke verschwunden war und lief dann an der Schule vorbei zu einem kleinen Café das ganz in der Nähe lag. Dort bestellte ich mir einen Kaffee und versteckte ich mich regelrecht hinter meinem Buch. Ich hatte keine Lust auf Carla, Emilio oder sonst wen zu treffen. Ich wollte niemanden sehen.
Obwohl das nicht ganz stimmte. Es gab durchaus jemanden den ich sehen wollte. Ich spielte mit dem Gedanken ihm einfach zu schreiben, vielleicht könnte er mir ja Gesellschaft leisten. Jeder trank doch gerne ein Kaffee oder nicht?
Doch ich tat es nicht.
Es kam mir albern vor, ich kam mir albern vor. Dante war ein gestandener Mann. Er würde sich sicher nicht an einem Montagmorgen mit einer Minderjährigen zum Kaffee treffen. Er würde sich nie mit mir treffen.
Warum sollte er auch?
Er konnte sicher jede Frau dieser Stadt haben. Frauen, mit denen er ganz legal zusammen sein konnte. Ich würde mich bloß lächerlich machen, wenn ich ihm schrieb. Das ich ihm in meinem von den Drogen vernebeltem Kopf gebeten hatte, mich nach Hause zu fahren, war schon schlimm genug. Ich würde mir wenigsten den letzten Rest Selbstwert erhalten und ihm nicht hinterherlaufen.

Die ganze Woche widerstand ich der Versuchung, ihm zu schreiben. Ich blieb standhaft, ging wieder zum Unterricht und stellte mich Carlas vorwurfsvollen Blicken, wenn ich nach der Pause wieder mal vollkommen high mit Rurik aus der Raucherecke kam. Sie verurteilte mich, jeden Tag warnte sie mich, dass ich mit dem Feuer spielte, doch ich konnte nicht widerstehen. Ich war süchtig. So war es. Das war die bittere Wahrheit, Es nützte nichts es sich schön zu reden. Ich war was ich war.
Ein gefallenes Partygirl, ein Mädchen ohne Perspektive und ohne Antrieb, es aus dem Sumpf aus Drogen allein hinaus zu schaffen.
Nicht weil ich es nicht gekonnte hätte.
Ich wollte nicht.

Am Freitag jammerte ich Rurik die Ohren voll, weil Carla am Abend nicht mit mir feiern gehen wollte. Sie und Emilio wollten lieber ins Kino. Außerdem hatte sie unsere letzter Ausflug ins Rouge wohl nachhaltig verstört.
„Warum kommst du nicht mit mir und den Jungs? Wir gehen freitags immer ins Lizzards. Es ist nicht das Rouge, ich weiß, aber die Musik dort ist echt gut und niemand fragt nach deinem Ausweis."
Das klang nicht schlecht, es war auf jeden Fall besser als den Abend allein vor dem Fernseher zu verbringen. Mein Vater hatte die Nachtschicht, er würde nicht merken, das ich weg war, solange ich rechtzeitig zurück war. „Ich bin dabei. Wann holst du mich ab?"
Gegen 21 Uhr betrat ich gemeinsam mit Rurik und seinen Freunden das Lizzard. Ich war das einzige Mädchen, doch das störte mich nicht, ganz im Gegenteil. Ich genoss es, dass sich die Jungs förmlich überschlugen, um mich zu beeindrucken. Sie flirtete hemmungslos mit mir, gaben mir einen Drink nach dem anderen aus und hingen an meinen Lippen. Es war ein perfekter Abend, ich hatte Spaß, wirklich, aber etwas fehlte und ich wusste was es war.
„Ich geh mir mal kurz das Näschen pudern" sagte ich über die Musik hinweg zu Gino, einem von Ruriks Freunden, mit dem ich allein in einer der Sitzecken saß, während die anderen gerade an der Bar waren. Doch als ich aufstehen wollte, packte er mich am Arm. „Dafür musst du nicht gehen. Ich habe was hier, wenn du willst." Er lächelte verschwörerisch und holte einen kleinen Plastik Beutel aus der Tasche, dadrin waren zwei blaue Pillen. Er nahm eine heraus und legte sie mir in die Hand.
„Was ist das?" rief ich, worauf er wieder lächelte und zurück rief „Probier es aus, du wirst es lieben."
Es war dumm, einfach eine unbekannte Pille von einem flüchtigen Bekannten zu nehmen, das war einem Teil in mir durchaus bewusst, doch bedauerlicherweise hatte dieser Teil in mir wenig zu sagen. Die Pille landete auf meiner Zunge und wurde mit einem Schluck meines Drinks hinabgespült, ehe mein Verstand seine Einwände vorbringen konnte.

Die Wirkung kam schnell und heftig. Alles war plötzlich laut und bunt. Meine Welt bestand nur noch aus Farben und Musik, mehr nicht. Ich tanzte durch das Meer aus Farben, genoss wie mich die Wellen hin und her schlugen, bis die Farben urplötzlich verschwanden und ich hart auf dem Boden einer Toilette aufschlug.
Was auch immer das für Pillen gewesen waren, die ich da genommen hatte, die Wirkung war komplett neu für mich gewesen. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war, wo ich war oder wie viel Uhr es war.
Wo waren die anderen?
Wo war Rurik?
Fahrig durchsuchte ich meine Tasche nach meinem iPhone, bis ich es endlich fand, schien eine Ewigkeit zu vergehen. Ich wollte bloß wissen wie spät es war, doch statt der Uhrzeit strahlte mich eine ungelesen Nachricht an. Mein Herz setze aus. Sie war von Dante.

Dante: Ich bin da, wo steckst du?

Ich verstand die Nachricht nicht.
Wieso war er hier?
Und wo war hier überhaupt?
Es gab nur eine Möglichkeit es herauszufinden, ich musst hier raus. Nach einigen Versuchen gelang es mir die Tür der Toilette zu öffnen. Als ich hinaus stolperte, fiel ich direkt in Dantes Arme. Offensichtlich hatte er bereits vor der Tür auf mich gewartet. Ich fiel gegen ihn, vollkommen kraftlos und erschöpft. „Fuck" fluchte er und fing mich rechtzeitig auf, damit ich nicht zu Boden fiel. Verwirrt sah ich zu ihm hoch, er war genauso schön wie in meinen Erinnerungen.
„Was machst du hier?" fragte ich und hörte wie schwer meine Zunge klang. „Soll das ein Witz sein? Du hast mir geschrieben, hast du das vergessen?" fuhr er mich an. Er klang wütend. Scheiß wütend. Ich bekam Angst.
„Hab ich? Sorry..." lallte ich. Meine Knie gaben nach, Dante fluchte wieder und fing mich erneut auf. „Was hast du genommen?" fragte er mich, diesmal gesellte sich zu seiner Wut auch so etwas wie Sorge. „Weiß nicht..." war alles was ich heraus bekam. Die Wirkung der Pille riss mich wieder mit, ich schwamm auf ihr davon, nein ich schwamm nicht.
Ich war wie schwerelos.
Ich flog.

Kalte Nachtluft schlug mir ins Gesicht und drängte den Rausch zurück. Ich wurde wieder wach, kam zurück in die Realität und erkannte, dass ich tatsächlich schwebte. Jemand trug mich durch die Nacht auf einen dunklen Sportwagen zu. Ich sah auf und erkannte meinen Retter „Dante..." flüstere ich. Er sah angespannt aus, gestresst und besorgt. „Ich bin hier, es ist alles gut hörst du? Ich bringe dich nach Hause Principessa." Schnell schüttelte ich den Kopf, was mich Sterne sehen ließ „Nicht nach Hause...mein Vater....bitte"
Ich hörte ihn fluchen, dann wurde ich auf den Sitz seines Ferraris gesetzt und angeschnallt.
„Dann kommst du mit zu mir. Ich lasse dich nicht unbeaufsichtigt, nicht in deinem Zustand" belehrte er mich, dann fiel die Tür zu, genau wie meine Augen.

Ich bekam durch den Nebel mit, wie er mich eine Treppe hinauf trug und war ihm dankbar dafür. Wenn mein Vater sehen würde wie high ich war, hätte ich Hausarrest bis ich vierzig war. Dante legte mich aufs Bett, seine Hand strich über meine Wange, er blickte besorgt in meine Augen. „Was ist nur los mit dir Amalia? Warum muss man dich ständig retten?" flüsterte er, dann erhob er sich, doch bevor er gehen konnte, umfasse ich sein Handgelenk. „Wo willst du hin?" fragte ich und hörte beschämt wie sehr ich immer noch lallte.
„Ich schlafe auf der Couch" Seine Stimme war weich und rau zugleich, eine Kombination die mich erschaudern ließ. Er klang nicht mehr wütend, seine Augen spiegelten nichts als Sorge wieder. Ich war ihm so dankbar, auch wenn ich noch immer nicht ganz verstand, wie er mich überhaupt gefunden hatte. Er hatte mich gerettet, schon wieder.
„Bleib" bat ich ihn und er lachte auf „Das wäre keine gute Idee, selbst wenn du nicht so high wärst, dass du kaum deinen eigenen Namen weißt. Du bist viel zu jung, Amalia. Es kann nicht mehr sein zwischen uns, selbst wenn ich wollte, verstehst du das?"
Mein Gehirn blockte seine logischen Argumente einfach aus, alles woran ich denken konnte war, wie gut es sich anfühlen würde, wenn er neben mir liegen würde. „Lass mich nicht allein" flehte ich und diesmal war es offensichtlich sein Verstand, der sich ausschaltete, denn er willigte gegen seine eigenen Argumentation hinweg doch ein.
„Na gut, du hast gewonnen, aber nur, weil ich so sicher sein kann, dass es dir wirklich gut geht. Ich will dich im Auge behalten, eine tote Teenagerin in meinem Bett wäre das letzte was ich gerade gebrauchen kann. Du versprichst mir aber, deine Hände bei dir zu behalten ja?" Er grinste als ich mir nickend auf die Lippe biss und begann sich auszuziehen. Sofort erwischte er mich dabei, wie ich ihn ganz unverblümt anstarre. „Mein Augen sind hier oben, Principessa." Verspottete er mich, während er seine Jeans auszog. Meine Augen weiten sich, als ich die Größe seiner Härte durch die Boxershorts erahnte. „Oh wow, du bist wirklich ein großer Junge. Schade, ich wette, du weißt nicht, wie man damit umgeht", neckte ich ihn, was sicher an meinem immer noch heftigen Rausch lag.
„Oh, Baby. Ich weiß genau, wie man es benutzt, glaub mir. Es ist eine Schande, dass du es nie erfahren wirst", sagte er und zog dann die Bettdecke zurück. „Rutsch rüber."
Da er sich nur mit seinen Boxershorts ins Bett legte, kam es mir logisch vor, das ich ebenfalls mein Kleid auszog. Ich stand auf, öffnete den Reißverschluss und ließ es hinab gleiten. Dummerweise hatte mein betrunkenes Ich dabei vergessen, dass ich unter diesem hautengen Kleid keine Unterwäsche trug. Noch bevor ich mein Kleid wieder hochziehen konnte, drehte er sich wieder zu mir um, sein Blick glitt über meinen nackten Körper und er schüttelte lachend den Kopf „Fuck Principessa, du willst es mir wirklich schwer machen, oder?"

Palermo at Midnight Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt