Palermo at Midnight

Kapitel 37

Nach meiner Ansprache strich ich mir genervt übers Gesicht und fragte „Also, warum bist du hier? Ich kann mich nicht erinnern, das wir verabredet waren"
Dankbar nahm Massimo meinen Themenwechsel an „Ich habe Neuigkeiten die dich sicher interessieren werden" tat er geheimnisvoll, ehe er sich ganz selbstverständlich auf mein Sofa setzte und mich stumm aufforderte es ihm gleich zu tun. Genervt davon, dass er sich hier aufführte, als wäre das hier seine Wohnung und von der Tatsache, das er mich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für etwas belangloses aus dem Bett mit Amalia gerissen hatte, ließ ich mich mit einem Seufzer aufs Sofa fallen. „Dann mal los. Ich bin ganz Ohr" sagte ich und klang dabei so desinteressiert wie ich war. Alles woran ich denke konnte war, das Amalia noch immer neben an lag. Nackt.

Massimo ignorierte meine miese Laune und begann begeistert zu berichten. „Du weißt ja, das ich zum Ende des Monats immer noch mal durchgehe, welcher meiner Dealer was verkauft hat. Ich belohne sie gerne mit...naja du weißt schon. Ich schicke ihnen zum Dank gerne eine Nutte. Das motiviert die kleinen Pisser echt. Wie dem auch sei, als ich die Abverkäufe dieses Monats durchging bin ich auf etwas Seltsames gestoßen. Einer meiner kleineren Dealer, der sonst hauptsächlich ein bisschen Gras an Schüler und gelangweilte Hausfrauen verkauft, hat in den letzten Wochen mehr geordert als alle andern. Sein Absatz an Kokain und Ectasy ist um 200% gestiegen. Innerhalb eines Monats!"
Ich sah ihn ausdruckslos an.
Warum erzählte er mir das?
Innerlich lachte ich über ihn, es gab nicht viele in unsere Branche die das Ganze so akribisch dokumentierten und berechneten, als wäre das hier ein scheiß börsennotiertes Unternehmen. In einer anderen Welt hätte Massimo sicherlich mit seinem Kopf Karriere gemacht und nicht mit seinen Muskeln.

„Was erwartest du jetzt von mir? Soll ich deinem neuen Dealer des Monats die Nutte persönlich spendieren oder was?" Ich war gereizt, weil ich nicht begriff, was genau an dieser Geschichte so dringend war, das er mich dafür aus dem Bett holte.
„Du solltest einfach zuhören, Boss. Der spannende Teil kommt jetzt. Wie gesagt der Dealer verkauft sonst nur wenig in seinem Gebiet. Er hatte also entweder im Bereich eines anderen gewildert oder er hatte neue Kunden gewonnen. So oder so war ich neugierig, wie er es in so kurzer Zeit geschafft hat, dermaßen Umsatz zu machen. Ich hab ihn her bestellt. Du solltest dir anhören was er zu sagen hat. Iljan!" rief Massimo und einige Augenblicke später trat der Dealer um die Ecke, von dem Massimo so fasziniert war. Ich fand nichts an ihm faszinierend. Das einzige was mir an ihm gefiel war, dass er ganz offensichtlich eine scheiß Angst vor mir hatte.

Massimo stellte sich zu ihm, „Na los erzähl dem Boss was du mir erzählt hast. Erzähl ihm, wie du so viel scheiß Koks verkaufen konntest, obwohl du sonst kaum genug Gras verkaufst um davon deinen Kühlschrank zu füllen." drängte er ihn. Der arme Iljan wurde kreideweiß, nickte aber eifrig und begann dann zu sprechen. „Ich...also ich habe vor ein paar Wochen über einen meiner Stammkunden eine neue Kundin gewonnen. Sie kauft das ganze Zeug bei mir, erst gestern hat sie so viel gekauft, dass ich...ich musste beim Lager anrufen, weil ich nicht genug auftreiben konnte auf die Schnelle. Ich wollte sie nicht an einen anderen Dealer verlieren, nur weil ich nicht schnell genug lieferte. Sie ist echt herrisch, aber sie scheint wahnsinnig viel Geld zu haben. "

Ein Schauder kroch meinen Nacken hoch, als ich ahnte worauf das hier hinaus lief. Ich sah an Massimos bösen Grinsen, dass wir das Finale gleich erreicht hatten und wappnete mich gegen den unvermeidlichen Tiefschlag.
„Wie sieht sie aus, dein mysteriös Goldesel? Komm schon, erzähl es dem Boss und nimm kein Blatt vor dem Mund." Massimo hatte zu viel Spaß an dem hier.
„Sie geht auf eine der Privat Schulen hier in Palermo und shit sie ist heiß. Sie ist mit Abstand die schönste Frau die je gesehen hatte. Makelloses Haut, blutjung, perfekter Schmollmund, Beine bis zum Himmel, lange dunkelbraune Haare und einen Vorbau..." Als er meinen düsteren Blick auffing, stockte er und sah panisch zu Massimo, der allerdings nur Augen für mich hatte. Er wartete auf die Explosion, er wollte auf keinen Fall verpassen, wann ich begriff, wen sein Dealer da ganz eindeutig beschrieb. Ich hatte es längst begriffen, doch ich sagte nichts. Es kostete mich einiges, mein Pokerface aufrechtzuerhalten. Gerade als ich ihn zwingen wollte, mir ihren Namen zu nennen, obwohl ich längst wusste, von wem er sprach, öffnete sich die Tür in meinen Rücken und ich hörte Amalias zarte Stimme „Iljan? Was tust du denn hier?!"

Alle Augen lagen auf ihr, wie sie dastand, nur in meinem Hemd, dass sie gerade mal bis zur Hälfte zugeknöpft hatte. Ihr Haar war verwuschelt, die Lippen noch geschwollen von den vielen heißen Küssen der letzten Stunden. Sie sah so sehr nach Sex aus, dass ich merkte, wie ich allein von ihrem Anblick und den damit verbunden Erinnerungen an die letzte Nacht hart wurde.
Ihr Dealer verlor endgültig den letzten Rest Farbe aus seinem Gesicht, während er hektisch zu ihr und dann zu mir sah. Er begriff schnell.
„Millie?! Fuck...Du...du bist die Freundin des Bosses?" stotterte er, dann begann sein Körper zu zittern, fast erwartet, ich das er sich einpinkelte vor lauter Angst, als ihm klar wurde, was er getan hatte.
„Ich hatte keine Ahnung, wirklich. Bitte ich wusste nicht das sie...shit ich hätte ihr nichts verkauft, wenn ich gewusst hätte wer sie ist. Sie hat nie erwähnt das sie...shit bitte ich wusste es doch nicht." bettelte er mich an, doch ich interessierte mich nicht für ihn. Er war mir egal, ganz im Gegensatz zu Amalia, die immerhin so viel Anstand hatte, schuldbewusst zu Boden zu gucken. Sie hatte mir versprochen damit aufzuhören, ich hatte ihr deutlich gesagt, dass ich sie nicht anfassen würde, wenn sie high ist.
Ich raufte mir frustriert die Haare, als mir das ganze Ausmaß ihrer Lügen bewusst wurde. Wenn sie erst gestern Drogen gekauft hatte, dann war sie hundertprozentig high gewesen, als ich sie abgeholt hatte. Und ich hatte es nicht gemerkt.
Schon wieder.

„Alle raus. Sofort!" brüllte ich, was sowohl den Dealer als auch Amalia zusammenzucken ließ, nur Massimo blieb ruhig. Er bekam sein Grinsen gar nicht aus dem Gesicht. Fuck warum musste ausgerechnet er dahinter kommen, dass Amalia ein fucking Junkie war, der mich verarschte?
Natürlich sah er mir an, dass ich keine Ahnung gehabt hatte, dass sie dermaßen viele Drogen konsumiert. Das hier war ein Punkt für ihn.
Massimo 1 : Amalia 0
Er genoss seinen Sieg über sie so deutlich, dass mir schlagartig klar wurde, dass ich ein ganz anders Problem mit ihm hatte, als bloß die Tatsache, dass er scharf auf mein Mädchen war.
Er sah sie als Konkurrentin.
Und Massimo duldete keine Konkurrenz.
Ihm war ganz offensichtlich klar, wie viel Einfluss sie schon jetzt auf mich und mein Handeln hatte. Einfluss, den bisher nur er gehabt hatte. Er würde versuchen sie los zu werden, damit er wieder meine Nummer eins war.

„Was soll ich mit ihm machen?" fragte Massimo mich und deutete mit dem Kinn auf den immer noch zitternden Dealer. „Oh ich wette dir fällt eine geeignete Strafe ein. Lass deiner Kreativität freien Lauf. Keine Limits" knurrte ich und sah den teuflischen Ausdruck auf Massimos Gesicht, während er Iljan vor sich her zur Tür schubste. Auf dem Weg kam er unglücklicherweise unweigerlich an Amalia vorbei, die noch immer wie in Schockstarre regungslos dastand. Massimo hielt an, beugte sich zu ihr rüber und flüstere leise, aber doch laut genug, dass auch ich es hören konnte, in ihr Ohr „Kleiner Tipp Baby: Wenn man mit dem Boss vögelt, bekommt man das Zeug für gewöhnlich vergünstigt. Vielleicht sogar umsonst, wenn du wirklich so gut bist, wie ich denke"