Fühl dich wie zuhause

280 4 0
                                    

Langsam öffne ich die Augen und merke, dass ich auf dem Bett liege. Gott sei dank nicht im Keller.
Ich gehe ins Bad und merke, dass da eine verpackte Zahnbürste liegt. Vielleicht war ja jemand da und hat mir die Sachen vorbeigebracht. Ich dusche mich schnell und gehe runter. In der Küche steht Harry und redet gerade mit einer Frau. Das muss wohl Fanny sein. Als er mich erblickt hört er auf zu reden und sieht zu mir.

„Guten Morgen." Sage ich und gehe auf sie zu. Fanny lächelt mich an reicht mir die Hand.

„Hallo Liebes, ich bin die Fanny." sagt sie und sieht zu Harry.

„Ich habe ihr von dir erzählt, Fanny." Sagt Harry und trinkt seinen Kaffee. „Heute wurden einige Sachen vorbeigebracht." Er zeigt auf die Taschen die bei der Eingangstür liegen. „Ich weiß nicht genau was drinnen ist. Sollte etwas fehlen, sag mir Bescheid." Ich nicke und bedanke mich. 3 Taschen Kleidung?

„Wieso so viel? Ich werde doch gar nicht so lange hier sein." Sage ich leise und sehe zu Harry. Er nickt nur und wendet seinen Blick zu Fanny.

„Danke das du hier warst." Fanny lächelt und legt ihre Hand auf seinen Arm.

„Sei nett zu ihr, ja?" Sie nimmt ihre Tasche und verabschiedet sich von uns.

„Du kannst Frühstücken." Er nimmt seine Tasse und geht ins Wohnzimmer. „Nimm dir aus dem Kühlschrank raus, was du willst. Fühl dich wie zuhause." Mit diesen Worten geht er davon.

Fühl dich wie zuhause.

Da ich keinen Appetit habe, nehme ich mir ein Glas Wasser und setze mich auf die Couch.

„Darf ich den Fernseher einschalten?" Harry nickt und gibt mir die Fernbedienung. Ich gehe auf Netflix und schalte Peaky Blinders ein. Ein zweites Mal schadet nicht.

Nach 4 folgen vergeht mir die Lust und ich schalte den Fernseher aus.
Harry sitzt immer noch auf der Couch und starrt konzentriert in seinen Laptop. Ich nutze die Chance und sehe ihn an. Er hat grüne Augen und braune Haare. Ist groß und gebaut. Er ist wunderschön.

„Wie alt bist du?" Sage ich ohne viel nachzudenken und bereue es in der Sekunde, als er mit hochgezogener Braue zu mir schaut.

Er macht seinen Laptop zu und legt ihn zu Seite. „26." Antwortet er.

„Wieso machst du diesen Job? Du bist noch so jung. Du hast noch das ganze Leben vor dir." Sage ich und schaue auf den Boden.

„Das ist nicht deine Sache." Sagt Harry und sieht mich an. „Wird jemand nach dir suchen?" Er wechselt das Thema und sieht mich abwartend an.

„Ich denke nicht." Sage ich ehrlich. Ich lebe seit dem ich 18 bin alleine.

„Wo ist deine Mutter?" Hackt er nach.

„Wahrscheinlich wohnt sie immer noch in Birmingham." Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich über meine Vergangenheit rede, aber im Moment stört es mich nicht. Ich werde ihn wahrscheinlich nach dem das alles hier vorbei ist, sowieso nie wieder sehen.

Er lehnt sich zurück und streicht sich durch die Haare. Er sieht so unschuldig aus. Er lächelt und schüttelt den Kopf. Er lächelt. Zum ersten Mal seitdem ich hier bin. Seine Grübchen kommen zum Vorschein. „Du schaust immer so verzweifelt. Lächle doch mal." Sagt er und ich sehe weg.

Als ich 10 Jahre alt war, sind wir nach Birmingham gezogen und unsere Nachbarin hatte einen Sohn. Er hat sie jedoch nur im Sommer besucht, weil er sonst immer bei seinem Vater war. Wir hatten uns angefreundet. Er war nett. Sein Name war Kai und er hatte wunderschöne grüne Augen. Er sagte immer ‚wieso schaust du immer so verzweifelt?' und als ich daran denke, lächle ich. Jeden Sommer sahen wir uns. Aber leider nur bis ich 14 Jahre alt wurde. Dann starb seine Mutter und er kam nie wieder.

„Na geht doch." Sagt Harry und sieht zu mir.

„Wo ist deine Mutter?" Traue ich mich zu fragen.

„Sie ist verstorben." Antwortet er knapp und steht auf.

Gescheiterte EntführungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt