Kapitel 22

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Dante

Am liebsten hätte ich mir selbst eine reingehauen. Es war dumm von mir, verflucht dumm mich überhaupt von Massimo in diese Situation bringen zu lassen. Ich hätte es sofort unterbindenden sollen, so wie es mein erster Impuls gewesen war. Meine Intuition war verlässlich, doch ich hatte sie ignoriert. Das war ein Fehler, den ich kein zweites Mal begehen würde.
Als der Club sich an diesem berhängnisvollen Samstagabend gegen 11 Uhr immer mehr füllte, hatte ich meinen Platz an der Bar verlassen und mich wie immer hier her in mein Büro zurück gezogen, um zu arbeiten. Der Lärm blieb dank der dicken Tür draußen und schlafen konnte ich sowieso nicht. Seit Tagen schlief ich nicht richtig.
Die Woche war ein absolutes Desaster gewesen. Wir hatten drei gute Männer verloren, Massimo war verletzt worden, wenn auch nicht schlimm, aber schlimm genug, dass er seit 2 Tagen nicht hier sein konnte. Dazu kam noch, dass eine Lieferung verloren gegangen war und ich zu allem Überfluss Amalia seit fast einer Woche nicht gesehen hatte. Was auch hieß, dass ich seit fast einer Woche keinen Sex gehabt hatte.

Denn auch, wenn wir nie offen darüber gesprochen hatte, traf ich mich mit keiner anderen Frau seit ich sie kannte. Nicht weil sie es verlangte, sondern weil ich es so wollte. Es gab keine Frau die mich mehr interessierte, ich wollte nur Amalia. Ich war verrückt nach ihr, obwohl ich wusste, dass ich sie in Ruhe lassen sollte.
Sie konnte nicht hier bei mir sein.
Sie durfte es nicht.
Ich wusste das und sie wusste es auch. Dummerweise waren wir beiden fanatisch darin, zu verdrängen, wie wenig sie hier her gehörte. Das Problem war, das ich so vernarrt in dieses Mädchen war, dass ich schier durchdrehte, wenn sie nicht bei mir war. Ich dachte ständig an sie, machte mir Sorgen, was sie tat und mit wem sie es tat.
Mit einem genervten Lachen schüttelte ich den Kopf über mich selbst.
Was war nur aus mir geworden?
Der große Dante Giordano war plötzlich verletztlich geworden. Angreifbar und schwach.
Ich verlor den Fokus, weil mein Kopf voll war, voll von den Gedanken an ein Mädchen. Dabei sollte ich gerade jetzt, nach dieser katastrophalen Woche, all meine Energie auf das Geschäft richten. Es war Zeit, das ich etwas dagegen unternahm, bevor mir die Zügel komplett aus der Hand glitten. Ich musste meinen Fokus wiederfinden.

Offenbar sah Massimo das ähnlich.
Er kannte mich oft besser als ich mich auf die selbst, was er heute wieder unter Beweis gestellt hatte. Als gegen halb 12 meine Tür geöffnet wurde und Isabella eintrat, musste ich schmunzeln. Das war so typisch Massimo. „Er schickt dich oder?" fragte ich sie, obwohl ich sicher war die Antwort bereits zu kennen. Isabella nickte, dann kam sie näher und stieg unaufgefordert auf meinen Schoß. Es gefiel mir nicht, ich wollte sie nicht.
Ich wollte Amalia.
Aber Amalia war nicht hier.
Isabella schon.
„Er meinte du könntest etwas Zerstreuung gebrauchen." säuselte sie und begann sich auf meinen Schoß zu bewegen. Sie wusste was sie tat. Das hier war immerhin ihr Job. Und sie kannte mich gut, sie war immer eine meiner Lieblinge gewesen. Doch das war lange her.
Jetzt fand ich nichts an ihr mehr anziehend. Alles war zu viel, zu gewollt. Sie war nicht echt.
Sie war nicht Amalia.

Gerade als ich ihr einen Korb geben wollte, hörte ich, wie sich meine schwere Bürotür erneut öffnet. Typisch Massimo, er fuhr die harten Geschütze auf und schickte gleich mehrere Mädchen zu mir.
Wen er wohl noch schickte?
Giulia?
Oder Paola?
Obwohl ich weder Lust auf eine Nummer mit Isabella noch auf einen Dreier mit einer meiner anderen Mädchen hatte, siegte die Neugier. Vorsichtig schob ich Isabella ein Stück beiseite, um freien Blick auf die Tür zu erlangen und erstarrte.
Amalia.
Oh shit.
Was zur Hölle tat sie hier?
Ich sah in ihre riesigen blassgrünen Augen und was ich in ihnen sah, war wie ein Stich in mein Herz.
Ich sah Schmerz.
Echten Schmerz.
Fuck. Ich hatte ihr wehgetan und ich ahnte, wie sie darauf reagieren würde. Fast rechnete ich damit, dass sie mein Büro stürmte, eine meiner Waffen aus dem Schrank holte und erst Isabella und dann mich hinrichtet. Es wäre ihr durchaus zuzutrauen gewesen, meine schöne Kleine hatten ein ernsthaftes Problem mit ihrer Impulskontrolle. So in die Ecke getrieben traute ich ihr alles zu. Doch sie überraschte mich, indem sie ohne auch nur ein Wort zu sagen auf dem Absatz kehrt machte und verschwand. Mir war sofort klar, dass das kein gutes Zeichen war. Wahrscheinlich wäre es sogar besser gewesen, sie hätte tatsächlich mein Büro gestürmt, denn jetzt war sie unterwegs hinunter in meinen Club. So verletzt wie sie in den wenigen Sekunden auf mich gewirkt hatte, war sie unberechenbar.

Ich packte Isabella bei den Hüften und hob sie von mir runter. „Wer war das Mädchen? Ist sie der Grund warum du keine mehr von uns anfasst?" fragte sie beleidigt, was meine Geduld zusätzlich strapazierte. „Du wirst weder fürs Reden noch fürs Denken bezahlt, Isabella. Es geht dich nichts an, weder wer sie war, noch was zwischen uns läuft. Sie ist tabu, verstehst du das?! Geh einfach, bevor ich richtig wütend werde. Das willst du doch nicht oder?" knurrte ich sie an, ehe ich an ihr vorbei zur Tür eilte.
Unten im Club angekommen steuerte ich direkt in Richtung Bar und da war sie. Ich seufzte schwer und fuhr mir übers Gesicht. Sie hatte bereits begonnen zu spielen.
Lachend warf sie ihr dunkelbraunes Haar nach hinten, ehe sie dem Typen der vor ihr stand einen Blick zu warf, bei dem selbst auf die Entfernung, auch mein Schwanz sofort hart wurde. Shit sie war so gut in diesen Dingen, dabei war sie so verflucht jung. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie viel Männer ihr schon genauso verfallen waren wie ich. Man musst nur einen Blick auf sie zu werfen, um zu wissen, dass sie die perfekte Art von Ärger war: Ein gutes Mädchen, das genau wusste, wann es böse sein musste.

Der Kerl reichte ihr ein Glas, dann stießen sie an. Es war faszinierend und schmerzhaft zu gleich, Amalia zu beobachten. Jede Bewegung von ihr, jede Mimik, jedes Lächeln - fuck sie wusste wirklich ganz genau was sie tat. Dieses siebzehnjährige Mädchen brauchte keine 5 Minuten um augenscheinlich jeden Mann in die Knie zu zwingen.
Mich eingeschlossen.

Palermo at Midnight Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt