Kapitel 104

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Die Erkenntnis, wie sehr ich ihn immer noch wollte, setzte mein Inneres in Brand. Er war der letzte Mensch, den ich in meiner Nähe haben sollte, er war gewalttätig, berechnend und skrupellos. Er würde ohne Zögern die Welt in Brand setzten, wenn es notwendig wäre, um seine Ziele zu erreichen, aber er würde niemals zulassen, dass die Flammen mich verbrennen würden.
Und genau das war der Punkt.
Alles was er war, all die schlimmen Dinge die er tat - er tat sie nie gegen mich. Er war ein Monster, Ja. Doch es gab ein Problem mit Monstern wie ihm. Sie hörten auf Monster zu sein, wenn man sie liebte.

Dante hob mich an, verriegelt meine Beine um seine Taille und positionierte sich vor mir. „Du willst mich, Principessa. Nur ich kann diese Gefühle in dir wecken. Ich habe dich für jeden andere Mann ruiniert. Nichts wird je vergleichbar sein" Ich spürte wie ich mich um ihn zusammen zog und zitterte bei jedem seiner Stöße. Er fickte mich, als wäre das hier unser letztes Mal. Und das war es wohl auch.
Es war das letzte Mal, dass er es jemals tun würde. Denn ganz egal was ich fühlte, ich konnte nicht zurück zu ihm.
Es gab keine Zukunft für uns.
Es gab nur diesen letzten Augenblick.
„Dante. Oh Gott, oh Gott, oh Gott."
„Fühlst du wie perfekt es ist? Wie perfekt wir sind?" er stieß erneut zu, tief und unnachahmlich trieb er sich in mich und ich verlor mich. Verlor mich im Moment und verlor mich in ihm. Dann war es plötzlich seine Stimme, nah an meinem Ohr die mich aufweckte „Frag mich, Principessa"
Meine Augen flatterten auf und ich starre ihn an. „Frag mich was das hier für mich ist. Ist es wirklich nur Lust? Nur Verlangen? Nur Sex?" Er untermalte jedes seiner Worte mit einem harten Stoß in mich.
„Es ist zu viel." Meine Stimme klang heiser „Ich kann nicht Dante."
Ein Schauer lief über meinen Körper. Dante biss mir ins Ohrläppchen, bevor er knurrte: „Doch du kannst. Du wolltest es so, du brauchst es so, nicht wahr? Rau. Hart. Ungezügelt. Gnadenlos"
Seine Finger gruben sich in mein Fleisch, er war vollkommen entfesseltet.
„Frag mich!" forderte er erneut, doch ich konnte nicht. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte nicht sprechen können. Doch Dante schien auf eine Antwort zu bestehen.

So schnell, dass ich nicht begriff was er vorhatte, zog er sich aus mir zurück, drehte mich rum, sodass mein Oberkörper auf dem kühlen Marmor der Kücheninsel lag und dann schlug er mich. Der Schlag war schlimm, die Haut an meinem Hintern brannte wie Feuer.
„Frag mich Amalia!"
Wieder schlug er zu, wieder schrie ich auf.
„Was ist das hier für dich?" schluchzte ich. Mein Körper stand in Flammen. Schmerz, Lust, Sehnsucht, Liebe, Hass - ich konnte die Gefühle nicht mehr unterscheiden.
Dantes Hand glitt von hinten in mein Haar, er schwang es sich wie eine Zopf um sein Handgelenk und zog mich daran so weit zurück, wie es ging. „Das hier meine Schöne." flüsterte er in mein Ohr und begann sich langsam wieder in mich drängen.
„Das hier ist für mich alles. Es ist alles was je will und alles was ich je brauchen werden. Du bist alles für mich Amalia. Nur du. Es warst immer nur du Principessa"
Seine Stöße wurden schneller, sein Griff in mein Haar bestimmter. Es brauchte nur wenige Stöße von ihm und ich wurde von einem intensiven Orgasmus förmlich mitgerissen. Wie im Tunnel hörte ich ihn mir folgen, als ich mich von dem Gefühl davon tragen ließ, die nicht nur seine Bewegung, sondern vor allem seine Worte in mir ausgelöst hatten.

Mein Rausch war so intensiv, dass ich kaum mitbekam, wie Dante mich anschließend hochhob und hinüber zum Sofa trug. Er setzte sich, zog mich zwischen seine Beine, sodass mein Rücken gegen seine Brust gelehnt war und deckte uns mit einer hellgrauen Kashmirdecke zu. Ich genoss seine Nähe, dieses Gefühl der Geborgenheit, dass ich immer empfand, wenn er bei mir war. Hier, eingekuschelt unter der Decke und umschlossen von seinen starken Armen, war es so leicht, das Leben da draußen zu vergessen, doch es war nichts weiter als ein Trugbild. Die Realität wartete auf uns. Das alles hier fühlte sich so gut an, so vollkommen und perfekt, doch das war es nicht. Es war nicht perfekt, es war alles, aber nicht das. Wir waren kein glückliches Paar, ich war nicht hier her gekommen, weil ich mit ihm schlafen wollte. Ich war hier, weil ich Antworten wollte.
„Wo hast du die Akte?" fragte ich ihn, immer noch an ihm angelehnt. „Warum?" brummte er, er klang abwesend. „Ich will sehen, was du hast, deshalb bin ich hergekommen, schon vergessen?" Seine Hände verschwanden unter der Decke, er umfasste meine Brüste und spielte mit ihnen „Du bist so ernst, Principessa. Früher warst du nie so, du warst immer so locker, so ungezügelt..."
Sein Atmen streifte meinen Hals, während seine Finger weiter machte. Es fühlte sich gut an, zu gut, doch ich hatte genug. Er spielte mit mir, versuchte abzulenken und dachte offensichtlich ich durchschaute es nicht.
„Früher war ich vor allem eins, Dante. Ich war high" keifte ich und schlug seine Hände weg, ehe ich aufstand. Die Kashmirdecke um meinen Körper gewickelt sah ich auf ihn hinab, er sah verletzt aus. „Komm schon, du weißt das ich das nicht so gemeint habe..." sagte er deutlich zerknirscht, doch ich ging nicht drauf ein. „Wo ist die Akte?" wiederholte ich emotionslos. „Ich hab sie nicht hier" gestand er. „Sie liegt zuhause, in meinem Büro"

Aufgebracht wirbelte ich herum „Du hast sie nicht mal hier? Ich bin nur deswegen hier! Du hast mich her bestellt, um sie mir zu geben! Gott wie konnte ich nur so blöd sein, wie konnte ich nur glauben, dass du mir wirklich helfen willst. Für dich ist das alles nur ein Spiel, dir ist doch vollkommen egal, wer für ihren Tod verantwortlich ist oder? Ich bin dir vollkommen egal! Du hast nur eine weitere Möglichkeit gesehen, mich ins Bett zu bekommen. Ich bin so blöd! Fuck ich bin so verdammt blöd dir überhaupt noch irgendwas zu glauben."
Er sah von Sofa aus zu mir hoch, die langen schwarzen Haare hingen vor seinen dunkeln Augen. „Bist du fertig?" er klang vollkommen ruhig.
Auf mein Nicken hin redete er weiter „Ich habe die Akte nicht hier, weil sie so gut wie keine Information enthält. Damals habe ich Massimo damit beauftragt, herauszufinden, wer das Mädchen ermordete. Direkt nach dem Mord war ich nicht ganz zurechnungsfähig, wie du dir sicher denken kannst. Nicht nur die Tatsache, dass du mich verlassen hast ohne ein Lebenszeichen von dir hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen, es war auch ihr Tod. Fuck als ich in jener verdammten Nacht vor dem Rouge aus meinem Wagen sprang, dachte ich du bist es. Ich dachte wirklich ich hätte dich für immer verloren. Die Ähnlichkeit zwischen euch war unheimlich. Das es nicht du warst, die dort im Sterben lag, habe ich erst begriffen, als sie etwas zu mir sagte... Es war die falsche Stimme. Es war nicht deine...ihre war so hoch und sanft, du hingegen sprichst tief für eine Frau und da ist so ein Kratzen, es ist nur ganz leicht, aber es ist unverwechselbar."
Jedes seiner Worte spiegelte seinen Schmerz aus jener Nacht wieder. Es gab keine Zweifel daran, dass er für eine kurze Zeit wirklich geglaubt hatte, dass ich es gewesen wäre, die dort lag. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, was in diesem Augenblick in ihm vorging. Allein wenn ich mir vorstellte, dass er dort gelegen hätte...

„Auf den Schock, als ich dachte du wurdest ermordet, folgte die Wut und die Verzweiflung darüber, dass du mich verlassen hattest ohne mir zu sagen, wo du hin gehst. Ich habe jeden Stein umdrehen lassen, jedem Hinweis bin ich selbst nachgegangen, ganz egal wie klein er war. Das gesamte erste Jahr nach deiner Flucht war ich fast ausschließlich damit beschäftigt dich zu suchen. Massimo bot an, herauszufinden, wer deine Freundin getötet hat und ich ließ ihn. Es war ja nicht so, dass es mich nicht interessierte, immerhin hat derjenige sie getötet, weil er dachte, sie wäre du. Den Mörder zu finden war wichtig ja, aber es war mir in dem Moment nicht wichtig genug. Alles was ich wollte war dich zurück. Ich ließ Massimo freie Hand, er sollte sich darum kümmern und tun was getan werden muss. Es dauerte einen Monat, dann rief er mich an. Ich war gerade in Syrakus, es gab Hinweise das dort eine junge Frau in einem Café arbeitet, die dir ähnlich sah. Massimo sagte mir, dass der Mörder bloß ein kleiner Emporkömmling gewesen wäre, der sich erhoffte, mit dem Mord an der Freundin von Dante Giordano schneller aufzusteigen. Ich fragte nicht mal nach seinem Namen, alles was ich erwiderte war Beseitige ihn dann legte ich auf. Danach habe ich nie wieder daran gedacht" gestand er mir, seine Offenheit war aufrichtig und ungewohnt.
„Als ich ihn jetzt nach der Akte fragte, reagierte er angespannt, was ich erst verstand, als er sie mir ein gab. Er hatte kaum etwas festgehalten, die Akte war quasi leer. Nicht mal der Name des Typen stand darin. Ich hätte ihn fragen können, wie er mit diesen spärlichen Informationen überhaupt jemand überführen konnte, doch stattdessen gab ich sie Tommaso. Er sollte erneut Nachforschungen anstellen, abseits von Massimos. Tommaso müsste morgen Ergebnisse haben, dann wissen wir, ob Massimo den Richtigen ermordet hat. Ich wollte dir vorher keine Information geben, die eventuell fehlerhaft sind, deshalb bin ich mit leeren Händen hier. Dir ist das so wichtig, du sollst alles bekommen was es zu wissen gibt."

So wie er es erklärte, klang es, als wollte er mir helfen. So wie ich es verstand, hatte er mich erneut nur belogen, um mich zu manipulieren um mich erneut ins Bett zu bekommen. Aufgebracht begann ich meine Klamotten zusammenzusammeln. Dante folgte mir in die Küche und lehnte sich nackt wie er war an Tresen. Er entzündete sich eine Zigarette und sah irritiert zu mir rüber. „Was tust du da? Du willst doch wohl jetzt nicht ernsthaft gehen? Du wohnst jetzt wieder hier hast du das vergessen?" fragte er deutlich gereizt. Ohne zu ihm zu sehen antwortete ich „Das habe ich nicht, aber ich kann nicht hier bleiben. Das alles hier... shit ich weiß nicht mal mehr was ich sagen soll. Wir drehen uns im Kreis seit ich zurück bin. Du willst es nicht hören, ich will es nicht aussprechen, aber wissen tun wir es beide, hab ich nicht recht? Das hier.... Du und ich... es wird wieder nicht funktionieren. Ich will nicht nochmal erleben, wie wir scheitern, Dante. Lass es uns einfach bei dem hier belassen ok? Es ist ein gutes Ende findest du nicht?"

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