Kapitel 82

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Die ersten Wochen meines Undercover Einsatzes liefen absolut reibungslos. Der Einsatz lief bereits, als sie mich hinzuzogen, sodass ich direkt loslegen konnte. Sie hatten mich in einer WG mit zwei anderen jungen Polizisten untergebracht. Die beiden Männer und ich sollten uns in die Partyszene von Palermo begeben und dort möglichst viele Kontakte knüpfen. Einer meiner Kollegen, er hieß Marco, sollte versuchen, Mitglied der Organisation zu werden, die wir versuchten hochgehen zu lassen. Er sollte von innen heraus versuchen, Informationen zu sammeln, während Gabriel, der andere Undercover Polizst, und ich uns als Kunden auf die Suche nach den Dealern machen sollten. Es lief gut, wirklich gut. Wir hatten bereist einige kleine Dealer hochgenommen, unser Vorgesetzter war absolut zufrieden mit uns, doch mir reichte das nicht.
Ich kannte die Strukturen, ich wusste das all diese Männer nichts weiter als kleine Fische waren. Sie einzusperren änderte nichts. Nicht auf Dauer.
Wenn man ernsthaft etwas ändern wollte, musste man Jagd auf die großen Fische machen und ich wusste ganz genau wie man die fing.

„Was hast du vor?" Gabriel lehnte in der Tür meines Schlafzimmers und sah mir beim stylen zu. Ich drehte gerade meine Locken auf, als ich antwortete „Ich habe es satt diese kleinen Würstchen ans Messer zu liefern. Ich will die waren Übeltäter. Die, die an dem ganzen Leid und der Gewalt hier ihr Geld verdienen." Gabriel kam rein, griff nach meinen Wein und trank aus meinem Glas, als wäre es seins. Wir hatten uns schnell angefreundet, er war 3 Jahre älter als ich und war ebenfalls ausgewählt worden, weil er von hier kam. Wir waren Insider, was uns die Arbeit erleichterte. Gabriel war wie ein großer Bruder für mich geworden, was mir sehr half, besonders dann, wenn ich mein Zuhause vermisste.

„Du willst die großen Bosse aus der Reserve locken nehm ich an. Trägst du deshalb dieses Kleid?" Er nickte mir im Spiegel zu und musterte anerkennend das sündige rote Kleid, das ich trug.
Ich lächelte verschwörisch und griff nach meiner Handtasche „Diese Männer...sie halten sich für so mächtig und unantastbar, aber das sind sie nicht, sie sind vor allem eins: nämlich Männer. Und wenn ich eins kann, dass ist es eben diese so lange um den Finger zu Wickeln, bis sie mit sprichwörtlichen aus der Hand fressen. Deshalb fahre ich heute Abend so ins Voilá. Der Dealer, den ich letzte Woche hochgehen lassen habe, hat mir verraten, dass sein Boss dort regelmäßig isst. Und er hat mir auch verraten, dass er eine Schwäche für schöne junge Frauen wie mich hat."
Ich zwinkerte ihm zu, doch Gabriel sah alles andere als begeistert aus. „Weiß Emanuelle davon?" Genervt verdrehte ich die Augen. Emanuelle war unser Vorgesetzter, der natürlich nichts von meinem Vorhaben wusste.
„Verpetzt du mich jetzt?" fragte ich mit einem perfekten Schmollmund, was Gabriel zum schmunzeln brachte. „Natürlich nicht. Kann ich dich wenigstens begleiten, um auf dich aufzupassen?" wieder schüttelte ich den Kopf. „Wenn ich in männlicher Begleitung komme, wird er nie mit mir flirten. Außerdem brauch ich keinen Aufpasser" Ich zog mein Kleid hoch und offenbarte ihm den Holster an meinem Oberschenkel, in dem meine Waffe steckte. Gabriel grinste breiter und feixte „Hol sie dir Tiger"

Das Voilá war eine gelungene Mischung aus Restaurant und Bar, das mit seiner Einrichtung an das alte Hollywood erinnerte. Die vielen kleinen Nischen, in denen die Tischen standen, verliehen dem Raum einen verwegenen Charme. Es war intim und edel. Perfekt also für das, was ich vorhatte. Die Kellnerin brachte mich sofort an einen freien Tisch, ich bestellte bei ihr einen Martini und wartete. Ich wusste nicht genau, dass heute jemand von Bedeutung hier auftauchen würde, aber die Chance war groß. Selbst wenn nicht, schadete es nicht, die Angel auszuwerfen.
Es dauerte keine 10 Minuten bis ich Gesellschaft bekam. Ein bulliger Kerl mit zurück gegelten Haaren und einem Maßanzug setzte sich ohne Aufforderung mit an meinem Tisch.
„Welch eine Schande eine so schöne Frau zu versetzten. Nenn mir den Namen des Idioten der eine Traumfrau wie dich warten lässt Schätzchen und ich erledige ihn für dich." Seine ganze Anmache war schmierig und unangenehm, doch ich spielte mit. Sein Anzug war teuer, der Siegelring an seinem Finger war echt, genau wie die schwere Goldkette um seinen Hals. Er war kein einfacher Dealer, er war ein Mann von Bedeutung.
„Wer sagt das ich verabredet bin?" hauchte ich zurück, während ich mich nach vorne lehnte, sodass er einen tiefen Einblick in mein eh schon tiefes Dekolleté bekam. Er biss an, schluckte den Köder und blieb.
Er bestellte Drinks und Essen, umgarnte mich und verriet mir im Laufe des Abends genug über seinen Status, dass ich wusste, er war zwar ein große Fisch, aber nicht der große Fisch. Er wäre ein guter Fang, mein Boss wäre begeistert, aber es war nicht genug. Nicht für mich.

Ich wollte mir die Chance nicht verbauen den Don, wie er ihn nannte, zu treffen. Wenn ich mit einem seiner Lakaien etwas anfing, würde er mich nicht mehr wollen. Ich musste interessant bleiben. Anspruchsvoll und unerreichbar, darauf standen Männer mit Macht, das wusste ich nur zu gut.
Also stand ich auf und verabschiedete mich nach dem Dessert von dem Mann, der sich mir als Giovanni vorgestellte hatte. Er war alles andere als begeistert, er war wohl davon ausgegangen, dass ich ihn nach Hause begleitete. Sein Ego war dermaßen gekränkt, dass er mir unbemerkt folgte, als ich hinaus ging. Ich bemerkte ihn und seine Männer erst, als es zu spät war.

„Was denkst du wo du hingehst? Der Abend ist noch nicht vorbei Schätzchen" er presste mich hart gegen die Mauer neben dem Restaurant, während seine Männer uns umringten. Ich hatte zu spät reagiert, jetzt hatte er mich so fest im Griff, das ich mich nicht mehr selbst verteidigen konnte. Ich versuchte ruhig zu bleiben und ließ ihn weiter reden. „Den ganzen Abend lässt du dir einen Drink nach dem anderen ausgeben und machst mich scharf wie sonst was, nur um dann einfach zu verschwinden? So läuft das hier nicht Schätzchen, das hier ist kein Märchen und du bist nicht Cinderella."
Seine Männer lachten über seinen schlechten Witz, weil sie es mussten. Ich hingegen musste hier überhaupt nichts. Ich wollte ihm gerade klar machen, dass er mich nicht einschüchtern konnte, als eine dunkle Stimme laut hinter seinen Männer grollte und mich zu Eis gefrieren ließ.
„Giovanni, gibt es einen Grund, warum du meine Frau gegen eine verdammte Wand gedrückt hältst?"
Was tat er hier?
Ausgerechnet er kam um mich zu retten?

Massimo bemerkte die Überraschung und die Angst in meinen Augen, doch er behielt sein Pokerface. Besagter Giovanni trat einen Schritt zurück, während gleichzeitig die drei Männer, die Massimo folgten näher traten und uns umgaben, eindeutig bereit für einen Kampf.
„Deine Frau? Witzig. Als ich unsere süße Kleine hier fragte, wer sie sei, stellte sie sich nicht als deine Frau vor." spottete Giovanni scheinbar unbeeindruckt.
„Sie ist nicht dumm. Wir halten es privat. Wir wollten bis nach der Beerdigung warten, um die Ankündigungen zu machen, aber jetzt bist du hier und legst Hand an meine Frau an. Du hast unsere Pläne durcheinander gebracht."
Massimo lügte wie ein Profi, da war kein Zögern, kein Zweifel. Er war wirklich gut.
„Warum warten? Wenn ich eine so heiße Frau hätte, würde ich mir sicher sein wollen, das jeder weiß das ich sie besitze." Massimos Faust traf den Kiefer des Mistkerls, ehe er regieren konnte. Mir entwich ein geschockter Aufschrei, als der bullige Typ einfach zu Boden fiel.

„Ich wollte das schon so lange tun" Bevor ich begriff, was hier passierte, war Massimo auf ihm und schlug weiter auf ihn ein. Schlag für Schlag bis das Blut sein schönes weißes Hemd besudelt hatte. Massimos Männer hatten ihre Waffen gezogen und zielten auf Giovannis Männer, während dessen Waffen auf mich gerichtet waren.
„Massimö" rief einer seiner Männer angespannt und schafft es tatsächlich, dass er den Kopf hob und für einen Moment von Giovanni abließ. Als er sah, das mehrere Waffen auf mich gerichtet waren, erhob er sich  „Fuck, Baby..." flüstert er, dann brüllt er seine Männer an „Waffen runter. Sofort"

Palermo at Midnight Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt