Dante
Was zu Hölle hatte ich mir nur dabei gedacht verdammt? Wie ein Tiger im Käfig lief ich jetzt schon seit über zwei Stunde in meinen Schlafzimmer auf und ab. Eigentlich sollte ich längst schlafen, ich konnte für die kommenden Tage jede Energiereserve brauchen, die ich kriegen konnte, jetzt wo ich der gesamten Unterwelt Palermos plus der Polizei den Krieg erklärt hatte. Ich bereute es nicht. Ganz im Gegenteil. Es fühlte sich richtig an, mich endlich offiziell zu Amalia zu bekennen. Das hätte ich damals schon tun sollen. Ich hätte sie offen als Frau an meiner Seite bekanntgeben sollen und sie so unter meinen Schutz stellen sollen, anstatt sie erst in diesem Apartment und dann in meiner Villa vor der Welt zu verstecken.
Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Vielleicht hätte sie mich nie verlassen.
Vielleicht wäre sie dann meine Frau und nicht seine.Genervt entzündete ich mir eine weitere Zigarette. Es brachte nichts mich in diesen Gedankenspielen zu verlieren. Egal wie oft ich es tat, es änderte doch nichts an den Tatsachen. Sie hatte mich verlassen, sie hatte ihn geheiratet und sie lag jetzt mit ihm im Bett anstatt mit mir.
Der letzte Punkt war der Grund, warum ich hier mitten in der Nacht auf und ab tigerte. Die Vorstellung, dass sie jetzt bei ihm war, machte mich wahnsinnig.
Was sie wohl gerade taten?
Vögelte sie mit ihm?
Es war kaum 3 Stunden her, das wir miteinander geschlafen hatten, doch was hieß das schon?
Er war ihr Ehemann verdammt. Sie waren seit fast 5 Jahren verheiratet. Selbst jemand der so verfickt anständigest war wie der kleine Schwede hatte Bedürfnis. Er wollte sie schon damals, jetzt wo er sie hatte, würde er sich nicht damit zufrieden geben, bloß neben ihr zu schlafen.
Und auch Amalia war alles, aber sie war ganz bestimmt keine Heilige. Sie war die sinnlichste und leidenschaftlichste Frau, der ich je begegnet war. Fuck, wem machte ich was vor?
Natürlich schlief sie mit ihm, doch tat sie es auch jetzt? Hier, in meinem Appartement, während ich keine 10 Meter entfernt war?
Ausschließlich konnte ich es nicht.Sie sah so verletzt, so zerbrechlich und so hilflos aus, als wir uns eben verabschiedet hatten. Am liebsten hätte ich sie nie mehr losgelassen, doch ich wusste, dass es ein Fehler gewesen wäre, sie heute Nacht mit zu mir zu nehmen, gerade weil sie so verletzt, zerbrechlich und hilflos war. Sie war nicht sie selbst, die Situation überforderte sie, nur deshalb hatte sie mir die Kontrolle überlassen. Sie war dankbar, dass ich es tat, aber das hieß nicht, dass ich es ausnutzen wollte. Amalia sollte hier bei mir sein, weil sie es wollte. Niemals wollte ich ihr etwas aufzwingen, was sie nicht zu einhundert Prozent wollte, nicht das das je möglich wäre. Ich hatte mich damals in sie verliebt, weil sie unzähmbar und selbstbestimmt war. Nie ließ sie sich etwas sahen, immer wollte sie die Zügel selbst in der Hand halten. Sie war ebenso stolz wie sie stur war. Jeder Tag mit ihr war eine Herausforderung, nichts war je leicht bei ihr. Sie war wie eine Naturgewalt, wunderschön und unkontrollierbar.
Genau dafür liebte ich sie, nur so wollte ich sie an meiner Seite. Es war wichtig, dass sie die Entscheidung bei mir zu bleiben selbst traf, nur dann hatten wir eine echte Chance. In der Theorie war das alles logisch und richtig. In der Praxis war ich jetzt alleine hier, während sie sich nur ein paar Türen weiter mit ihren verdammten Ehemann in den Laken wälzte.Das energische Klopfen an meiner Tür beendete meinen unruhigen Marsch zusammen mit meinen düsteren Gedanken. „Herein"
Meine Enttäuschung darüber, dass durch meine Tür nicht Amalia, sondern Tommaso trat, konnte ich nur schwer verbergen. „Ich weiß wer das Mädchen getötet hat" erklärte er mir ohne Umschweife statt einer Begrüßung. Deshalb mochte ich ihn so. Tommaso war kein Schwätzer, er kam lieber gleich zum Punkt. Er hielt eine Akte in der Hand, doch er machte keine Anstalten, sie mir zu geben.
Das war merkwürdig.
Ich wollte gerade danach greifen, da zog er die Hand zurück und sagte „Bevor ich sie dir gebe, will ich, dass du mir zuhörst Boss." Das war noch merkwürdiger, doch ich nickte, denn wenn Tommaso sowas verlangte hatte er seine Gründe.
„Ich habe gründlich recherchiert, ich habe mit verschiedenen Zeugen gesprochen und auch mit dem Gerichtsmediziner, sowie mit den Polizisten, die damals vor Ort waren. Zusätzlich habe ich mir das Videomaterial von jener Nacht besorgt. Alle Fakten hier drin habe ich mehrfach überprüft, du findest die Details in der Akte. Es ist mehr, als ich üblicherweise tun würde, doch in diesem speziellen Fall wollte ich auf Nummer sicher gehen" endlich reichte er mir die Akte mit den Worten „Es gibt keinen Zweifel das er es war, Boss. Es... es tut mir leid"Mein Magen war hart wie Stein, noch bevor ich die Akte aufschlug, wusste ich, wessen Name ich lesen würde. Leider half das Wissen nicht, den Schmerz zu mindern. Ausgerechnet seinen Namen dort zu lesen war ein Messerstich direkt ins Herz.
„Weißt du wo er gerade ist?" knurrte ich, ohne von der Akte aufzusehen. „Er ist in seinem Appartement. Ich habe jemanden abgestellt, der ihn beschattet"
Wortlos ging ich zum Schrank, zog mich an und schnappte ein paar Sachen.
„Soll ich dich begleiten Boss?" fragte Tommaso, während ich diverse Messer und andere Waffen in eine Tasche warf. „Nein" brummte ich und griff nach meiner Jacke.
Tommaso sah nicht glücklich aus mit meiner Entscheidung. „Ich halte es für keine gute Idee, alleine zu gehen Boss" Die Tür bereits in der Hand drehte ich mich zu ihm um. „Keine Sorge Tommaso, ich hab nicht vor alleine zu gehen."Ohne weiter darüber nachzudenken, ob das hier klug war, öffnete ich leise die Tür zu ihrem Zimmer. Lautlos schlich ich mich zum Bett und legte ihr meine Hand über den Mund. Amalia riss sofort erschrocken die Augen auf, doch die Panik in ihrem Blick verschwand, sobald sie mich erkannte. Mit dem Zeigefinger an meinen Lippen bedeute ich ihr still zu sein und mir hinaus zu folgen. Sie gehorchte, folgte mir leise durch das stockdunkel Zimmer hinaus in den Flur. Hier im schwachen Licht der Eingangshalle sah ich, was sie trug und wäre fast zu Boden gegangen bei dem Anblick.
Sie trug sein Shirt, das Shirt, das er vorhin noch anhatte. Vor Eifersucht brodelnd ballte ich die Fäuste. Es war nur ein Shirt, versuchte ich mich selbst zu beruhigen, doch mein Blut kochte weiter. Sie in Ruriks Shirt, das konnte nur eins bedeuteten...„Was ist los?" flüsterte sie nervös. Sie musste denken, dass es etwas mit dem Haftbefehl gegen sie auf sich hatte, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Bett holte. Ich sollte sie beruhigen, doch ich war zu aufgebracht.
„Tut mir leid das ich eure traute Zweisamkeit störe" begann ich sarkastisch woraufhin sich ihr Blick von nervös zu angriffslustig wandelte.
Oh ich kannte den Blick.
Ich lebte für diesen Blick.
„Wir haben geschlafen Dante." fiel sie mir ins Wort. „Du trägst sein Shirt" Amalia rollte mit den Augen. „Und du ziehst aufgrund deiner krankhaften Eifersucht die falschen Schlüsse. Meine Sachen sind in dem Schrank in deinem Schlafzimmer Dante. Wäre es dir lieber, wenn ich in nackt geschlafen hatte?"
„Natürlich nicht" gab ich kleinlaut zu.
„Warum hast du mich geweckt?" wiederholte sie. Meine Fokus war verrückt, als ich sie im Shirt des verfluchten Schwedens gesehen hatte, doch sie brachte mich zurück aufs Wesentliche.
„Ich weiß, wer deine Freundin ermordet hat" Amalia blassgrüne Augen wurden riesig. „Wer?" hauchte sie.
Statt einer Antwort drückte ich ihr die Sachen in die Hand, die ich aus ihrem Kleiderschrank in meinem Zimmer mitgenommen hatte. Einen enge schwarze Jeans, ein passendes Top und eine Lederjacke, dazu Sneaker. Es war nicht unbedingt das Outfit, in dem ich sie gerne sah, aber es war das, was sie tragen musste, wenn sie mich begleiten wollte und das würde sie.
Sie wollte die Rache.
Sie wollte Gerechtigkeit.
Es würde ihr nicht reichen, dass ich sie ihr verschaffte. Besonders nicht wenn sie erfuhr, wer es gewesen war.
„Zieh das an, dann bring ich dich zu ihm." erklärte ich. Sie begann sofort sich umzuziehen, während sie erneut fragte. „Wer war es Dante?"
Erst als sie fertig angezogen war, bekam sie meine Antwort, zusammen mit einer Smith & Wesson.
„Es gibt einen Grund, warum in der Akte von damals kaum Informationen waren und es kein Name des Killers gab. Er war es selbst. Massimo hat deine Freundin ermordet, Principessa."
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Palermo at Midnight
RomanceStatt für ihren Abschluss zu lernen zieht Amalia „Millie" Bernardi lieber jede Nacht durch die Clubs der italienischen Hauptstadt. Nach einer Partynacht, die komplett aus dem Ruder gerät, zieht ihre Mutter die Reißleine. Sie schickt ihre rebellisch...