Toni Walker

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"Die entführte Hope Grey kehrt zurück."
"Hope Grey kehrt heim."
"Die verlorene Hope Grey taucht auf."
All diese Zeitungen liegen bei mir zuhause und irgendwie fehlt mir die Kraft sie wegzuschmeißen. Irgendwie will ich sie behalten, denn sie erinnern mich an Ihn. Zwei Jahre ist es jetzt her und ich habe nichts von ihm gehört.

Ein letztes Mal betrachte ich mich noch im Spiegel. Sieht gut aus.

Ich laufe die Stiegen runter und steige ins Taxi. Angekommen betrachte ich das große Gebäude vor mir. Wow. Wunderschön.
Ich betrete das Gebäude und werde von einer Dame begrüßt. „Willkommen in Arctic Architektur. Kann ich dir weiterhelfen?"

„Ich habe heute ein Bewerbungsgespräch mit Herrn Walker." Sofort nickt sie und bittet mich ihr zu folgen.
„16 Stock, erste Tür links. Du kannst gleich reingehen, ich sage sofort Bescheid, dass du da bist." Ich bedanke mich und begebe mich zu den Fahrstühlen.
Ich klopfe leicht an und öffne dann die Tür. „Guten Tag, mein Name ist Ho-„ ich höre auf zu reden, als ich merke, dass niemand hier ist. Ich drehe mich um und sofort starre ich in zwei braune   Augen.

„Hope Grey."  sagt er leise und kommt rein. Ich nicke nur.  „Es freut mich Sie zu  kennenzulernen." er streckt mir die Hand aus. Lächelnd nehme ich sie und sage ein kurzes „freut mich auch."

Wir begeben uns an den Schreibtisch und er bittet mich, mich hinzusetzen.

"Mein  Name ist Toni Walker, ich bin der Personalmanager. Unseren Geschäftsführer werden Sie erst in einigen Wochen kennenlernen, da er auf Geschäftsreise ist, ich hoffe Sie geben sich daweil mit mir zufrieden?" Er hebt die Augenbrauen und lächelt. Ich nicke und obwohl er so nett ist, fangen meine Hände an zu schwitzen. Bitte nicht jetzt. Mein Hals trocknet aus und mein Herz schlägt schneller. "Ist alles in Ordnung?" Er steht auf und kommt auf mich zu. Ich nicke nur und verschränke meine Finger miteinander. Dann drücke ich so fest ich kann meine Nägel in mein Handrücken, bis dieser Schmerz mich von meiner Panikattacke ablenkt. Toni holt mir ein Glas Wasser und ich nehme einen schluck. Er sieht auf meine Hände und ich verstecke meinen Handrücken, indem ich meine andere Hand drüber lege. Ich bedanke mich und er setzt sich wieder hin. "Ich verstehe, dass du es wahrscheinlich nicht leicht hast und ich will mich gar nicht in deine Lage versetzen, also wenn du für Heute abbrechen möchtest, dann können wir es auf Morgen verschieben?" Sofort schüttele ich den Kopf.

"Nein, mir geht es besser." Ich setze mich aufrecht hin und lächle. "Wir können das Gespräch weiterführen, wenn es Ihnen nichts ausmacht." Er nickt und lächelt.

"Ist es Ordnung für dich wenn wir uns Duzen?" Ich gebe ein kurzes 'Natürlich' von mir und er führt das Gespräch fort. Letzendlich zeigt er mir noch das Unternehmen und stellt mir einige Mitarbeiter vor und dann verabschieden wir uns. "Das heißt, wir sehen uns morgen um 8 Uhr?" Überglücklich das ich den Job habe, nicke ich und verlasse das Gebäude. Sofort wähle ich seine Nummer und er hebt ab.

"Ich hab den Job!" Ich höre nur ein Lächeln am anderen Ende. "Du hattest recht, als du sagtest ich würde es schaffen."

"Siehst du, ich habe immer Recht!" Wieder lächelt Marco ins Telefon und ich verdrehe die Augen. "Ist alles gut verlaufen? Ohne irgendwelche Zwischenfälle?" Das ich kurz davor war, eine Panikattacke zu kriegen lasse ich aus, denn sonst schimpft er mit mir und wird mich zwingen öfter zur Therapie zu gehen. Deswegen entscheide ich mich zu lügen und sage, dass alles gut verlaufen ist und das ich morgen schon anfangen kann. "Wir haben uns jetzt vier Tage lang nicht gesehen und auch wenn es dir schon besser geht, will ich das du morgen nach der Arbeit kommst, okay?"

"Okay, werde ich machen."

"Gut, mein nächster Patient wartet schon auf mich, bis Morgen!" Somit legen wir auf und ich nehme mir ein Taxi nachhause. Dr. Saltmann Marco lernte ich noch im Krankenhaus kennen. Als ich erwachte, war er der erste der zu mir sprach, er half mir und war für alle Fragen für mich da. Seit zwei Jahren bin ich bei ihm in Behandlung und jedes Mal sagt er, er sieht eine Besserung und meint, ich hätte mich verbessert. Er sagt meine Depressionen geben nach, weil ich ja so stark bin, doch ich weiß auch, dass er das nur sagt, damit ich die Hoffnung nicht verliere. Er sagt mir immer wieder, ich muss Kontakte knüpfen, ich brauche Freunde, doch das tue ich nicht. Ich bin noch nicht bereit für so etwas. Das warst du noch nie. Von Harry habe ich seither nichts gehört, ich frage mich immer wieder wie es ihm wohl geht, was er tut, ob er wohl an mich denkt. Doch schnell schüttele ich den Kopf und denke an Berge. Marco sagt, ich darf keine Sekunde lang ihn denken, sobald ich anfange über ihn nachzudenken, soll ich an Berge denken. Ich soll mir vorstellen, wie es wohl wäre, im Winter einen Berg zu steigen, was würde ich anziehen? Eine Sache die er mich auch empfohlen hat ist, meine Gedanken auf ein Blatt Papier zu schreiben und es dann zu verbrennen. Ich soll mir dabei vorstellen, dass ich die schlechten Gedanken und die schlechte Erfahrung die ich gemacht habe, einfach verbrenne und wegschmeiße. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Zuhause angekommen, mache ich mir einen Tee und setze mich vor dem Fernseher. Nach einem Jahr ca. habe ich Marco die Warheit erzähl, ich sagte ihm, dass ich Harry kenne und beichtete ihm alles. Er hörte mir Stundenlang zu und sagte dann, es rechtfertigt trotzdem nicht seine Taten. Er hätte es mir erzählen sollen und nicht mich einfach in den Van schmeißen und Wochenlang so tun, als wüsste er nicht wer ich sei. Je öfter ich über seine Worte nachdenke, desto schlimmer kommt mir die Situation vor. Ich weiß, dass Marco recht hat, jedoch weiß er nicht, dass er mich beschützen wollte. Die Sache mit meiner Mutter kann ich ihm nicht erzählen, denn egal wie nett er auch ist, das ist die einzige Sache, die er niemals erfahren wird.

Gescheiterte EntführungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt