„Domenico, Raffaele schafft meine Frau ins Auto. Sofort" Massimo hatte den Befehl kaum ausgesprochen, als die beiden Männer auch schon zu mir kamen und mich links und rechts flankierten. Sie berührten mich nicht, es war eher eine stumme Aufforderung ihnen zu folgen. Ich wollte nicht mit ihnen gehen. Auf gar keinen Fall wollte ich in Massimos Auto steigen. Ich wollte protestieren, doch Massimo erahnte meine Protest, bevor ich etwas sagen konnte. Er wischte sich die blutigen Hände notdürftig an seiner Jeans ab, ehe er zu mir kam, seine Hände an meinen Wangen legte und mein Gesicht dicht vor seins zog. Seine Lippen lagen auf meinen, bevor ich reagieren konnte. Der Kuss war leidenschaftlich, es wirkte echt.
Sofort durchfluteten mich die Erinnerungen an unseres letzten Kuss und an all das, was danach vielleicht passiert wäre, wenn wir nicht durch Dantes Anruf gestört worden wären.„Sei ein braves Frauchen und steig in das verdammte Auto" knurrte er, die Lippen noch immer an meinen. Als ich mich nicht rührte, beugte er sich vor und flüstere in mein Ohr „Wenn du nicht gehst, wird das hier hässlich werden. Nicht das mich das stören würde. Ich hab kein Problem Blut für dich zu vergießen Baby. Es wäre nicht das erste Mal das ich für dich töte" Seine Worte ließen mein Inneres gefrieren. Sofort war ich wieder dort, in diesem Raum und hörte den Schuss.
Er hatte es für mich getan.
Er hatte ihn getötet, für mich.
Ohne zu zögern.
Ohne Reue.
Und ich wusste, dass er es wieder tun würde. Massimo war ein Killer, ihn störte es nicht, ein Leben zu beenden.
Es war ihm egal.„Ich warte im Auto auf dich" wisperte ich, dann senkte ich den Kopf und folgte Domenico und Raffaele widerstandslos zum Auto. Ich wollte Massimos triumphierenden Blick nicht sehen, dass ich mich ihm so leicht fügte. Außerdem war ich lang genug Teil dieser Welt gewesen um zu wissen, dass das die angemessene Reaktion war, die man von mir erwartete.
Domenico und Raffaele führten mich zu einem schwarzen SUV, der nur ein paar Häuser entfernt geparkt stand. Die beiden sprachen kein Wort, bis wir am Auto waren, dann sagte einer, ich glaube es war Domenico „Steig ein" während Raffaele mir die Tür aufhielt. Ich gehorchte, kletterte hoch in den SUV und warf dann erst einen Blick zurück auf den Ort, an dem das Drama begonnen hatte, das mich jetzt hier her geführt hatte.
Es war schwer zu erkennen, was genau Massimo tat, es war dunkel, aber es sah nicht aus, als würde er Gewalt anwenden. Er stand dicht vor Giovanni, dessen Männer sich genauso zurückgezogen hatten wie Massimos. Die beiden Männer schienen bloß zu reden, mehr nicht. Vielleicht hatte ich doch nicht so viel Ärger verursacht wie ich dachte.Domenico und Raffaele blieben vor dem Wagen stehen. Wie zwei breitschultrige Bodyguards aus einem Hollywoodfilm standen sie vor der Tür mit verschränkten Armen und finsteren Mienen. Ich wartete etwa 10 Minuten, bis die Tür erneut geöffnet wurde und Massimo zu mir auf die Rückbank glitt. Erst hier im Licht des Autos sah ich, wie blutbefleckt seine Kleidung war. Da war so viel Blut, dass ich kurz die Augen schloss, um nicht durchzudrehen.
Ich war Polizistin, ich hatte schon mehr Blut gesehen als das, aber es war was anders, wenn ich wusste, dass dieses Blut meinetwegen vergossen wurde.
„Was zur Hölle tust du hier Mil? Wieso bist du zurück in Palermo? Und was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, ausgerechnet mit diesem Abschaum Giovanni zu reden?" fuhr Massimo mich gereizt an, was dazu führte, dass ich direkt zum Gegenangriff ausholte. „Das hier ist ein freies Land, ich wusste nicht, dass ich deine Erlaubnis brauche, um in einem Restaurant etwas zu essen und mich mit einem Mann zu unterhalten." keifte ich, was ihn aber kalt zu lassen schien. So war es schon damals, er war nicht wie Dante. Er ließ sich nicht von mir aus der Reserve locken. Für ihn war ich nichts weiter als ein Ärgernis, um das er sich kümmern musste, weil man es von ihm verlangte.„Fuck du bist wohl immer noch das selbe sture Miststück wie damals. Ich hatte echt gehofft, dass du in den letzten Jahren Erwachsen geworden bist und diese bockige Klein Mädchen Verhaltensweisen hinter dir gelassen hast. Warum bist du hier?"
Er sah so angepisst aus, dass es fast witzig war. „Das geht dich nichts an" keifte ich, woraufhin er fragte „Bist du wegen ihm hier?" Mein Magen drehte sich. Er musste seinen Namen nicht sagen. Es war klar wen er meinte. Wir beide wussten es.
„Gott nein" erwiderte ich vielleicht etwas zu schnell. „Ich will nicht, das er weiß, dass ich hier bin" flüstere ich leise hinterher, weil es mir peinlich war. „Nicht?" hakte er nach und klang dabei ehrlich verwundert. „Nein. Ich will ihn nicht sehen, deshalb bin ich nicht hier. Damals zu gehen war richtig, ich bereue es nicht und ich will ihn nicht wiedersehen. Wir beide... dir muss ich wohl nicht erkören, dass es so besser ist. Für uns beide. Ich will nicht das er mich findet. Bitte verrate ihm nicht das ich hier bin."
Es war unfair das von Massimo zu verlangen. Ich wusste das er Dante zu Loyalität verpflichtet war. Ihm nicht zu sagen, dass ich zurück war, kam einem Verrat gleich.„So funktioniert das nicht. Das hier ist seine Stadt und das weißt du. Er wird es früher oder später erfahren. Er wird dich finden, da hilft auch dein neuer Look nicht" Massimo beugte sich vor und strich über meine inzwischen nur noch kinnlangen blonden Haare. „Eine neue Frisur ändert nichts. Ich habe dich sofort erkannt Baby und das obwohl es dunkel in der Gasse war und ich nicht unsterblich in dich verliebt bin"
Eine Gänsehaut überzog meine Haut, als er seine Hand um meinen Nacken legte und sanft mit dem Daumen über meinen Hals fuhr. „Jemand wie du fällt immer auf, Baby. Genau das war und ist dein größtes Problem." Er sprach jetzt leise und für seine Verhältnisse ungewöhnlich sanft. Ich schloss die Augen und genoss seine Berührungen, obwohl es sicher 1 Million Gründe gab, es nicht zu tun.
„Warum hast du das getan? Warum hast du ihm gesagt ich wäre deine Frau?" flüsterte ich mit noch immer geschlossenen Augen. „Weil es das ist, was er damals auch hätte tun sollen. Es ist der einzige Weg, jemanden wie dich wirklich zu beschützen" antwortete er eben so leise. Seine andere Hand war plötzlich auf meinem Schenkel, er fuhr meinen Oberschenkel hoch und ich ließ ihn.
Ich vergaß für einen Moment wo ich war und wer er war. Das Adrenalin pumpte noch durch meine Adern, die Gedanken daran, was passiert wäre, wenn er mich nicht gerettet hätte vermischten sich mit dem süßen Gefühl des Wiedersehens. Ich ließ mich mitreißen, zumindest solange, bis seine Hand an der Innenseite meines rechten Oberschenkels unter meinem Kleid verschwand. Fuck!Massimo stoppte sofort, seine Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Augen flogen vor Verwunderung auf. Er sah mich an, strich mit den Fingerspitzen sanft um das Holster und lächelte dann gefährlich, als er die Waffe umschloss, die ich dort versteckt hielt „Das ist neu. Du trägst eine Waffe? Ich dachte immer Messer wären mehr dein Ding Baby"
Die Mischung aus Spott und Bewunderung war faszinierend, gleichzeitig machte sie mich unendlich wütend. „Ich hab dazugelernt, ob du es glaubst oder nicht. Ich bin nicht mehr das naive wehrlose Mädchen von damals." Ich sprach ruhig, aber er hörte meine Wut. Er nahm die Hand von meiner Waffe. „Du warst nie wehrlos, Baby. Naiv ja, aber wehrlos nein" Aus seinem Mund klangen die Worte fast wie ein Kompliment. Er strich noch ein Mal über meine Haut, ehe er die Hand von meinem Hals nahm und an die Scheibe klopfte. Sofort wurden die beiden vorderen Türen geöffnet. Domenico und Raffaele stiegen ein und fuhren los.
„Wohin bringst du mich?" fragte ich nervös. Die Angst, dass er mich direkt zu ihm brachte, schwang in meinen Worten mit. Massimo schien es zu bemerken. Er umfasste meine Hand, dann verschränkte er unsere Finger miteinander. „Na wohin schon? Ich bringe meine Frau nach Hause. So macht ein guter Ehemann das doch oder?"
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Palermo at Midnight
Roman d'amourStatt für ihren Abschluss zu lernen zieht Amalia „Millie" Bernardi lieber jede Nacht durch die Clubs der italienischen Hauptstadt. Nach einer Partynacht, die komplett aus dem Ruder gerät, zieht ihre Mutter die Reißleine. Sie schickt ihre rebellisch...