Therapie

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"Hi Toni, die Flüge sind gebucht und eure Hotelzimmer genauso." Er nickt und massiert sich die Schläfe. "Alles in Ordnung bei dir?" Er schüttelt den Kopf und setzt sich auf seinen Stuhl, gegenüber von meinem. "Jason hat sich krankgemeldet, er wird mich nicht begleiten." Kurz lässt er den Kopf hängen und schaut dann zu mir. "Würdest du mitkommen?" Sofort schüttele ich den Kopf. "Komm schon, Hope." wieder nur ein Kopfschütteln. "Du bist jetzt seit drei Monaten an meiner Seite und bist besser als einige die seit Jahren hier sind."

"Ich habe Flugangst." Peinlich berührt schaue ich auf meine Hände und er lächelt. "Lach nicht, das meine ich Ernst." Ich schmeiße meinen Bleistift nach ihm und er fängt ihn auf.

"Wann bist du das letzte Mal geflogen?"

"Mit sechs."

"Dein Ernst?" Jetzt lacht er noch mehr und steht auf. "Du hast keine Flugangst, du hattest sie mit sechs aber mit mir an deiner Seite, brauchst du keine Angst zu haben." Er stellt sich hinter mich und legt seine Hände auf meine Schultern. "Willst du mich wirklich in so einer scheiß Situation nicht unterstützen? Mich, deinen geliebten Arbeitskollegen, deinen Partner für die Mittagspause, deinen Partner mit dem du dir das Büro teilst? Hätte ich echt nicht erwartet." Viel zu laut atmet er aus und lässt sich wieder auf den Stuhl fallen.

"Okay okay, hör doch auf. Ich komme mit!" Ein großes Lächeln breitet sich auf Toni's Gesicht aus.

"Ich wusste doch, dass du mich nicht im Stich lässt." Ich werfe einen Blick auf die Uhr und fluchend packe ich meine Sachen zusammen. "Wieder zu spät dran?" ich nicke nur und auch er steht auf und nimmt eine Autoschlüssel. Fragend sehe ich ihn an.

„Was tust du?" Er öffnet die Türe und hält sie mir auf.

„Ich fahre dich hin." ich schüttele den Kopf und lehne dankend ab. „Egal was du sagst, diesmal gebe ich nicht nach. Jedes Mal hast du es eilig und gibst dann unnötig Geld für ein Taxi aus. Schön langsam habe ich auch das Gefühl das du mich betrügst! Du arbeitest sicher noch wo anders und eilst immer zu deinem Zweitjob."

„Du hast mich durchschaut! Aber ich möchte nicht, dass du mich dorthin fährst." Er schließt die Türe und stellt sich davor.

„Wo oder was genau ist dieses ‚dorthin'?" Ich versuche ihn von der Türe wegzubewegen, doch das unmöglich.

„Toni bitte, ich komme noch zu spät." Er schüttelt nur den Kopf und zuckt mit den Schultern. „Okay, ich habe ein Date." Er lacht. „Was daran ist witzig?"

„Du hast kein Date, wenn du einen Lover hättest wäre mir das längst aufgefallen. Ich weiß doch, wie sich Mädchen benehmen wenn sie verliebt sind!" Ich ziehe die Augenbrauen noch. „Schau nicht so, ich kenne Frauen in und auswendig!"

„Ich gehe zur Therapie." Während ich diese Worte ausspreche, schaue ich ihn nicht an. Gott ist das peinlich. Toni lächelt und zieht mich in eine Umarmung. Meine erste Umarmung seit Jahren.

„Und das verheimlichst du mir? Ernsthaft? Seit wann ist das eine Sache wofür man sich schämen sollte?" ich zucke mit den Schultern und löse mich aus seiner Umarmung. „Komm, fahren wir, sonst kommen wir noch zu spät." Er öffnet mir die Türe und ich folge ihm raus. Nach 20 Minuten kommen wir an und ich bedanke mich bei Toni für die Fahrt. „Wie lange wirst du brauchen?"

„Geplant sind zwei Stunden." er nickt nur und schaut auf die Uhr.

„Dann werde ich in zwei Stunden wieder hier sein." sofort schüttele ich den Kopf. „Darf ich bitte selbst entscheiden, wohin ich mit meinem Auto fahren möchte?"

„Ich möchte nicht-." er öffnet die Türe und schubst mich sanft hinaus.

„Solltest du früher fertig sein, ruf an. Wenn ich nichts höre, bin ich in zwei Stunden wieder genau hier!" Mit diesen Worten fährt er davon und ich lächle.

Gescheiterte EntführungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt